Bad Dürkheim Wertevermittlung im Sattel

Liebt den Umgang mit Mensch und Tier: Susanne Reiber.
Liebt den Umgang mit Mensch und Tier: Susanne Reiber.

«Weisenheim am Sand.» Als sie Schwimmnudeln mit in den Reitunterricht brachte, war die Verwunderung zunächst groß, hat sich mittlerweile aber gelegt: Seit etwa zwei Monaten ist Susanne Reiber als neue Reitlehrerin im Reitverein Weisenheim am Sand tätig und setzt in ihrem Unterricht auch gerne mal auf unkonventionelle Trainingsmethoden. Bunte Schaumstoffnudeln werden da eben schnell zur Begrenzung von Bahnfiguren umfunktioniert.

„Eigentlich bin ich im Westernsport zuhause“, erzählt Reiber, die schon als Kind von Pferden fasziniert war und als Jugendliche eine klassische Reitausbildung absolvierte. Westernreiten, dessen Ursprung in der Gebrauchsreiterei von Cowboys liegt, unterscheidet sich dabei in gewissen Bereichen von der „normalen“ englischen Reitweise. „Die Hilfengebung ist zum Beispiel etwas anders. Westernreitern ist eine Impulsreitweise mit viel Stimmeinsatz, während man in der klassischen Reiterei dauerhafte Hilfen gibt“, so Reiber. In ihrer Zeit als aktive Turnierreiterin holte sie Titel wie „Amateur Reining Champion“ und nahm erfolgreich an Europa- und Weltmeisterschaften teil. Ein Bandscheibenvorfall führte zum Ende ihrer Wettbewerbskarriere. Der Gesundheit zuliebe wandte sich Susanne Reiber Ende der 1990er Jahre dem Trainieren anderer Reiter zu. Zunächst lag der Schwerpunkt ihres Unterrichts hauptsächlich auf der Westernreiterei. Dennoch konnte sie sich in der Vergangenheit bereits im Wanderreiten, Gangpferdereiten sowie Barockreiten weiterbilden und machte eine Fortbildung zur Berittführerin. Im vergangenen Jahr folgte die Ausbildung als Trainerin C. Damit verfügt die RFV-Übungsleiterin über einen großen Erfahrungsschatz. Gerade deshalb ist es für sie kein Problem, ihre Schüler auch in anderen Disziplinen zu unterrichten: „Die verschiedenen Reitweisen haben sowieso viele Gemeinsamkeiten und verlangen einen zügelunabhängigen und ausbalancierten Sitz des Reiters.“ Außerdem geht es der neuen Trainerin des Reit- und Fahrvereins um noch viel mehr als reines „auf dem Pferd sitzen“: etwa das Miteinander mit dem Partner Pferd, um „Horsemanship“, und die Vermittlung von Werten wie Selbstwertgefühl und Empathie. Vermutlich legt die Dürkheimerin gerade deshalb besonders viel Wert auf diese Aspekte, zumal sie sich auch in ihrer Freizeit gerne sozial engagiert, beispielsweise im Mehrgenerationenhaus. An drei Tagen in der Woche möchte die 55-Jährige genau diese Werte ihren Reitschülern vermitteln – und fühlt sich dabei im Reitverein im Ludwigshain sehr wohl: „Ich bekomme hier wirklich viel Unterstützung von Vorstand und Mitgliedern.“ Auf der Anlage war Susanne Reiber in der Vergangenheit schon öfter: um privaten Reitunterricht zu geben. Die Empfehlung einer langjährigen Schülerin sei letztendlich auch der ausschlaggebende Punkt gewesen, der Reiber als feste Reitlehrerin in den Verein führte. Ihre Painthorse-Stute „Cinnemon Gon“, genannt „Annie“, wohnt nun in einem benachbarten Offenstall. Denn auch wenn ihre Zeit rar ist, genießt Susanne Reiber Momente mit dem eigenen Pferd, aber auch beim Singen im Chor und beim Nordic Walking. Ganz aus dem Kopf geht ihr der Reitunterricht dabei aber wohl nie, denn die Dürkheimerin hat noch viele Pläne: So möchte sie den Weisenheimer Reitschülern in Zukunft Reitkurse zur Vorbereitung auf das Reitabzeichen anbieten können. Ein Bereich, in dem sie selbst noch wenig Erfahrung hat. „Aber ich arbeite mich schon fleißig ein“, lacht Reiber. Außerdem sei der Reitverein auf der Suche nach einem weiteren Schulpferd. Keine leichte Suche, denn die Vierbeiner müssen einige Anforderungen erfüllen, um die Kinder bei ihrer reiterlichen Ausbildung begleiten zu können. Doch Reiber freut sich auf diese und andere Herausforderungen: „Der Umgang mit Menschen und Tieren macht mir einfach Spaß. Und jung hält es auch noch!“

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