Bad Dürkheim Verwandelt und verwoben

Klamauk und Poesie: Den schauspielerishen Part übernehmen „Theader“-Leiterin Anja Kleinhans (links) und Figurenspieler Dieter Ma
Klamauk und Poesie: Den schauspielerishen Part übernehmen »Theader«-Leiterin Anja Kleinhans (links) und Figurenspieler Dieter Malzacher (mit Puppe). Musikalisch wird das sommernächtliche Treiben vor dem Freinsheim Casionturm von Oboistin Ulrike Albeseder und Djembist Parfait Kognon.

Konstant bleiben im Leben vielleicht nur die Veränderungen. Wie bunt und lebendig es mit ihnen zugehen kann, das zeigt ab 29. Juni der „Theader-Sommer Freinsheim“. Unter dem Titel „FrEINSheimer Metamorphosen“ laden Stadt und „Theader“ zum sommernächtlichen Treiben auf der Freilichtbühne am Casinoturm ein.

Hier wechselt und wandelt sich alles: Schauspiel wird zu Figurentheater, Turbulenz zu Ernst, Klamauk zu Poesie und Text zu Musik. Das Sommerstück „FrEINSheimer Metamorphosen“, inszeniert im Rahmen des Kultursommers Rheinland-Pfalz, präsentiert ein schwungvolles Bühnenspiel mit literarischen Bausteinen des römischen Dichters Ovid. Seine bekannten, künstlerisch vielfach interpretierten Metamorphosen, wenige Jahre nach Beginn der christlichen Zeitrechnung entstanden, verknüpfen das Epische mit Mythischem. Eben diese Verwobenheit übernimmt das Theader Freinsheim, verwandelt sie aber modern, färbt sie auch regional und verpackt sie immer wieder komödiantisch. Die Texte schrieb Theader-Leiterin Anja Kleinhans frei nach den klassischen Versen. Frei spielt auch die Musik mit Ulrike Albeseder (Oboe) und Parfait Kognon (Djembe) nach den Vertonungen von Benjamin Britten. Den schauspielerischen Part übernehmen Anja Kleinhans und Dieter Malzacher, Figuren- und Schauspieler aus Bad Dürkheim. Eine farbenfrohe Schar von Puppen wirkt mit, alle aus Malzachers Werkstatt. Noch dazu beziehen die Darsteller einige Zuschauer szenisch mit ein. Regie führt Uli Hoch aus Berlin, der bei der ganzen Vielfalt und turbulenten Verwandlungslust den Überblick bewahrt: Hier bremst er, dort strafft er, um die kraftvollen Bilder noch klarer hervortreten zu lassen. Ovid selbst wird im Stück zu sehen sein und sogar „persönlich“ zu Wort kommen: Als Bühnenfigur sieht das Publikum einen von Alter und Skepsis geprägten Dichter. Denn natürlich verändert auch er sich im Laufe seiner Lebensjahre. Was Ovid jedoch in seinen Verwandlungsgeschichten von Menschen oder Göttern an sprachlichem Zauber schuf, das wird die Inszenierung dem Publikum mit Genuss offenbaren. Ob sich nun die schöne Daphne in einen Baum verwandelt, ob der selbstverliebte Narziss nach seinem Tod in eine Narzisse wird oder die Tränen von Phaetons Schwestern zu Bernstein trocknen – all die Geschichten vollziehen sich im Spiel zwischen Mensch und Figur und verweben die Sage mit der realen Welt. Auch die scheinbar oft einförmige Wirklichkeit kann vielfältig schimmern und schillern, wenn unser Auge offen bleibt. Die Proben auf der idyllischen Wiese am Casinoturm verraten jedenfalls schon, welche widersprüchliche Fülle in den Szenen steckt. Da geht es beim pfälzischen Parlieren bodenständig und deftig zu, da klaffen auch finstere Abgründe, etwa wenn die Liste todbringender Diktatoren so anschaulich aufgezählt wird, als bewege man sich durch die Höllenkreise der ewig Verdammten in Dantes Commedia. Doch dann ist da wieder der hoffnungsvolle Glaube an die Liebe, die so wunderbar wachsen, verzaubern und verwandeln kann wie in der schönen Metamorphose von Philemon und Baucis. Info Premiere am 29. Juni um 20 Uhr auf der Freilichtbühne am Casinoturm, Aufführungen jeden Abend bis zum 9. Juli außer montags, jeweils um 20 Uhr.

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