Bad Dürkheim Ellerstadt: „Offensichtlich ein Tierschänder unter uns“

Tom und Jerry (von links) an ihrem Lieblingsplatz zu Hause.
Tom und Jerry (von links) an ihrem Lieblingsplatz zu Hause.

Tom kommt aus dem Garten ins Haus. Er läuft umher, miaut, schaut in jeden Winkel. Er sucht seinen Bruder Jerry. Doch Tom wird Jerry nicht finden. Der Kater ist tot. Sein Kadaver ist knapp 20 Kilometer von zu Hause, das ist Ellerstadt, entfernt gefunden worden. Die Umstände sind merkwürdig.

Es ist der vergangene Montagabend. Petra Erlewein lässt ihren schwarzen Kater Jerry wie jeden Abend aus dem Haus der Familie in Ellerstadt. Am nächsten Morgen will sie ihn wieder hinein lassen, doch Jerry steht nicht wie sonst vor der Tür. Sie wundert sich, wo der Kater steckt.

Jerry wird bei Bobenheim-Roxheim gefunden

Im Lauf des Tages erfährt sie es. Die Tierklinik Frankenthal ruft bei Erlewein an. Eine Frau, die am Dienstagmorgen ihren Hund Gassi führt, habe Jerry am Silbersee bei Bobenheim-Roxheim gefunden. Rund 20 Kilometer von Ellerstadt entfernt. Das Fell sei nass gewesen. Die Körperhaltung: absonderlich, so sei es ihr geschildert worden, erzählt Erlewein.

Bisswunde war ein Projektil

Die Spaziergängerin bringt Jerry deshalb in die Tierklinik in Frankenthal. Die Ärzte lesen den implantierten Chip aus und machen Erlewein ausfindig. Sie bittet die Ärzte, den Kater zu untersuchen. Ergebnis: Jerry ist wohl um 6 Uhr am Dienstag gestorben. Er hat keine Knochenbrüche oder äußere Verletzungen. Das Röntgenbild zeigt ein Projektil im Körper Jerrys, eine Diabolo-Kugel aus einem Luftgewehr. Erlewein erinnert sich an eine Verletzung aus dem Frühjahr. „Wir und der Tierarzt dachten, es sei eine Bisswunde.“ In der Tierklinik ist man sich einig: Die alte Kugel ist nicht die Todesursache.

Mit Kugel im Kopf überlebt

Jerry ist nicht die erste Katze in der Region, die durch Schüsse aus einem Luftgewehr verletzt wurde. Zu gut ist noch Sally in Erinnerung. Die Katze aus Frankenthal erregte überregionale Aufmerksamkeit, nachdem sich ihre Besitzer Anfang August an die Medien gewandt hatten. Vor rund zwei Monaten schoss jemand auf Sally – die Katze kam mit einer Kugel im Kopf nach Hause und überlebt.

Jerrys Tod bleibt mysteriös

Der Fall in Ellerstadt ist anders. „Ich gehe davon aus, dass Jerry in unserem näheren Umfeld getötet wurde“, sagt Erlewein. Ertränkt oder erstickt, vermutet sie. Dann habe der Täter den Kadaver am Silbersee entsorgt, „um Verdächtigungen zu umgehen.“ Was aus ihrer Sicht dafür spricht: In der ihrem Viertel seien in den vergangenen drei Jahren vier Katzen verschwunden, eine weitere habe eine Schussverletzung erlitten und aktuell werde die Katze eines Nachbarn vermisst. Schlussfolgerung: Es befinde sich „offensichtlich ein Tierschänder unter uns.“ Erlewein hat inzwischen Anzeige erstattet. Diese sei eingegangen und zuständigkeitshalber an die Kriminalinspektion Neustadt weitergeleitet worden, bestätigt der Dürkheimer Polizeichef Thomas Jung. Eine Häufung solcher Fälle sei aber nicht bekannt, sagt er. Ähnlich klingt auch die Aussage eines Sprechers der Polizeiinspektion Frankenthal: „Eine Häufung von Tiermisshandlungen ist definitiv nicht erkennbar.“ Diese Einschätzung teilt die Tierklinik.

Jerrys Schicksal sorgt bei Facebook für Aufregung

Im Netzwerk Facebook sorgt Jerrys Schicksal für Aufregung. Erleweins Tierärztin und die Finderin haben den Fall dort veröffentlicht. Die Beiträge werden rege geteilt. Auch bei der Gruppe „Überfahrene/tot aufgefundene Katzen“. Hier schließen sich Menschen zusammen, die die Chips von toten Katzen auslesen, damit die Besitzer erfahren, was mit ihren Lieblingen passiert ist. Die Anzahl tot aufgefundener Katzen in der Gegend liege im „oberen Normbereich“, sagt ein Mitglied mit Blick auf die Statistik. Für Petra Erlewein und ihre Familie, inklusive dem roten Kater Tom, wird das kaum ein Trost sein. „Es tut uns sehr weh, Jerry nicht mehr bei uns zu haben“, sagt sie. „Es ist für mich unfassbar, wie grausam Menschen sein können.“

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