Bad Dürkheim Neue Dramaturgie für Dürkheimer Wurstmarkt

Der vorerst letzte Auftritt der Laienspieler aus der Trift mit den Theaterprofis Peter Nassauer (Abt) und Rainer Furch (Graf/von
Der vorerst letzte Auftritt der Laienspieler aus der Trift mit den Theaterprofis Peter Nassauer (Abt) und Rainer Furch (Graf/von links) 2015. Vergangenes Jahr fiel das Eröffnungsspiel dem Festzug zum Opfer.

Eröffnung am Gradierbau – Umzug läuft längs über den ganzen Platz – Laienspiel kehrt frischbearbeitet zurück

„Zurück in die Zukunft“ könnte das Motto sein bei der Eröffnung des Dürkheimer Wurstmarkts in diesem Jahr. Zum eigentlichen 600. Jubiläum will die Stadt nach einmaligem Aussetzen zum Laienspiel zurückkehren, es allerdings dramaturgisch verändern. Und der Schauplatz des Startschusses samt Fassanstich wird wohl verlegt: ans Nordende des Gradierbaus im Kurpark. Dieser Vorschlag der Verwaltung wird heute im Wurstmarkt- und Festausschuss diskutiert (17 Uhr, Rathaus). Das Szenenspiel mit Limburg-Abt und Leininger Graf, mit Gerber und Scholar, mit Amtmann und Schuhmacher war zum 600. Wurstmarkt im vergangenen Jahr ausgefallen: Angesichts des stark historisch geprägten Festzugs hatte man den Wurstmarktauftakt nicht mit Geschichte überfrachten wollen. Im Original 1973 von Heimatdichter Helmut Metzger und dem Schriftsteller Karl Heinz verfasst, war das Spiel insgesamt dreimal geändert und erweitert worden. Die letzte Fassung stammt von 1989, Metzger nahm damals aktuellen Bezug auf die Einweihung des wiederaufgebauten Kapellchens auf dem Michelsberg. Zum Jubiläum „600 Jahre Wurstmarkt“ (1417 – 2017) soll es erneut überarbeitet und besser ausgestaltet werden, heißt es in der Sitzungsvorlage der Verwaltung. So sollen die drei für sich separaten Szenen des Spiels klarer voneinander abgegrenzt werden, der Ausrufer mehr zum Erzähler werden. Dazu könnte eine Texterweiterung notwendig werden, heißt es. Wer das übernehmen würde, ist offen. Das Platzkonzert vor dem Kurhaus (17 Uhr) und der anschließende kleine Umzug zum Festplatz kehren wohl ebenfalls in den Ablauf des Auftakts zurück. Der Zug soll nach der Vorstellung der Verwaltung in Zukunft aber einen neuen Weg nehmen: Er würde nicht mehr ein Stück über die B 37 laufen, sondern vorher nach rechts ins Schwarzviertel abbiegen und weiter durch die Weinstraße Nord zum neuen Wuma-Tor am Fass ziehen, danach längs über den Platz vorbei an Weindorf, Festzelten und Circus-Circus-Café bis zum Pendant-Tor vor der Saline. Dort löst sich der Zug über die B 37 auf, derweil das Fußvolk der Honoratioren, Laienspieler und Musikanten über die Feuerwehrbrücke zur Bühne weitermarschiert, die im Isenachbogen am Nordende des Gradierbaues aufgeschlagen werden soll. Und zwar samt Vorbühne, wo – nach den Klängen des Leistadter Musikvereins – zunächst der Ausrufer im Kreise von Komparsen das Wort ergreift (Szene 1 Wallfahrt), ehe alle als Kulisse zur Hauptbühne aufsteigen. Dort geht es in Szene 2 um die urkundliche Ersterwähnung 1417, als Schuhmacher und Leininger Amtmann einst den Kauf eines Postens Leder dokumentierten. Szene 3 beschreibt schließlich die Verlegung des immer mehr ausufernden Jahrmarkts, den die jährlichen Wallfahrten auf den Michelsberg mit der Zeit hervorriefen, auf die Brühlwiesen an dessen Fuße. Dazu werden sich Abt und Graf – von Anfang an als einzige Rollen von Profimimen verkörpert – oben auf dem Gradierbau „handelseins“. All dies sieht zumindest das vorläufige Drehbuch im Rathaus vor. Ob dem Festausschuss eine andere Dramaturgie oder zusätzliche „Regieanweisungen“ einfallen, wird die Sitzung heute zeigen. Nach den Grußworten von Repräsentanten und Weinhoheiten jedenfalls sticht dann Kurt Freund das erste Fass an. Und zwar zum letzten Mal: Just mit seinem 25. Auftaktzeremoniell vier Tage nach seinem 68. Geburtstag wird der Wurstmarkt-Winzermeister sein Ehrenamt in neue Hände legen.

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