Bad Dürkheim Wuchtige Tonfolgen

Stephan Rahn an der Orgel und Falk Zimmermann mit der Trompete gaben ein hervorragendes Konzert.
Stephan Rahn an der Orgel und Falk Zimmermann mit der Trompete gaben ein hervorragendes Konzert.

2017 jährt sich der berühmte Thesenanschlag Martin Luthers an der Schlosskirche zu Wittenberg zum 500. Mal. Für Falk Zimmermann (Trompete), Stephan Rahn (Orgel) und Peter Andres Staub (Textimpuls) eine Herausforderung, sich in einem anspruchsvollen Konzert mit „Luther in Wort und Ton“ auseinanderzusetzen. Sie fanden am Sonntagabend in der protestantischen Kirche in Wachenheim ein dankbares Publikum.

Eingeladen zu diesem festlichen Konzert hatte die katholische Chorgemeinschaft Forst/Wachenheim mit Unterstützung des Fördervereins Kirchenmusik Forst/Wachenheim. „Die Musik verjagt den Teufel und macht die Menschen fröhlich“, meinte einst Martin Luther. Im Leben des Reformators spielte Musik eine bedeutende Rolle. Seine Lieder gehören zu den Klassikern im evangelischen Gesangbuch. Luther selbst hat Psalmen umgedichtet und vertont, altkirchliche Hymnen ins Deutsche übertragen, biblische Erzähllieder geschrieben und geistliche Kinderlieder verfasst. Bei diesem Konzert stand jedoch vor allem die Musik im Vordergrund. Es begann mit der Ouvertüre C-Dur nach Antonio Vivaldi von Johann Sebastian Bach, in der Bach typische Züge der italienischen Musik mit der deutschen Kompositionsart einfallsreich verband. Um den Zuhörern in Wachenheim unterschiedliche musikalische Textinterpretationen näher zu bringen, stellten die beiden Musiker dasselbe Lied in der Bearbeitung zweier Komponisten gegenüber. Eine erste Kostprobe bot der Choral „Was Gott tut, das ist wohlgetan“ in der Version von Bach und in der von Johann Gottfried Walther. Beide Komponisten lebten zur gleichen Zeit. Seine Ausbildung erhielt Walther in Erfurt bei Johann Bernhard Bach, ein Cousin zweiten Grades von Johann Sebastian Bach. Seine Bearbeitungen wurden zum Vorbild der Transkriptionen Bachs von Kompositionen Vivaldis. Ein weiteres musikalisches Paar war die Bearbeitung von „Aus tiefer Not schrei ich zu Dir“ von Jean Langlais, einem experimentierfreudigen französischen Komponisten des 20. Jahrhunderts, auf die die Version von Felix Mendelssohn folgte, einem der bedeutendsten Musiker der Romantik. Langlais setzte den Text in wuchtige, dissonant klingende Tonfolgen um. Mendelssohns Variante klang klassisch-romantisch, doch ebenso drängend im ersten Satz, auf das ein friedliches Andante die aufgewühlten Empfindungen im zweiten Satz beruhigte. Mit einem Textimpuls zu einzelnen Thesen Luthers rief danach der Freinsheimer Psychologe Peter Andreas Staub den Anlass der Reformation in Erinnerung und setzte sie in Beziehung zur Befindlichkeit der heutigen Zeit. „Ein feste Burg ist unser Gott“ ist ein Kirchenlied, dessen Text und Melodie von Martin Luther geschrieben wurde und das für den Protestantismus von großer Symbolkraft ist. Im Kirchenjahr ist es dem ersten Sonntag der Passionszeit zugeordnet. Eine hörenswerte Gegenüberstellung gelang den beiden Musikern mit einer traditionellen Bearbeitung des romantischen Komponisten Hermann Robert Frenzel und der zeitgenössischen Version von Jean Langlais. Es folgte der Choral „Allein Gott in der Höh sei Ehr“ von Johann Sebastian Bach, in der klassischen Barockvariante, der die musikalische Auffassung von Philipp Wolfrum begegnete. Der deutsche Komponist und Organist setzte sich für die Wiederentdeckung des Bach`schen Werks ein und veröffentlichte 1910 eine zweibändige Monografie. Aufwühlend gestaltete sich „Vater unser im Himmelreich“ von Jean Langlais, konträr dazu die innige Version von Dieterich Buxtehude, der als Bachs musikalisches Vorbild gilt. Das Lied schrieb Luther als Nachdichtung zum Vaterunser im Kleinen Katechismus, um den evangelischen Christen das Gebet des Herrn in singbarer Form nahezubringen. Zum feierlichen wuchtigen Schlusspunkt geriet das „Nun danket alle Gott“ von Sigfried Karg-Elert. Der „Marche triomphale“ zeigte die ausgeprägten sinfonischen Klangvorstellungen dieses deutschen Komponisten. Das begeisterte Publikum durfte sich zum Abschluss als Zugabe über „Verleih uns Frieden gnädiglich“ von Felix Mendelssohn freuen und bedankte sich bei den Künstlern für das hervorragende Konzert mit lang anhaltendem Applaus.

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