Kreis Bad Duerkheim „Immer mit allem rechnen“

Beim Fahrtraining am Simulator: Lehrer Reiner Greif mit Claudia Tretter von der Feuerwehr Iggelbach.
Beim Fahrtraining am Simulator: Lehrer Reiner Greif mit Claudia Tretter von der Feuerwehr Iggelbach.

Um in solchen Situationen fit und ausgeglichen zu bleiben, nutzen ab dieser Woche etwa 50 Einsatzkräfte aus der Region Neustadt/Bad Dürkheim/Grünstadt das Angebot, am Simulator zu trainieren. Der Simulator, den das bayerische Innenministerium gemeinsam mit der Bayerischen Versicherungskammer finanziert hat, kostet 250.000 Euro und soll die Einsatzkräfte in ein möglichst realistisches Szenario versetzen. Der Sitz wackelt, der Motor brummt. Blinker, Gas, Bremse, Schalthebel, Tacho, Funk, Martinshorn, Blaulicht – alles ist dabei. Auf insgesamt fünf Bildschirmen wird dann das abgebildet, was ein Fahrer auch auf der Straße wahrnehmen würde, inklusive der Rückspiegel. Der kleine, aber entscheidende Unterschied: Fahrfehler führen zwar zu Diskussionen in der Nachbesprechung, nicht jedoch zu Personen- oder Materialschäden. Doch bevor die Wehrleute in dem Simulator Platz nehmen dürfen, steht die Theoriestunde auf dem Programm, bei der Ausbilder Reiner Greif mit seinem bayerischen Akzent eindringlich auf die Gefahren solcher Einsatzfahrten hinweist. „Unter Stress macht man Fehler. Um Stress abzubauen, ist Routine notwendig. Doch woher soll die kommen, wenn man nur fünfmal im Jahr eine Einsatzfahrt hat?“, fragt Greif. Umso wichtiger seien solche Stunden in dem Simulator. Zumal es keine spezielle Führerscheinausbildung bei der Feuerwehr gibt, erklärt Kreisfeuerwehrinspekteur Jürgen Hochdörfer: „Wir schulen zwar die Kollegen vor Ort, indem wir Erfahrungen weitergeben, sie mit dem Auto vertraut machen und junge Kollegen auch nie das erste Auto in einer Einsatz-Kolonne fahren lassen, aber eine spezielle, standardisierte und so strukturierte Ausbildung wie diese ist nicht vorgesehen.“ Dass die 50 Kollegen, die sich für die Schulungen in Deidesheim angemeldet haben, ihre Freizeit opfern, zeige, dass sie sich sehr mit ihrer Aufgabe bei der Freiwilligen Feuerwehr identifizierten, so Hochdörfer. Allerdings hätten auch noch 20 weitere Teilnehmer bei den Kursen mitmachen können. Greif umschreibt sein Ziel: „Wenn jeder künftig etwas vorsichtiger auf dem Weg zum Einsatz fährt, haben wir etwas erreicht.“ Der Ausbilder weist in der Schulung deutlich darauf hin, dass Blaulichtfahrten zwar außerhalb der Straßenverkehrsordnung stünden, jedoch nicht außerhalb der sonstigen Gesetze. „Wenn etwas passiert, dann kann es einem Fahrer auch an den Kragen gehen – und der Einsatz ist dann sowieso vorbei.“ Am Simulator wird auch gleich deutlich, wie schnell tatsächlich etwas passieren kann, obwohl nach der Theorie jeder schon in einem großen Maß sensibilisiert wurde. An einem unübersichtlichen Fußgängerüberweg tritt plötzlich eine Person auf die Fahrbahn. Sie hat Glück, dass sie nicht vom Feuerwehrauto überrollt wird. „Viel zu schnell“, mahnt Greif in der Nachbesprechung. Als ein Traktor plötzlich unvermittelt anhält und der Einsatzwagen auf die Gegenfahrbahn zieht, kracht es. „Die Gegenfahrbahn zu nutzen ist immer sehr gefährlich“, warnt Greif, „aber Unfallschwerpunkt Nummer eins sind Kreuzungen.“ Dass sich die anderen Verkehrsteilnehmer oft unvorhersehbar verhalten, wird auch schnell deutlich. Mal bremst ein vorausfahrendes Auto abrupt, als es das Einsatzfahrzeug bemerkt, mal wird ihm die Vorfahrt genommen, mal fehlt die Rettungsgasse: „An diesen Beispielen sieht man, dass man immer mit allem rechnen muss. Daher sollte man nie zu schnell sein und bei Rotlicht nur mit Schrittgeschwindigkeit in eine Kreuzung fahren“, so Greif. Und was sagen die Teilnehmer? „Mir wurde viel in der Theorie verdeutlicht, auch die Fahrt im Simulator ist sinnvoll, wenngleich manche Situationen sehr zugespitzt waren, um uns zu sensibilisieren“, stellte der 22-jährige Felix Heller von der Elmsteiner Feuerwehr fest.

x