Eisenberg „Situation ist nicht berauschend“

91-93810872.jpg

Nach dem Mord an dem Ludwigshafener Unternehmer Ismail Torun herrscht in der türkischen Gemeinde in der Region immer noch Verunsicherung. Ender Önder, der Vorsitzende des Deutsch-Türkischen Unternehmerverbands, kannte das Opfer und kennt auch die Stimmung der türkischen Mitbürger. Joerg Schifferstein hat bei dem Eisenberger nachgefragt, wie er derzeit die Lage einschätzt, und in welcher Form die Tat sich auf das Sicherheitsgefühl der türkischen Mitbürger in Eisenberg auswirkt.

EISENBERG. Herr Önder, türkische Unternehmer sind nach dem Mord verunsichert, wie schätzen Sie als Vorsitzender des Deutsch-Türkischen Unternehmerverbands aktuell die Situation ein? Die aktuelle Situation ist nicht berauschend. Die Unternehmer und ihre Familienangehörigen in der Region sind verunsichert und machen sich ernsthafte Gedanken. Bei diesem Mordfall geht es nicht um türkische Unternehmer. Er geht alle Unternehmer mit oder ohne Migrationshintergrund etwas an. Vor diesem Mordfall an Ismail Torun wurde ein kroatischer Unternehmer von diesen angeblichen drei Tatverdächtigen ermordetet. Bevor kein Abschlussbericht von der Staatsanwaltschaft zum Fall Torun vorliegt, bleibt für viele Unternehmer die Frage, ob womöglich noch weitere Täter an dem Fall beteiligt sind beziehungsweise waren. Das verunsichert die Unternehmer und damit auch deren Familienangehörige. Auch mit Blick auf Eisenberg? So ein Mordfall kann überall passieren. Auch in den Unternehmen in Eisenberg haben die Inhaber und Mitarbeiter diesen Mordfall bestimmt in ihrem Umkreis besprochen. Alle Unternehmen müssen ihre Lehre daraus ziehen, es kann jeden betreffen. Ich wurde in Eisenberg von vielen Menschen auf diesen schrecklichen Fall angesprochen, vor allem, da ich Ismail Torun sehr gut kannte, wir haben zusammen den Türkisch-Deutschen Unternehmerverband gegründet. Eine türkische Zeitung bezeichnet Ludwigshafen als „Stadt der Angst“. Können Sie diese Einschätzung verstehen und einordnen, warum das in türkischen Medien so gesehen und berichtet wird? Schlagzeilen und Berichte türkischer Medien in Deutschland haben mit der Wahrheit oft wenig zu tun. Leider möchten solche Zeitungen Leser überzeugen und weitere Leser gewinnen. Die Medien sollten gegenüber den Familien der Opfer mehr Respekt wahren. Leider haben die türkischen Medien diesen Respekt nicht gezeigt. Wirkt sich dieses Empfinden auf Eisenberg aus. Liegt der Ort eventuell in einer „Zone der Angst“? Jeder Unternehmer mit oder ohne Migrationshintergrund empfindet sicher zu diesem Fall etwas. Solche Taten sind glücklicherweise eine Seltenheit und passieren im ländlichen Bereich kaum. Vor etwa 20 Jahren wurde in Eisenberg ein Mann in den ehemaligen Gienanth-Baracken ermordet. Damals hatten die Eisenberger Bürger auch Angst. Wie ich schon erwähnt habe, das kann überall passieren. Fühlen sich die Türken in Eisenberg sicher und durch die deutsche Polizei ausreichend geschützt? Wir leben in Deutschland in einem sicheren Land und werden von der Polizei sehr gut geschützt. Das gilt auch für Eisenberg und Umgebung. Ich muss bei diesem Mordfall die Arbeit der Polizei und sämtlicher beteiligter Behörden loben, da die mutmaßlichen Täter schnell gefasst werden konnten. Die Staatsanwaltschaft arbeitet sehr akribisch daran und ich hoffe, dass sie diesen Fall schnellstmöglich zum Abschluss bringen wird.

x