Bad Dürkheim Egal mit was in Richtung Ball

Beschreibt sich als ein bisschen verrückt: Rouven Hahn.
Beschreibt sich als ein bisschen verrückt: Rouven Hahn.

«Freinsheim.» Nach zwei Jahren ist für Rouven Hahn der Dienst im Tor bei Handball-Pfalzligist HSG Eckbachtal beendet. Der 27-Jährige schließt sich zur kommenden Runde dem künftigen Oberligisten VTV Mundenheim an.

Ein bisschen verrückt muss man schon sein, wenn man sich freiwillig ins Tor stellt beim Handball. Immerhin fliegen einem dann Woche für Woche die Bälle mit einer irren Geschwindigkeit um die Ohren – im wahrsten Sinne des Wortes. Rouven Hahn grinst. „Ja, ein bisschen verrückt bin ich schon.“ Wie sich das bei ihm äußert? „Ich pflege meine Rituale. Ich trinke vor jedem Spiel zwei Red Bull. Und zu den Spielen ziehe ich immer dieselben Socken, dasselbe T-Shirt und dieselben Shorts an. Die kommen danach dann gleich in die Wäsche.“ Allerdings war der Gang zwischen die Pfosten der Handballtore bei ihm relativ alternativlos. „Mein Vater hat auch schon im Tor gespielt. Und auch mein Bruder, mein Opa, meine Oma – alle sind handballbegeistert“, erzählt er. Handball hat er also wirklich in die Wiege gelegt bekommen. Klar, dass er in Birkenau im Odenwald, wo er aufgewachsen ist, schon bald zwischen den Pfosten stand. Eine Karriere als Feldspieler kam nie infrage. Bei den Bambini durfte er gleich das Tor hüten. Im zarten Alter von fünf Jahren hat Rouven Hahn mit dem Handballspielen begonnen. Geboren wurde er in Ludwigshafen. Und da zog es ihn mit circa 15 Jahren auch wieder hin. Genauer gesagt erst nach Ruchheim und dann nach Oggersheim. „Dann kam die Anfrage der HSG Eckbachtal.“ Die Runde 2015/16 in der Oberliga war – speziell für ihn als Torwart – weniger lustig. Die HSG ging in der Regel als Verlierer vom Platz. „Das war schwierig. Aber Handball ist ein Mannschaftssport. Da müssen alle funktionieren.“ Hinzu kam eine schwere Verletzung. Kreuzbänder, Knorpel und Meniskus im rechten Knie waren kaputt. „Manchmal zwickt’s noch ein wenig“, sagt Rouven Hahn. Ab kommender Saison trägt er also das Trikot der VTV Mundenheim. „Man wird nicht jünger. Ich habe lange mit meinem Vater darüber gesprochen und dann den Entschluss gefasst. Außerdem bin ich dann mit 28 im besten Torhüteralter“, erzählt er über seine Beweggründe. Und wird er auch bei den VTV die Nummer eins im Tor? „Für mich ist das Gespann die Nummer eins. Wenn einer mal nix hält, muss der andere einspringen.“ Rouven Hahn, das hört man im Gespräch, wird die HSG Eckbachtal vermissen. Vor allem der Zusammenhalt innerhalb der Mannschaft sei toll. „So etwas gibt es selten. Wir haben oft etwas zusammen unternommen.“ Sein Trainer wird ihn jedenfalls vermissen. „Rouvens Abgang hat mich schon getroffen. Er wird uns sportlich wie menschlich fehlen“, sagt Thorsten Koch. Es sei ein sehr emotionaler Moment gewesen, als Hahn nach der schweren Verletzung wieder die ersten Minuten bekommen habe. „In der Hierarchie der Mannschaft stand er weit oben, war ja auch im Mannschaftsrat.“ Der Keeper sei jetzt dem sportlichen Reiz erlegen, höherklassig zu spielen. „Das müssen wir akzeptieren“, sagt Koch. Dass Hahn das Zeug dazu hat, bei den VTV zu bestehen, sei keine Frage. „Er hat das Potenzial. Das wird er in Mundenheim ganz bestimmt auch abrufen.“ Negativer Höhepunkt in der vergangenen Saison war für Rouven Hahn die verpasste Meisterschaft in der Pfalzliga. „Wir waren am Boden zerstört. Aber Offenbach war eben stärker“, sagt Rouven Hahn. Allerdings gab es auch Positives. Zum Beispiel das Benefizspiel Anfang Januar gegen Zweitligist TSG Ludwigshafen-Friesenheim zugunsten von Fabian Pozywio. „Das war sehr emotional. Aus allen Ecken kam Hilfe.“ Krönender Abschluss der Runde war dann der Gewinn des Pfalzpokals in Haßloch gegen den Oberligisten TuS Kaiserslautern-Dansenberg. „Das war gut für die Auffrischung der Seele, nachdem das mit der Meisterschaft gelaufen war“, meint der Torhüter. Für ein Jahr hat er bei den VTV Mundenheim unterschrieben, erzählt er. „Mal schauen, was dann kommt.“ An was er arbeiten muss, das weiß Rouven Hahn auf jeden Fall schon. „Ich muss beweglicher werden.“ Sein Stil erinnere den einen oder anderen an Silvio Heinevetter, Torwart bei Erstligist Füchse Berlin. „Die Füße sind schon mal nicht da, wo sie hingehören. Meine Devise ist: egal mit was in Richtung Ball.“ Zweimal war er schon wegen einer Gehirnerschütterung außer Gefecht.

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