Bad Dürkheim Unverwechselbarer Stil

Julia Bassler, Eugen Bazijan, Vlando Grizelj und Alexander von Hagke (von links) zeigten sich auch bei ihrem zweiten Auftritt be
Julia Bassler, Eugen Bazijan, Vlando Grizelj und Alexander von Hagke (von links) zeigten sich auch bei ihrem zweiten Auftritt bei der Wachenheimer Serenade in bester Spiellaune.

Ungewöhnliche und nicht alltägliche Klänge gab es beim fünften Saisonkonzert der Wachenheimer Serenade im Festsaal der Sektkellerei Schloss Wachenheim zu hören. Zu Gast war das Klassik-Jazz-Crossover-Ensemble „Passo Avanti“. Für manchen Musikfreund war das indessen kein Neuland. Das Quartett spielte vor drei Jahren schon einmal bei der Wachenheimer Serenade und wurde damals enthusiastisch gefeiert. Auch diesmal gab es stehende Ovationen und begeisterte Jubelrufe.

Die Musiker von „Passo Avanti“ freuten sich, wieder in Wachenheim zu sein, erklärte Alexander von Hagke, der Gründer und Leiter des Ensembles. Die Gründe: das aufgeschlossene Publikum, der wunderbare Saal der Sektkellerei und nicht zuletzt der gute Wein, den es in Wachenheim gebe. Die Freude war deutlich spürbar, die Musiker sprühten vor Spiellust. Und so kam diese Mischung aus Klassik und Jazz bestens an. Schon die Besetzung verweist auf den Stil: halb klassisches Streichquartett mit Violine und Cello, halb traditionelle Jazz-Combo mit Klarinette und Gitarre. Alle vier Musiker sind sowohl klassisch als auch im Jazz ausgebildet: Klarinettist Alexander von Hagke, der an diesem Abend auch Flöte spielte, musiziert mit diversen Jazz-Formationen, arbeitet mit bekannten Musikern zusammen und leitet auch eigene Ensembles. Seine musikalische Spannweite reicht von den Münchner Philharmonikern bis zur Heavy-Metal-Jazz-Band. Geigerin Julia Bassler, im Hauptberuf Vorspielerin der zweiten Violinen im Münchner Rundfunkorchester, hat sowohl klassische Violine als auch Jazz-Violine studiert. Gitarrist Vlado Grizelj ist in verschiedenen Bereichen vom Jazz über Pop bis zur Filmmusik tätig, und Cellist Eugen Bazijan spielt sowohl mit renommierten klassischen Musikern als auch mit Jazz-Größen wie Abdulah Ibrahim. Der Stil von „Passo Avanti“ ist unverwechselbar: Da wird nicht einfach einer klassischen Melodie ein Swing-Rhythmus unterlegt, da wird nicht nach ein paar Takten Original unvermittelt jazzend losimprovisiert, es herrscht vielmehr ein ständiger, quasi stufenloser Übergang. Kammermusik und Jazz werden somit permanent miteinander verflochten, fein nuanciert und kunstvoll. Von leichter rhythmischer und melodischer Erweiterung bis zu free-jazzigen Klängen reicht die Palette. „Finest Blend“ – feinste Mischung – nennt sich das Programm daher zurecht. Alexander von Hagke präsentiert sich als Meister aller möglichen Spieltechniken auf Klarinetten und Flöten, Julia Bassler spielt virtuos auf der Violine, Vlado Grizelj ruft mit geläufigen Soli auf der elektrischen Gibson-Gitarre Erinnerungen an den großen Charlie Christian wach und Eugen Bazijan verwandelt sich mühelos vom sensiblen Quartett-Cellospieler zum markanten Jazz-Bassisten. Zum Auftakt lassen die Musiker aus einzelnen Tönen, punktuell und als Glissando, Geräuschen, Flirren und Schwirren allmählich eine Melodie von Händel erwachsen, der „Einzug der Königin von Saba“, dann geht es swingend variiert weiter. Johann Sebastian Bach eignet sich besonders für die Jazz-Behandlung, wobei man mal mehr (Musette) und mal weniger eng (Badinerie aus der h-Moll-Suite) am Original bleibt. Im Kanon von Pachelbel ist das Publikum aufgefordert, als Grundlage mitzusingen, was es gut macht. Zwei Opernarien werden zur virtuos genutzten Improvisationsgrundlage: Händels „Lascia ch’io piango“ und der Gefangenenchor aus Verdis „Nabucco“. Sowohl die impressionistische Komponente als auch die augenzwinkernde Nachzeichnung des steifen spanischen Hofzeremoniells zeichnete die Interpretation von Maurice Ravels „Pavane pour und infante defunte“ aus, und in einem größeren Mozart-Block wird das fast Avantgardistische, Schroffe von Mozarts mithin modernster Komposition, der d-Moll-Fantasie, herausgearbeitet. Geradezu exemplarisch für „Passo Avanti“ die Ouvertüre zu „Le Nozze di Figaro“: Nach wenigen Takten Original zerfließen Rhythmus, Metrik und Harmonik, um sich irgendwann wieder zu verfestigen. Nach dem schwungvollen „Türkischen Marsch“ gibt es als Zugabe Johann Strauß junior und senior: die Tritsch-Tratsch-Polka und der Radetzky-Marsch, letzterer als Samba dargeboten.

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