Frankenthal Dialoge vorm Dom

Humor und Tiefgang vereint der Schauspieler und Autor Wolfgang Bachtler in „Domblick“. In zehn Szenen erörtert er mit der versto
Humor und Tiefgang vereint der Schauspieler und Autor Wolfgang Bachtler in »Domblick«. In zehn Szenen erörtert er mit der verstorbenen Frau seinen Alltag und seine Erinnerungen.

Mit „Domblick“ ist Wolfgang Bachtler ein Stück gelungen, das Humor und Tiefgang gelungen vereint. Als Rentner, der jeden Tag zu dem Platz kommt, an dem er mit seiner verstorbenen Frau so gerne saß, spielt der Autor sein Ein-Personen-Stück auch selbst. Die Premiere am Donnerstagabend im nur zur Hälfte gefüllten Theater Alte Werkstatt Frankenthal war Teil des TAW-Festivals „Mehr Liebe“.

Der Rahmen des eineinhalbstündigen Stücks ist klar gesteckt: Jeder Tag ist eine Szene, zehn Szenen gibt es. Der Rentner kommt, stets mit Regenschirm, Sitzkissen, Brille und Hut ausgerüstet, zum Aussichtsplatz. Nach dem Dialog mit der verstorbenen Ehefrau verabschiedet er sich mit dem typisch pfälzischen „Alla“, was jedes Mal für Lacher im Publikum sorgt. Am Lieblingsplatz der Gattin, dem titelgebenden „Domblick“, erzählt er ihr von seinen Erlebnissen, als wäre sie noch lebendig. Nach und nach stellt sich heraus, wie sehr der namenlose Mann noch immer darunter leidet, dass er von seiner Mutter und seiner Schwester Erna verachtet und im Stich gelassen wurde, weil er eine protestantische Frau heiratete. „Zwische uns war des nie ä Problem, die Mudder und die Ärna hänn äns draus gemacht“, erzählt der Witwer seiner toten Frau. Allein durch seine schauspielerische Präsenz füllt Wolfgang Bachtler die gesamte Bühne aus und man kann die unterschiedlichsten Emotionen in all ihrer geballten Macht spüren. Die pfälzische Mundart macht einen großen Teil des Charmes und der Ironie des Stücks aus. Bachtler nimmt die Zuschauer mit durch die eintönigen Tage seines Rentnerdaseins mit nervigen Nachbarinnen, der Rosenkranzmafia und seiner Schwester Erna („die dabbisch Kuh“), die ihr Leben durch ihren Glauben zerstört. Für Spannung sorgen plötzliche Gefühlswechsel und die Darstellung der unterschiedlichen Charaktere. Auch wenn die Familienkonstruktion von Schwägerin und Stiefoma zu Beginn etwas verwirren, kommt man zum Schluss doch dahinter. Mit den Themen seines Stücks spricht Bachtler das überwiegend ältere Publikum an. Er spielt dabei gekonnt mit den Klischees. Während der Pause und auch nach dem Stück wurde am Donnerstag noch lange über die Probleme mit dem Glauben und der Kirche diskutiert. Das Stück will nicht durch Tempo und überzeichnete Emotionen überzeugen, sondern durch seinen Tiefgang. Der Übergang zwischen den einzelnen Szenen ist mit leichter Gitarrenmusik unterlegt. Regie führt Johanna Regenauer, die eng mit Wolfgang Bachtler an der Umsetzung arbeitete. Es war die sechste Premiere in diesem Jahr am Theater Alte Werkstatt. Nach der Sommerpause soll „Domblick“ mit vier Terminen (3. September, 12. Oktober, 26. November und 13. Dezember) wieder in den Spielplan aufgenommen werden. Die ursprünglich vorgesehene Inszenierung des Bestsellers „Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran“ des französischen Schriftstellers Éric-Emmanuel Schmitt wurde laut TAW-Chef Jürgen Hellmann aus gesundheitlichen Gründen verschoben.

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