Bad Dürkheim Viele Baustellen, wenig Zeit

Der Bauberereich ist durch Freinsheims Vielfalt an historischen Gebäuden ein anspruchsvolles Tätigkeitsfeld.
Der Bauberereich ist durch Freinsheims Vielfalt an historischen Gebäuden ein anspruchsvolles Tätigkeitsfeld.

Freinsheims Stadtspitze ist nach Dreiers Rücktritt dezimiert auf zwei Personen. Sie ist außerdem ganz in der Hand der FWG. Doch die Wählergruppe möchte so schnell wie möglich die politische Arbeit wieder auf mehr Schultern verteilen. Bürgermeister Matthias Weber hofft, dass die SPD noch einen Kandidaten findet, auch wenn im Stadtrat am Donnerstag die anberaumte Wahl eines neuen Ersten Beigeordneten vertagt werden musste. Seit einem Jahr im Amt, kümmert sich der Bürgermeister nun seit Ende Juni auch um Dreiers Geschäftsbereich Bauen und Liegenschaften sowie Kultur. Insbesondere der Baubereich ist in Freinsheim mit seinen historischen Gebäuden eine anspruchsvolle Aufgabe. „Ich dachte eigentlich, dass mein Beruf und mein Bürgermeisteramt sich zeitlich die Waage halten werden, doch seit zwei Monaten arbeite ich 35 Stunden in der Woche als Bürgermeister und 25 Stunden in meinem Beruf“, sagt der Diplompädagoge. Deshalb sei er derzeit auch „ziemlich angespannt“, gibt der 48-Jährige zu. Für den Rest der Legislaturperiode bis 2019 könne dies auch nicht so weitergehen, betont Weber. „Es muss nur jedem, der nachfolgt, klar sein, dass man im politischen Geschäft nicht aus der Sicht eines Selbständigen oder eines Mitarbeiters eines Unternehmens handeln kann.“ Will heißen: Prozesse können dauern. Was aus Webers Sicht aber nichts Schlechtes ist: „Man sieht ja jetzt in den USA, wie es ist, wenn jemand aus der Wirtschaft kommt und meint, er müsste jetzt schnell alles alleine durchboxen. Manchmal ist es eben gut, wenn man unterschiedliche Interessengruppen berücksichtigen muss und Dinge durchdiskutiert“, meint der Bürgermeister und fügt hinzu: „Irgendwann muss man sich aber auch zu einer Entscheidung durchringen.“ Es könne durchaus auch anstrengend sein, ständig neuen Informationen hinterherzulaufen. „Auf einmal braucht man städtebauliche und denkmalpflegerische Stellungnahmen oder eine Bestandsanalyse“, sagt er mit Blick auf die Sanierung der Stadtmauer und der Altstadt. Besprechungen mit Vertretern überörtlicher Behörden würden später revidiert, neue Baustellen tauchten unerwartet auf und Projekte, die eigentlich noch Zeit hätten, würden auf einmal doch aktuell. „Das bekommen die Bürger gar nicht so mit, und sie fragen sich dann: Was machen die eigentlich so lange?“ Andererseits könne der Bürger aber auch erwarten, dass seine gewählten Vertreter sich ihrer Verantwortung bewusst seien und sich vor der Teilnahme in einer Sitzung entsprechend auf die dort anstehenden Themenfelder vorbereiteten, meint Weber. Weiter gerne Zweiter Beigeordneter ist Thomas Krüger, mittlerweile in der zweiten Amtsperiode. „In der Wirtschaft geht es eben schneller“, meint der 51-jährige Maschinenbaumeister. Er hat kürzlich den Geschäftsbereich Bauhof zu seinem Tätigkeitsfeld Umwelt, Landwirtschaft und Forsten dazubekommen. Was bedeutet, dass Krüger sich einmal in der Woche um 5.30 Uhr auf den Weg zum Bauhof macht, um sich vor seiner Fahrt zur Arbeit mit dem Bauhofleiter abzustimmen. „Außerdem bin ich in der Woche mindestens an drei Abenden nicht zu Hause“, erläutert er. „So lange meine Frau nichts dagegen hat, würde ich gerne wieder kandidieren“, sagt Krüger. Denn nach wie vor sei Politik für ihn „faszinierend“. „Ich bin schon mit 15 oder 16 Jahren in Gemeinderatssitzungen in meiner Heimat Bobenheim-Roxheim gegangen, um zu sehen, wie dort Politik gemacht wird.“ Man dürfe nicht nur über „die da oben“ schimpfen, sondern selbst etwas machen, sagt Krüger, der seit 2009 im Stadtrat sitzt. (Fotos: Archiv/Franck/led)

x