Bad Dürkheim Virtuose an einem Schmuckstück

Felix Hell an der Freinsheimer Seuffert-Orgel.
Felix Hell an der Freinsheimer Seuffert-Orgel.

Zum dritten Mal spielte am Samstagabend der aus Frankenthal stammende und in den USA lebende Organist Felix Hell in der gut besuchten katholischen Kirche St. Peter und Paul in Freinsheim. „Es ist immer etwas Besonderes, wenn in unserer kleinen Kirche ein renommierter Organist von internationalem Format zu Gast ist“, begrüßte Kirchenrats-Mitglied Hans Helmut Görtz den Gast.

Hell ist ein reifer Künstler geworden, der das Publikum bewegt und fesselt. Er ist ein viel gefragter Virtuose, der viel in den USA konzertiert, aber auch in der ganzen Welt. Auf der 1825 erbauten einmanualigen Seuffert-Orgel in der Freinsheimer Kirche lassen sich kaum die spektakulären Monumentalwerke der Spätromantik spielen. Hell musizierte vorzugsweise solche Werke, für die dieses Instrument konzipiert ist: Barock und frühes 19. Jahrhundert. Im französischen Stil komponierte Bach seine Fantasie G-Dur. Prächtig hochgetürmt zu erhabener, erhebender Macht wurde der fünfstimmige Plenoteil, umrahmt von einer frisch und aufgeweckt musizierten Einleitung und einem Kehraus von großer Sogkraft, mit flirrend abrauschenden Ornamenten über einer absteigenden Pedalfigur. Bachs Französische Suiten sind im Original für Klavier. Hell ließ klar werden, dass sie sich auch auf der Orgel bestens hören lassen und musizierte die Nr. 5 G-Dur sehr stilvoll: die gesangliche Oberstimme formte er wie einen Choral in der eröffnenden „Allemande“, gab der Sarabande große Beredsamkeit. Jeden der sieben Tanzsätze erfüllte der Organist mit eigenem Charakter, mit Farbe und mit Ausdruck. Tänzerisch schwungvoll und pointiert, quirlig vital kamen diese daher, in allen Varianten. Frischen, stürmenden Elan brachte der Organist in Bachs Präludium und Fuge e-Moll, BWV 548. Die kräftigen, kernigen Register, die er kombinierte, trugen gleichfalls dazu bei, dass die Wiedergabe große Spannkraft und erregenden Drive erhielt, erhebende Macht obendrein. Starken Zug gab er ebenso der Fuge, besonders in den toccatenhaften Abschnitten, deren pulsierende Läufe und fliegende Ornamente erregende Fahrt gewannen. Große Lebendigkeit und schönste Beredsamkeit in den elastisch formulierten Stimmen. gab der Organist Bachs Präludium und Fuge d-Moll, BWV 539. Schöne Ruhepole im Programm waren ein Choralvorspiel von Brahms sowie Rheinbergers „Abendfriede“, gebethaft und in tiefer Ruhe musiziert. Die „Toccata“ aus Widors 5. Orgelsymphonie war das stürmische Finale: Fliegende Ornamente und glitzernde Figuren ließ Hell über mächtiger Pedalgrundierung tanzen, zündete ein schwungvolles Feuerwerk. „Das Instrument ist der Beweis, dass man nicht viele Register braucht und dass dies etwas ganz Besonderes ist: seien Sie sich dieses Schmuckstücks bewusst!“, sagte Felix Hell den Zuhörern. Die dankten für das Konzert mit langem Applaus, den Hell mit zwei Zugaben belohnte, dem mitreißend-erhebend musizierten Finale aus Mendelssohns 1. Orgelsonate und der Aria aus Bachs „Goldberg-Variationen“.

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