Bad Dürkheim Erlenblätter nach Blüte verwelkt

Kostas Kyriakis vom TV Ellerstadt (rechts) im Zweikampf gegen Robert De Vel vom TuS Wachenheim.
Kostas Kyriakis vom TV Ellerstadt (rechts) im Zweikampf gegen Robert De Vel vom TuS Wachenheim.

«ELLERSTADT.» Wenn ein Neuling mit dem Abstiegskampf nichts zu tun hat und sogar nie schlechter als auf Rang neun platziert ist, müsste man eigentlich von einer ordentlichen Runde sprechen. Da aber der letzte Eindruck am meisten haften bleibt, herrscht beim TV Ellerstadt, dem Tabellenneunten der Fußball-B-Klasse Rhein-Mittelhaardt West, ein Stück weit Katerstimmung.

Vor einem Jahr hing der Himmel über Ellerstadt noch voller Geigen. Die Mannschaft war unter Trainer Hartwig Mutter souverän Meister der C-Klasse Ost geworden und aufgestiegen. In der Vorrunde dieser Saison lief es prächtig. Der TVE überzeugte auf der ganzen Linie und ging als Fünfter in die Winterpause, mit Tuchfühlung zu Rang vier. Doch urplötzlich riss der Faden. Hartwig Mutter, der Vater des Erfolges, musste sich einer zweiten schweren Knieoperation unterziehen, bei der ein neues Gelenk eingesetzt wurde, und fiel aus. Der spielende Co-Trainer Sascha Seibt sollte ihn vertreten. Doch dazu kam es aus nebulösen, weil nie kommunizierten Gründen nicht. In der Stunde der größten Not stellte sich Ex-Torjäger René Eichhorn zur Verfügung, der seine Spielerlaufbahn beendet hatte. Nach passablem Start mit sechs Punkten aus den ersten drei Begegnungen folgten drei Niederlagen in Serie. Besonders schmerzhaft war die 3:5-Pleite im Derby beim TuS Friedelsheim, weil die Grün-Weißen schon 3:0 geführt hatten. „Dieses Spiel ist nicht spurlos an mir vorübergegangen. Ich bin unglaublich enttäuscht“, sagte Eichhorn, der schon in den Gesprächen zuvor immer wieder durchblicken ließ, wie wenig er mit der Einstellung und der Leistung zufrieden war. Ende April beendete er seine Aushilfe. „Der Verein hatte mich schon vor Wochen gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, den Job dauerhaft zu übernehmen“, berichtete damals der ehemalige Torjäger, der in Ellerstadt hohes Ansehen genießt. Eichhorn lehnte jedoch ab, weil seine berufliche Belastung künftig höher sein wird. Zudem wurde er Vater einer Tochter. Der Verein verpflichtete als Nachfolger Sven Spangenberger (32), der sich vor Jahren als erfolgreicher Talentschmied bei RW Seebach einen Namen gemacht hatte. Er holte aus den letzten vier Partien jedoch nur einen Punkt. Ellerstadt beendete die Runde auf Rang neun. Zur Winterpause waren die „Erlenblätter“ bester „Dürkheimer Verein“, am Ende waren die drei Konkurrenten Wachenheim, Seebach II und Friedelsheim alle vorbeigezogen. In der Rückrunde holten nur die beiden abgeschlagenen Tabellenletzten TSV Königsbach II und TuS Lachen-Speyerdorf weniger Punkte als der TVE. Das sagt alles über den Absturz aus. Die Bestandsaufnahme Spangenbergers fällt zwiespältig aus. „Der Verein macht auf mich einen sehr guten Eindruck, das Gesamtbild ist positiv. Den Verantwortlichen liegt viel am TVE, die Kommunikation ist gut“, sagt der junge Coach und nennt als seine Ansprechpartner Christian Frech und Stefan Helbig. Hinzu komme die erstklassige Infrastruktur. „Spielfeld, Umkleidekabinen, Clubhaus – alles ist bestens. Es fehlt an nichts“, preist Spangenberger die äußeren Bedingungen, um die der Klub von vielen höherklassigen Vereinen beneidet wird. Nicht so gut fällt die sportliche Bewertung aus. „Das liegt an der geringen Anzahl der Spieler. Die, die da sind, arbeiten engagiert und sind menschlich top“, erklärt der Trainer. Aber es gebe keinerlei Konkurrenzkampf, das Team stelle sich von selbst auf. Zahlen belegen seine Einschätzung. Während Eichhorn in seiner ersten Partie nach der Winterpause aus 18 Spielern wählen konnte und bei seinem Ausstand noch 16 Mann zur Verfügung standen, musste Spangenberger teilweise mit zwölf, 13 Akteuren auskommen. „Etliche haben aufgehört, sind nicht mehr gekommen. Ich hatte gar keine Chance, mit ihnen zu reden“, klagt der Übungsleiter. Wichtig seien Wille, Einsatz und konditionelle Grundlagen. Und vor allem die Lust, Fußball spielen zu wollen. Das Spiel ohne Ball sei kaum ausgeprägt, was auf körperliche Rückstände zurückzuführen sei. „Wenn man platt ist, dann macht auch der Kopf nicht mehr mit“, weiß Spangenberger. Trotz aller Widrigkeiten hat er Fortschritte festgestellt: „In der letzten Begegnung bei Seebach II haben wir gut gespielt, Kampfgeist und Einstellung haben gestimmt.“ Auch läuferisch sei es nach oben gegangen. Obwohl am Ende einer Runde in der Regel im körperlichen Bereich nicht mehr gearbeitet wird, seien die Ergebnisse eines Leistungstests um zehn Prozent gestiegen gegenüber den Werten bei seinem Einstand. Aufgeben kommt für Spangenberger nicht in Frage: „Die Tür in Ellerstadt steht Jedem offen.“

Ihre News direkt zur Hand
Greifen Sie auf all unsere Artikel direkt über unsere neue App zu.
Via WhatsApp aktuell bleiben
x