Bad Dürkheim Freinsheimer Bieler will Briegels Rekord

13 Zentimeter: Das ist die Distanz, die Jan Bieler und Hans-Peter Briegel in ihren jeweiligen Bestweiten unterscheidet. Bieler s
13 Zentimeter: Das ist die Distanz, die Jan Bieler und Hans-Peter Briegel in ihren jeweiligen Bestweiten unterscheidet. Bieler sprang bis jetzt 7,31 Meter, Briegel 7,44 Meter im Jahr 1972.

17-jähriger Weitspringer aus Freinsheim peilt bei Deutschen Jugendmeisterschaften die Weite von über 7,44 Meter an.

Als Fußballer hat der heute in Germersheim lebende Hans-Peter Briegel eine international erfolgreiche Karriere hingelegt. Dass er davor Leichtathlet war, ist vielen Fans bekannt. Was aber die wenigsten wissen: Briegel hält mit 7,44 Meter bis heute den pfälzischen Weitsprungrekord im Jugendbereich. Nun schickt sich endlich einer an, dies zu ändern. Der 17-jährige Freinsheimer Jan Bieler peilt in den kommenden Wochen eine Weite von 7,50 Meter an. Briegel hat ihn auf dem Trainingsplatz besucht. Es ist fast exakt 45 Jahre her: Am 29. Juli 1972, Hans Peter Briegel war noch keine 17 Jahre alt, machte der 1,88 Meter große Sohn eines Kartoffelbauern, der später als „die Walz vunn de Palz“ bekannt werden sollte, seinen größten Satz. Nicht auf einem Kartoffelacker, aber dafür in eine Sprunggrube in Bielefeld. „Ich erinnere mich noch ziemlich gut“, sagte Briegel am Montagabend am Rande der Tartanbahn des TSV Freinsheim, wo er als Motivationshilfe für Jan Bieler vorbeikam. Dessen Vater Wolfgang hatte Briegel eingeladen und der demnächst 62-Jährige, der weiterhin eine sportliche Figur abgibt, kam prompt. In eineinhalb Wochen, am 4. August, startet Bieler, der dieses Jahr mit 7,31 Meter drittbester deutscher Springer in der Altersklasse U18 ist, bei den Deutschen Jugendmeisterschaften in Ulm. Briegel, der in Rodenbach aufgewachsene linke Verteidiger, weiß wie sich ein solcher Titel anfühlt. Vor seiner fußballerischen Laufbahn triumphierte er sowohl im Weitsprung als auch im Dreisprung. Außerdem absolvierte er zwei Zehnkämpfe, was sämtliche Fußballkommentatoren fortan vom früheren Zehnkämpfer sprechen ließ, obwohl der Erfolg hier im Gegensatz seiner Einzeldisziplin Weitsprung nur mäßig gewesen war. „Ich habe nie Stabhochsprung trainiert“, erinnert sich Briegel an die Zeit mit dem damaligen Trainer Götz Birnmeyer, der sogar ein Buch verfasst hat, das den vielsagenden Titel „Der Dreisprung“ trägt. „Koordination ist beim Weitsprung alles und hilft auch beim Fußball“, sagt Briegel an Bieler gerichtet. Birnmeyers Freinsheimer Pendant ist Rainer Drechsler. Unter ihm hat sein Schützling Jan Bieler seit dem Jahr 2010 im Durchschnitt jedes Jahr 54 Zentimeter an Weite draufgepackt. Nun kratzt der junge Mann an Briegels Marke. In der Liste der Jahresbesten liegt der Gymnasiast mit 7,31 Meter auf Platz 3. Der Beste hat exakt 7,50 Meter auf dem Konto. Briegels Weite von 1972 würde heute noch zu Platz zwei reichen. Der Ex-Fußball-Profi wünscht Bieler, dass er den Rekord knackt. Er erinnert sich allerdings auch an einen Wettkampf in Sindelfingen 1973, als er wohl um die 8,20 Meter gesprungen sei. Allein: Die Kampfrichter hätten den Satz als „übertreten“ gewertet. „Mein Trainer und ich waren da anderer Meinung“, so Briegel heute. Gleichwohl – es war sein letzter Wettkampf als Leichtathlet. Was folgte, war ein ganz weiter Sprung in die Welt des Fußballs. Briegel wechselte vom TV Rodenbach zum SV Rodenbach, wo er als Stürmer begann, bis eines Tages Erich Ribbeck vorbeischaute. Der war damals Trainer des 1. FC Kaiserslautern und machte ihn ab 1975 zum Prototyp des modernen Außenverteidigers. So schnell wetzte damals kaum einer die Seitenlinie rauf und runter. „Ich bin 10,81 Sekunden auf 100 Meter gelaufen“, sagte der Europameister von 1980 am Montag. 47 Tore schoss er in 240 Bundesligaspielen für den FCK, wurde in der Saison 1984/85 mit Hellas Verona italienischer Meister und „Fußballer des Jahres“ in Deutschland. 1988 beendete er seine aktive Karriere bei Sampdoria Genua und ging als Spielertrainer in die Schweiz. Ganz am Beginn seiner Laufbahn steht hingegen Jan Bieler, der „offen sein“ will für das, was kommt. Ob es am Ende wirklich eine kleine Karriere als Weitspringer wird, will zum jetzigen Zeitpunkt auch sein Trainer nicht beantworten. Das Potenzial sei zweifellos noch nicht ausgeschöpft, sagt Drechsler. „Jan macht bis jetzt kaum Krafttraining“, betont er. Was Bieler und Briegel unterscheidet, das ist die Tatsache, dass Bieler nicht Fußballer werden möchte. Wenngleich er mit 101 Toren in seiner letzten Saison als Jugendfußballer vor wenigen Jahren nicht allzu schlecht gewesen sein kann. Die volle Konzentration gilt gegenwärtig jedenfalls dem bevorstehenden Wettkampf bei den Deutschen Jugendmeisterschaften. Immer wieder leitete ihn Drechsler am Montag bei seinen Sprüngen über fünf in knappem Abstand aufgestellte Hürden an. Wenn es dann am 4. August gilt, kann Bieler sicher sein, einen besonderen Fan in der Pfalz zu wissen. Hans-Peter Briegel will den Wettkampf Bielers verfolgen und ist nicht böse, wenn sein Rekord von 1972 gebrochen wird.

Jan Bieler bei einem Riesensatz im vergangenen Jahr in Frankfurt.
Jan Bieler bei einem Riesensatz im vergangenen Jahr in Frankfurt.
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