Frankenthal Der Windhund und der Künstler

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Das schon bald 63 Jahre zurückliegende „Wunder von Bern“ feierte am Samstagabend beim glamourösen Ball des Frankenthaler Carneval-Vereins (FCV) im großen Saal des Congress-Forums eine Renaissance: Horst Eckel, Fußball-Weltmeister von 1954, wurde zum Ritter von der Hobelbank geschlagen – und mit ihm Beigeordneter Bernd Knöppel (CDU).

In der ihm eigenen Zurückhaltung nahm der beim 1. FC Kaiserslautern groß gewordene Horst Eckel die Auszeichnung entgegen, erinnerte an die schwere Nachkriegszeit und bezeichnete in seinen Dankesworten den Gewinn der Weltmeisterschaft als einen Aufbruch für Deutschland. Ausführlich und detailreich hatte zuvor CDU-Landtagsabgeordneter Christian Baldauf – in den letzten Jahren zum FCV-Cheflaudator avanciert – die Verdienste und das Lebenswerk des fast 85-Jährigen gewürdigt. „Solche Vorbilder wie er sind heute wichtiger denn je“, sagte Baldauf unter dem Beifall der knapp 300 Ballgäste. Horst Eckel, der 274 Punktspiele für den FCK absolvierte, sei seinerzeit mit dem Fahrrad von seinem Heimatort Vogelbach nach Kaiserslautern gefahren und habe als Weltmeister gerade einmal 320 Mark im Monat verdient, skizzierte Baldauf den bescheidenen Lebensstil des einst schmächtigen Außenläufers mit Spitznamen „Windhund“, dessen Vorbild und väterlicher Freund Fritz Walter gewesen sei. Beim Nähmaschinenhersteller Pfaff habe er Feinmechaniker gelernt und sich später zum Sportlehrer umschulen lassen. „Zufriedenheit ist wichtiger als Geld“, sei stets sein Lebensmotto gewesen. Neben dem Fußball habe sich Horst Eckel auch anderweitig sportlich betätigt. „Mit dem Golfen wird er mit 90 anfangen“, mutmaßte Christian Baldauf. Sportliche Ambitionen und Ausdauer können auch dem Halbmarathonläufer Bernd Knöppel, ebenfalls mit dem Ritterschlag geadelt, bescheinigt werden. Mit dem beruflichen und politischen Werdegang des Beigeordneten machte Ex-Oberbürgermeister Theo Wieder (CDU) vertraut. Sein erster Satz „Es gibt mich noch“ wurde ebenso stürmisch bejubelt wie der Rap, den er über seinen Parteifreund zum Besten gab. „Unser Bernd hält alles gut im Lot“, skandierte Wieder und bescheinigte ihm, die Kunst des Möglichen mit großem Geschick zu beherrschen – auch bei der Biotonne. Bei dem feierlich inszenierten Ritterschlag – von den Bänkelsängern Stefan Mehlis und Michael Völpel musikalisch eingeleitet – hatte Graf Columbus vom Speyerer Tor alias Wolfgang Mahnert als Ordensmeister seinen letzten Auftritt. Der stimmlich angeschlagene Apotheker reichte das Schwert an seinen Nachfolger Frank Hüther, der sich beim FCV als „deutscher Michel“ einen Namen gemacht hat, weiter. Zu einem „stimmgewaltigen Erlebnis“ – so FCV-Präsident Andreas Schuff – wurde das Intermezzo des 1. Frankenthaler Männerchors, der unter dem temperamentvollen Dirigat von Walter Zipp seine Ohrwürmer zelebrierte – „You’ll Never Walk Alone“ inklusive. Für die tänzerischen Rhythmen sorgte die Big Band der Polizei Heilbronn mit ihrem Leiter Roland Schneider.

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