Frankenthal Die 75 Minuten von Le Mans

Verkehr, eine rote Flagge und ein defekter Stoßdämpfer waren die Gründe, warum es im Qualifying für den Proton-Porsche (vorne) n
Verkehr, eine rote Flagge und ein defekter Stoßdämpfer waren die Gründe, warum es im Qualifying für den Proton-Porsche (vorne) nur für den 13. Startplatz in seiner Klasse reichte.

«LE MANS.» Klaus Bachler, der unter anderem für Schütz-Motorsport aus Bobenheim-Roxheim im ADAC-GT-Masters ins Lenkrad greift, hat am Wochenende die ganz große Rennluft geschnuppert. Bei den 24 Stunden von Le Mans steuerte der 26-jährige ehemalige Porsche-Junior an der Seite von Stéphane Lemeret (Belgien) und Khaled Al Qubaisi (Vereinigte Arabische Emirate) einen Porsche 911 RSR des Teams Proton Competition. Wegen eines Unfalls seines Teamkollegen kam er im Rennen aber gar nicht ans Steuer.

Verwunderung nach dem Qualifying. Wer die Startnummer 88 sucht, muss im Zeitentableau fast nach ganz unten blättern. Vorletzte Startreihe, nur drei Teams aus der Klasse LMGTE Am stehen noch dahinter. Beim Gespräch mit der RHEINPFALZ gibt sich Bachler gelassen. Denn die schlechte Startposition, bei einem 24-Stunden-Rennen eh nicht von übergeordneter Bedeutung, ist leicht erklärbar. „Erstens der Verkehr“, liefert der Österreicher die übliche, in Le Mans aber immer besonders einleuchtende Erklärung. Schließlich drängen sich 60 Autos auf dem 13,8 Kilometer messenden Kurs im Departement Sarthe an der Loire. Aber er kann noch nachlegen: „Zweitens haben wir nur einen Satz Reifen gefahren. Drittens kam noch eine rote Flagge dazu. Deshalb mussten wir eine schnellere Runde abbrechen.“ Zu allem Überfluss habe sich nach dem Quali noch herausgestellt, dass ein Stoßdämpfer defekt gewesen sei. „Das kam von einem Manöver vor dem Quali-Run“, erklärt Bachler. „Alles Sachen, die nicht besonders hilfreich waren“, meint er und lacht. „Im Endeffekt ist es aber egal, ob du von Platz 13 in der Klasse oder von weiter vorne startest.“ Natürlich, so der Top-Pilot des Proton-Trios, „ist es immer besser, wennst weiter vorn bist“, aber einen großen Unterschied mache das bei einem 24-Stunden-Rennen nun wirklich nicht. Die Rennvorbereitung sei wichtiger als die Startposition, und da schaut es so schlecht nicht aus. Im Warm-up führt er das Klassement lange an, nach Ende der 45 Minuten steht hinter der 88 die drittbeste Zeit. „Es läuft definitiv gut“, ist Bachler zuversichtlich. „Das Auto an sich war ja auch gut. Die Balance war auch im Quali gut. Klar, es war kein guter Run. Aber wir haben uns dafür entschieden, nicht noch einmal rauszufahren. Das war`s dann.“ Sie hätten auf jeden Fall weiter vorn stehen können, aber Hauptsache, sie wissen, dass der Wagen taugt. „Vielleicht ist es sogar ein Vorteil, von da hinten zu starten“, meint Bachler, für den es die dritte Teilnahme am Langstreckenklassiker ist. Das Team habe sich deshalb entschieden, dass Khaled den Start fährt. „Das ist meiner Ansicht nach von der Strategie her besser“, erklärt der Österreicher. Und warum das? „Jeder Pilot hat eine Mindestfahrzeit von sechs Stunden. Wir werden versuchen, dass Khaled und Stéphane jeweils knapp über sechs Stunden fahren und ich den Rest.“ Bachler ist der Top-Profi im Team. „Beim Start ist es auch besser, er hat ein paar Runden freie Fahrt, muss auch noch nicht in den Rückspiegel schauen, das hilft. Und wenn eine Safetycarphase kommt, was gleich nach dem Start immer sein kann, wird auch das auf die Gesamtfahrzeit angerechnet.“ Klaus Bachler wird als Zweiter ins Auto steigen, auch die Dunkelheit bereitet ihm keinerlei Probleme. Eher die Helligkeit im Moment. „Ich gehe jetzt ein paar Runden schlafen“, verabschiedet er sich. Es ist 11 Uhr. Das hätte er sich sparen können. Denn nach eineinviertel Stunden des Rennens kollidiert Al Qubaisi in den schnellen Porsche-Kurven mit dem LMP2 des Russen Roman Rusinov. Tuscher von hinten, dann ab in die Leitplanke, erst rechts, dann links. Al Qubaisi schleppt den waidwunden 911er zwar noch an die Box. Aber dort wird schnell klar: Das Chassis ist irreparabel beschädigt. Die Plane wird über das Wrack gezogen. Aus! Früher Feierabend für Klaus Bachler. Der ist bedient. „An der Stelle kann man nicht überholen“, nimmt er seinen Teamkollegen in Schutz. „Da gibt es nur eine Linie.“ Da sei Geduld gefragt, der Schnellere müsse sich eben kurz hinten anstellen. „Wir fahren ja auch ein Rennen.“ Zwei Kurven danach sei Gelegenheit. Jetzt ist die Enttäuschung groß. Aber er betont: „Das Wichtigste ist, dass den Fahrern nichts passiert ist. An der Stelle ist es sehr schnell und sehr gefährlich.“ Das Auto sei platt: „Vorn, hinten, keine Chance.“ Bachler ist Profi genug, um das zu verdauen. „Es geht ja nicht nur um mich. Das ganze Team ist enttäuscht. Stéphane wäre das erste Mal hier gefahren, Khaled wollte auch unbedingt dabei sein. Auch alle Mechaniker, alle Leute sind seit einer Woche hier und kümmern sich um unser Auto.“ Vom Speed her wäre was möglich gewesen: „Von daher ist es natürlich sehr schade. Aber das ist Motorsport.“

Bereit: Klaus Bachler (links) und Kollege Khaled Al Qubaisi bei der Teampräsentation.
Bereit: Klaus Bachler (links) und Kollege Khaled Al Qubaisi bei der Teampräsentation.
x