Bad Dürkheim Mal euphorisiert, mal betroffen

Das Mannheimer Vokalensemble präsentierte in der protestantischen Kirche in Freinsheim Lieder zu Leben und Tod.
Das Mannheimer Vokalensemble präsentierte in der protestantischen Kirche in Freinsheim Lieder zu Leben und Tod.

Mit Liedern und Gesängen zu Leben und Tod unter dem lateinischen Titel „Vita et mors“ erntete das Mannheimer Vokalensemble mit Solisten und Mitgliedern des Roche-Chors Mannheim am Samstagabend in der protestantischen Kirche am Markt in Freinsheim viel Beifall. Die musikalische Leitung lag in den Händen von Johannes M. Kösters, der schon häufiger in Freinsheim zu Gast war. Am Klavier begleitete Sylvia Plyler.

Lieder aus vier Jahrhunderten hatte der Chorleiter zusammengestellt. Dass zu allen Zeiten der Glaube eine wichtige Rolle spielt, zeigten Mitglieder des Roche-Chors Mannheim und des Mannheimer Vokalensembles eingangs mit drei kirchlichen Weisen aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Johann Sebastian Bachs „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren“ interpretierten sie frisch und ohne Pathos. Ebenso fröhlich und voller Überzeugung erklang Johann Crügers „Ich singe dir mit Herz und Mund“, und stimmgewaltig erfreute der Kanon für vier Stimmen „Danket, danket dem Herrn“ die Besucher. Wie viel Potenzial in den Chören steckt, zeigte zudem der Auftritt der Solisten: Bariton Max Truderung trug mit „Pompe vane di morte“ Szene und Arie des Bertarido aus Händels Oper „Rodalinda“ vor. Die Mezzosopranistin Chiara Nielsen begeisterte mit der hinreißend gesungenen Arie „Lascia ch´io pianga“ aus Händels „Rinaldo“. Markus Brake faszinierte mit seinem weichen Bariton mit Beethovens Lied „Ich liebe Dich so wie Du mich“ und „Gute Nacht“ aus Schuberts Winterreise Nr. 1. Auch als Rebecca Kaufmehl (Sopran) und Chiara Nielsen (Mezzosopran) im Duett das Volkslied „Wenn ich ein Vöglein wär“ anstimmten, so wie es Robert Schumann im 19. Jahrhundert komponiert hat, hätte das Publikum gerne noch länger zugehört. Daniel Betz interpretierte „My Way“von Claude François – ein Stück, dass wohl den meisten Zuhörern in der Version von Frank Sinatra im Ohr klingt. Doch der Bariton coverte das Lied nicht, sondern verlieh ihm mit seiner kräftigen Stimme und ausdrucksstarken Interpretation eine eigene Prägung. Einer der Höhepunkte des Konzerts war das „Requiem“ von Jón Leifs aus dem 20. Jahrhundert. Das Mannheimer Vokalensemble sang es im isländischen Originaltext. Leifs hatte dieses betont schlichte A-cappella-Werk für einen vierstimmigen Chor komponiert, nachdem seine jüngste Tochter mit 18 Jahren vor der schwedischen Küste ertrunken war. Tatsächlich glichen die dunklen Stimmen dem dumpfen Läuten von Totenglocken, langgezogene Töne und Silben klangen wie endloses Klagen. Wie Wogen in einem ewigen Kreislauf schwollen die Stimmen in der Lautstärke an und wieder ab. Die Darbietenden schafften eine Stimmung, die das Publikum betroffen machte und so sehr in seinen Bann zog, dass danach Grabesstille herrschte und sich keine Hand zum Beifall rührte. In weiteren Liedern des Vokalensembles wie „The Silver Swan“ von Orlando Gibbons spielt der Gedanke an den Tod eine Rolle, während die „Waldesnacht“ von Johannes Brahms die Sehnsucht nach innerem Frieden ausdrückt. Heiter ging das Konzert zu Ende. Nach dem gern gehörten „Irish Blessing“ von beiden Chören zeigte das Mannheimer Vokalensemble mit vier Madrigalen aus dem 16. Jahrhundert, wie verschieden eine musikalische Gattung sein kann. Die kurzen Stücke aus Italien, Frankreich, England und Deutschland sangen sie in der Originalsprache und brachten das Publikum vor allem mit Hans Leo Haßlers „Tanzen und Springen“ dazu, seine Freude am Konzert mit Bravo-Rufen und minutenlangem Applaus zu zeigen.

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