Kreis Bad Duerkheim Königin legt Krone ab

Fürs Foto: Alma Matheis macht sich noch einmal als Schneckenkönigin zurecht – ihr Amt hat die 80-Jährige abgegeben.
Fürs Foto: Alma Matheis macht sich noch einmal als Schneckenkönigin zurecht – ihr Amt hat die 80-Jährige abgegeben.

Die Schneckenkönigin hat sich in ihr Haus zurückgezogen. Zehn Jahre lang hat Alma Matheis kostenlos das Marketing-Maskottchen für die landesweit erste Weinbergschneckenfarm gespielt, die der inzwischen verstorbene Inhaber des Pfalzhotels Asselheim, Stefan Charlier, 2007 eröffnet hatte. Jetzt hat sie ihre Krone mit den Fühlern abgelegt.

„Ich hab’ immer angekündigt, wenn ich 80 bin, hör’ ich auf“, zeigt sich die quirlige Rentnerin kurz nach besagtem Geburtstag konsequent. Matheis’ letzter großer Einsatz war beim Saisonstart auf der Farm am 23. Juni. „Das war aber ungeplant. Ich war in zivil“, erzählt sie. Anlässlich des zehnten Jubiläums des Schneckengartens hatte das Hotel die Kindergärten der Region zu einem Bastel- und Malwettbewerb eingeladen. Elf Einrichtungen hatten sich beteiligt, die drei schönsten Schneckenbilder wurden prämiert. „Thomas Charlier bat mich, die Preise zu überreichen.“ Der Erste ging an die Kita Beim Bergtor in Grünstadt. Wie an dem Freitag sei es die ganzen zehn Jahre gewesen. „Man rief mich an, kündigte Aktionen an und bat mich, dabei zu sein“, so die gebürtige Kirchheimerin, die sich verschiedene Dirndl, Schärpen und Kronen selbst zugelegt hat. Der erste Auftritt als Schneckenkönigin sei auch gleich der größte und schönste gewesen, blickt die 80-Jährige auf den 25. Rheinland-Pfalz-Tag in Bad Neuenahr-Ahrweiler im Juni 2008 zurück. „Da hab’ ich Ministerpräsident Kurt Beck Geschenke von der Stadt Grünstadt überreicht“, erzählt die 80-Jährige, die bei dem Umzug auf einem Thron saß. So einen schönen Motivwagen, mit dem sie dann auch im Oktober auf dem Winzerfestumzug in Neustadt mitgefahren sei, habe es aber nur in der Anfangszeit gegeben. Bei unzähligen Weinfesten und Kerwen im Leiningerland und darüber hinaus war die Werbebotschafterin der Schneckenfarm in Cabriolets von Freunden und Bekannten unterwegs. Mit dabei: ein Spannbetttuch mit lauter aufgeklebten Schneckengehäusen. Apropos Haus: Auch Alma Matheis hatte eines, ein selbstgebasteltes in der Größe eines Medizinballs. „Ich habe es aber nicht gern getragen; es war unbequem, und ich hatte immer Angst, damit etwas herunterzureißen, wenn ich mich umdrehe“, sagt Matheis, in deren Wohnung man überall auf große und kleine Schnecken trifft. Zu ihrem 80. Ehrentag sind natürlich auch wieder welche dazu gekommen. Von der Stadt gab’s zum Beispiel ein rotes Kriechtier in Form einer Spardose. „Die war voll bis oben hin“, sagt die Rentnerin strahlend, die sich Geld für eine Kreuzfahrt gewünscht hatte. Die größte Überraschung bei ihrer Jubelfeier im katholischen Pfarrheim St. Peter sei die Anwesenheit des gebürtigen Grünstadters Jakob Hammerl aus Bonita Springs in Florida gewesen. Zwischen 1991 und 2005 hat Matheis ihn – jeweils mit der aktuellen Weingräfin – einmal jährlich zum amerikanischen Unabhängigkeitstag (4. Juli) in der Grünstadter Partnerstadt besucht. „Heute fahre ich noch ab und zu privat hin“, erzählt sie. Dass Hammerl ihr persönlich gratulieren konnte, habe sie ihrer Freundin Inge Triebel aus Asselheim zu verdanken, die das Ganze eingefädelt habe. Wohl auch durch ihr ehrenamtliches Engagement in vielen Vereinen hat Matheis, die regelmäßig ins Fitnessstudio geht, einen großen Bekanntenkreis. Nach dem Tod ihres Mannes hatte sie zum Beispiel einen Single-Club gegründet und 14 Jahre lang Silvesterbälle und wöchentliche Treffen organisiert. „Vier Paare haben sich daraus entwickelt“, resümiert die Tochter eines Landwirts stolz. Mit 17 ging die Kirchheimerin nach Grünstadt als Haushaltshilfe „in Stellung“. Anschließend habe ihr der Polizeioberkommissar Jakob Matheis, den sie schon seit Kindertagen kannte, weil er in der schlechten Zeit oft zu Tauschgeschäften auf den elterlichen Bauernhof gekommen war, zu einem Job in der Fleischerei des Aafes-Depots verholfen. Im März 1957 heiratete sie den 40 Jahre älteren Witwer, von dem sie zwei Söhne und eine Tochter bekam. Vom MGV Kirchheim, in dem ihr Gatte Mitglied war, hat Alma Matheis zum 80. Geburtstag ein von allen Sängern unterschriebenes Gedicht erhalten – und das, obwohl ihr Mann schon 1977 gestorben ist.

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