Bad Dürkheim Echsenlist und Krötenrülps

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Wie wichtig Freunde im Leben sind, das zeigte der „tollste Wurm der Welt“ seinen Zuschauern am Dienstag im Haus Catoir. Das Neustadter „Dornerei-Theater mit Puppen“ spielte sein unterhaltsames und spannendes Stück „Der Superwurm“ nach dem gleichnamigen Bilderbuch von Julia Donaldson und Axel Scheffler.

Der Titelheld ist ein kleiner Wurm, aber der macht seinem großen Namen alle Ehre. Ob „Superwurm“ als Stabmarionette oder Stockfigur in Aktion ist, ob er sich flink zwischen Pflanzen oder buddelnd unter der Erde bewegt: Allzeit ist er zu Hilfsaktionen für Tiere in Not bereit. Und weil seine Talente so vielfältig sind, gibt es auf der Bühne für ihn gleich mehrere Doubles. Die Figurenspieler Eleen und Markus Dorner steigen mit einer gewinnenden Rahmenhandlung ins Geschehen, bei der sie in die Rollen von Frau Wiese und Herrn Müller schlüpfen. Beide arbeiten bei der Stadtverwaltung und beide mögen sich sichtlich. Als sie Müll in der Landschaft entdecken, erlebt das Publikum einen geschickten Übergang vom Schauspiel ins Figurenspiel: Anhand einer aufgefundenen Echse bahnt sich die Geschichte an, denn das Tier beginnt eifrig zu erzählen. Unter Regie von Virginia und Stefan Maatz wird die knappe Textvorlage um witzige Sprüche und beschwingte Passagen bereichert. Rasch erfolgt der Umbau der Bühne: Statt aufgehäuftem Müll erblicken die Zuschauer nun zauberhafte Blumen und durch die idyllische Landschaft scheint ein Bach zu plätschern. Das Bühnenbild von Andreas Becker lebt nicht nur von starkem Ausdruck, sondern auch von Kontrasten. Und wenn der Superwurm zu neuen Taten eilt, wird die Drehbühne in tüchtigen Schwung versetzt. Die vielförmigen Tiere, wie man sie aus dem Donaldson-Buch kennt, kommen vor allem als Marionetten zum Einsatz. Während Eleen und Markus Dorner im offenen Spiel die Puppen führen, kann das Publikum ihr geschicktes Hantieren mit den vielen Fäden bewundern. Marionetten sowie die Tischfigur der Echse hat Figurenbauer Jürgen Maaßen gestaltet. Nicht bei allen Menschen gehören Lurch oder Spinne zu den Sympathieträgern der Tierwelt. Doch das Dornerei-Theater zeigt die tierischen Akteure so witzig und einfühlsam, dass wohl jeder im Publikum sie mag. Da sind zum Beispiel die Kröten, die als munterer Sohnemann, behäbiger Vater und als Gruppe im lustigen Chor für Gelächter sorgen. Begleitet werden solche Szenen von der Musik von Peter Dirkmann, bei der die kleinen und großen Zuschauer durchaus auch mitsingen dürfen. Gebannt erleben die Kinder, wie der Superwurm in die Fänge der listigen Echse gerät. Doch auch in kritischen Situationen wissen die Dorners, witzige Elemente einzubauen. Selbst auf dem Höhepunkt des Geschehens, als der Gefangene befreit werden soll, darf man über einen herzhaften Rülps des Kröterichs lachen. Jeder sieht, dass auch ein „Superwurm“ mal Hilfe braucht und Freunde, die ihm zur Seite stehen. Bereichernd in der Bühnenfassung gegenüber der Buchvorlage wirkt, wie das negative Textvorbild der Echse entschärft wird: Sie bekommt im Garten von Frau Wiese die Chance, neu anzufangen: ein schöner Abschluss. Zuletzt gibt es Superapplaus für eine tolle Aufführung.

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