Bad Dürkheim Schmerzpatienten ganzheitlich behandeln

Dass sehr viele Menschen wegen chronischer Schmerzen Rat und Hilfe suchen, zeigte sich gestern beim Rheinpfalz-Lesertelefon: Dr. Birte Onnasch, Oberärztin der Abteilung Anästhesie und Schmerztherapeutin am Evangelischen Krankenhaus Bad Dürkheim, beriet pausenlos betroffene Anrufer. Deutlich wurde dabei, dass eine rein somatische Behandlung meist nicht ausreicht.

Ein Großteil der Anrufer, die sich während der zweistündigen Telefonaktion meldeten, ist von anhaltenden Rückenschmerzen betroffen. Die zeitliche Dauer von Schmerzen ist indes nur ein Kriterium dafür, wann sie als chronisch eingestuft werden, sich also zu einer eigenständigen Erkrankung entwickeln. „Wir sprechen von chronischem Schmerz, wenn er länger als sechs Monate anhält“, beantwortete Birte Onnasch die Frage eines Anrufers. Die Medizinerin führt am Evangelischen Krankenhaus ein multimodales Behandlungskonzept durch, das ganz unterschiedliche Aspekte der vielschichtigen Schmerzkrankheit berücksichtigt. „Neben den physischen Ursachen beziehen wir auch Faktoren wie psychischen Stress ein, mit dem ein chronischer Verlauf ganz oft zu tun hat“, erklärte Dr. Onnasch. Zwei Patienten berichteten am Telefon, dass sich ihre Beschwerden trotz Operationen nicht auf Dauer besserten. So wurde ein Anrufer an der vorgefallenen Bandscheibe operiert, leidet aber weiterhin unter starken Schmerzen. Eine Anruferin, die von Schmerzen wegen einer Verengung des Kanals der Wirbelsäule, der sogenannten Spinalkanalstenose, betroffen ist, berichtete von Taubheit in den Beinen und baldigen Schmerzen nach der Operation. Zwar gebe es unbedingt notwendige Rückenoperationen, sagte Dr. Onnasch. Doch in etlichen Fällen rät sie zu konservativen Therapien. Dass bei der multimodalen Schmerztherapie am Evangelischen Krankenhaus mehrere Fachdisziplinen eingebunden werden, soll die ganzheitliche Behandlung des Patienten gewährleisten: Neben Schmerzmitteln und Physiotherapie gehört zum sogenannten biopsychosozialen Schmerzmodell auch, seelische Komponenten einzubeziehen. Der größte Teil von Patienten wünscht heute von ärztlicher Seite umfassende Information und Aufklärung – das zeigte auch diesmal der große Zuspruch beim Lesertelefon. Für eine Behandlung am hiesigen Krankenhaus musste Dr. Onnasch ihre Gesprächspartner indes auf lange Wartezeiten hinweisen: Um einen Termin in der Schmerzambulanz zu erhalten, müsse man sich zwei bis drei Monate gedulden. Hier führt Dr. Onnasch eine ausführliche Anamnese durch, zu der die Patienten ihre Vorbefunde mitbringen. Nach der Auswertung legt die Ärztin großen Wert darauf, den Patienten aktiv mit einzubeziehen, wenn das weitere Vorgehen besprochen wird. Reicht die ambulante Schmerztherapie nicht aus, wird der Patient stationär behandelt. |lad

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