Frankenthal Bahnlärm belastet immer mehr Bürger

Je dunkler das Rot, desto stärker die Belastung – so stellt sich die Situation auf einer Lärmkarte des Eisenbahnbundesamts für F
Je dunkler das Rot, desto stärker die Belastung – so stellt sich die Situation auf einer Lärmkarte des Eisenbahnbundesamts für Frankenthal und seine Vororte dar.

Die Lärmbelastung der Frankenthaler, die entlang der Bahnschienen im Stadtgebiet wohnen, ist in nur zwei Jahren extrem gestiegen. Entsprechende Zahlen des Eisenbahnbundesamts hat die Verwaltung dem Planungs- und Umweltausschuss präsentiert. Oberbürgermeister Martin Hebich hält es für zwingend, die Schutzwand über den Haltepunkt Süd hinaus zu verlängern.

„Jetzt wird endlich die Realität abgebildet“, kommentierte Oberbürgermeister Martin Hebich (CDU) im Ausschuss die vom Bundesamt ermittelten Werte der Lärmstatistik 2017. Demnach ist die Anzahl der in Frankenthal vom Schienenverkehr beeinträchtigten Bürger allein innerhalb der vergangenen beiden Jahre um mehr als das Doppelte gestiegen. Eine daraus abgeleitete konkrete Forderung des OB: Die bestehende Lärmschutzwand müsse über den Haltepunkt Süd hinaus verlängert werden. Noch bis Freitag, 25. August, läuft die Öffentlichkeitsbeteiligung für den vom Eisenbahnbundesamt verantworteten Lärmaktionsplan. In der Ausschusssitzung am Dienstag wurden die betroffenen Bürger ermuntert, in möglichst großer Zahl den im Internet hinterlegten Fragebogen auszufüllen (wir berichteten am 14. August). Die Diskussion über die Stellungnahme der Stadt Frankenthal innerhalb dieses Beteiligungsverfahrens drehte sich in erster Linie um die Frage, wie es zu dieser eklatanten Zunahme der vom Bahnlärm betroffenen Menschen kommt, nachdem noch vor zwei Jahren von einer Abnahme um rund 25 Prozent die Rede war. „Dies passt nicht zu den aktuellen Bestandsdaten“, stellte Diplom-Ingenieur Martin Reichert vom Karlsruher Büro Modus-Consult fest. Er nannte es „erschreckend“, dass das Eisenbahnbundesamt noch 2015 behauptet habe, der Schienenverkehr habe abgenommen. Tatsächlich aber hat sich die Anzahl der Frankenthaler Einwohner, die vom Bahnlärm betroffen sind, am Tag von 4370 auf 10.420 und in der Nacht von 3470 auf 8740 erhöht. Allein die Zahl derjenigen Personen, die oberhalb der Schwelle zur Gesundheitsgefährdung von 70 Dezibel (Tag) und 60 Dezibel (Nacht) leben müssten, sei tagsüber von 410 auf 500 und in der Nacht von 770 auf 1180 angewachsen. Reichert führte weiter aus, dass von 2015 bis 2017 der Schienenverkehr in Frankenthal von 56.000 auf 68.000 Züge pro Jahr zugenommen habe. Dies seien 34 Züge mehr pro Tag, davon 20 Güterzüge. Mit Nachdruck plädierte der Experte für eine technische Umrüstung der Güterwaggons. Bis 2020 wolle die Deutsche Bahn die Schienenverkehrsgeräusche deutlich minimieren. Lärm könne krank machen und müsse daher reduziert werden, betonte Gabriele Bindert (CDU). In Frankenthal bestehe immenser Handlungsbedarf. Es gelte daher, gegenüber dem Eisenbahnbundesamt weitere Lärmschutzmaßnahmen einzufordern. Alis Hoppenrath (SPD) bezeichnete es als sinnvoll, den Verkehr von der Straße auf die Schiene zu verlagern, um den Kohlendioxid-Ausstoß zu verringern. „Züge stoßen kein CO2 aus.“ Dass es mehr vom Bahnlärm Betroffene in Frankenthal gebe, führte sie auf eine Herabsetzung der entsprechenden Grenzwerte zurück. Dem widersprach Martin Reichert mit dem Hinweis, dass es in der Lärmstatistik keine Grenzwerte gebe. Für Rainer Schulze (Grüne/Offene Liste) war der erhebliche Anstieg lärmgeplagter Bürger nicht nachvollziehbar. Die Einführung der „Flüsterbremse“ bei Güterzügen müsse massiv gefordert werden.

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