Bad Dürkheim Dürkheimer Gondelbahn: Lösung in Sicht

74 Tage vor dem Wurstmarkt sind die Weichen für die Zukunft der Gondelbahn-Ruine wohl seit gestern neu gestellt.
74 Tage vor dem Wurstmarkt sind die Weichen für die Zukunft der Gondelbahn-Ruine wohl seit gestern neu gestellt.

Bürgermeister Glogger bestätigt „entscheidenden Schritt“ nach gestrigem Notartermin – Details heute in Pressekonferenz

In Sachen Gondelbahn zeichnet sich tatsächlich eine Lösung ab. „Wir sind einen entscheidenden Schritt weiter“, sagte Bürgermeister Glogger gestern auf Nachfrage der RHEINPFALZ. Zugleich bestätigte er Informationen der Lokalredaktion, wonach es gemeinsam mit Besitzer Peter Schwab am selben Tag einen Termin beim Notar gegeben hat. Man kann daher wohl davon ausgehen, dass eine vom Bürgermeister für dieses Jahr angestrebte Vereinbarung mit Schwab zustandegekommen ist. Jegliche weitere Information, so Glogger, wollten sich beide Seiten für eine Pressekonferenz am heutigen Vormittag vorbehalten. In der Einladung zur Medienrunde wurden gestern am späten Nachmittag lediglich „Neuigkeiten in Sachen Dürkheimer Gondelbahn“ angekündigt. Der Notartermin darf daher als eindeutiges Indiz gewertet werden, dass sich der mittlerweile 78 Jahre alte Schwab mit der Stadt nach mehreren Gesprächen und Verhandlungen, die man seit Dezember miteinander geführt hatte, in der Tat verständigt hat. Beim Neujahrsempfang Mitte Januar hatte Glogger angekündigt, in diesem Jahr endlich eine Entscheidung in dieser „unendlichen Geschichte“ anzustreben. Demnach wollte die Stadt sich selbst intensiver um einen Privatinvestor bemühen, der im offensichtlichen Gegensatz zu dem Dürkheimer Unternehmer den mittlerweile auf weit über zehn Millionen Euro geschätzten Wiederaufbau finanziell stemmen kann. Ansonsten sollte das Gerippe der Talstation, das seit Stilllegung der einstigen Touristenattraktion im Jahr 1981 den Wurstmarktplatz „ziert“, endgültig abgerissen werden. Mehr als zehn Jahre lang hat Schwab vergeblich versucht, das Projekt Gondelbahn aus eigener Kraft wieder auf die Beine zu stellen. Kurz vor Jahresende 2006 hatte der damalige Landesbetrieb Straßen und Verkehr den Planfeststellungsbeschluss für den seinerzeit kostenmäßig auf acht Millionen Euro geschätzten Wiederaufbau verkündet. Rechtskraft erlangte die Baugenehmigung schließlich im darauffolgenden April, nachdem die Einspruchsfrist ohne Widerstände abgelaufen war. Damit schien der Weg frei – 25 Jahre, nachdem das Bundesverfassungsgericht höchstrichterlich die Fahrten von der Talstation am Wurstmarktplatz über knapp 1,25 Kilometer hoch ins Waldgebiet am Teufelsstein untersagt hatte. Otto Schwab, der Vater des bisherigen Besitzers, hatte die Bahn Anfang der 70er Jahre aufgebaut, ohne die erforderlichen Überflugsrechte und Grunddienstbarkeiten von den Besitzern der rund 80 Parzellen im Verlauf der Trasse einzuholen. Dies holte ihn zehn Jahre später ein, als ein halbes Dutzend Kläger nach einem langwierigen Gang durch sämtliche Instanzen von den Verfassungsrichtern in Karlsruhe letztendlich Recht bekamen – 1981 ereilte die Gondelbahn das Aus. Peter Schwab trat das Erbe seines Vaters mit dem schier unbeugsamen Willen an, dieses Versäumnis im Nachhinein auszumerzen und die rechtlichen Grundlagen für einen Wiederbetrieb herzustellen. Dies gelang ihm schließlich auch: Im Juni 2001 hatte er tatsächlich die allerletzte Grunddienstbarkeit für die Grundstücke beisammen und notariell veraktet – und begann mit damals 62 Jahren sogleich die Pläne für den zweiten Anlauf zu schmieden. Die sahen bei der Präsentation 2004 jeweils eine neue Tal- und Bergstation vor (die oben war 2000 eh einem mutmaßlichen Brandanschlag zum Opfer gefallen), beide mit Gastronomie. Oben am Teufelsstein sollte neben dem Bergbahnhof zwei Wohn- und Wirtschaftsgebäude errichtet werden, zusätzlich zu Rundwanderwegen dachte der Investor an eine Art Erlebnispark, unter anderem mit Kletterwand und Waldlehrpfad. Diese Pläne musste Schwab zunächst jedoch abspecken, nicht zuletzt, weil das Bahnareal mittlerweile teilweise in einem neu ausgewiesenen europäischen Vogelschutzgebiet lag. Außer der Bergstation sollte es bei einem zusätzlichen Gebäude bleiben. Auch für die Bahn selbst präsentierte Schwab vor zehn Jahren der RHEINPFALZ gegenüber konkrete Vorstellungen: 38 Gondeln (die erste bereits zum Wurstmarkt 2002 in der Talstation zur Schau gestellt) sollten über neun nagelneue Stützen bis zu 950 Passagiere pro Stunde innerhalb von sieben Minuten über 160 Höhenmeter in den Wald befördern. Mit bis zu 150.000 Fahrgästen pro Jahr rechnete der Betreiber – noch mal die Hälfte mehr als die rund 100.000 Menschen, die in der ersten Betriebsphase von 1973 bis 1980 in der Regel die Bahn benutzt hatten. Bis zum nächsten Wurstmarkt sollten die Gondeln wieder schweben, machte Schwab der Öffentlichkeit weis, nachdem die Speyrer Verkehrsbehörde im Dezember 2007 also grünes Licht gegeben hatte. „Es müsste viel schiefgehen, wenn das nicht funktionieren sollte“, sagte er gegenüber der RHEINPFALZ damals. Irgendwo zwischen Zweckoptimismus und Luftschlossbauerei war er über all die Jahre immer bemüht, den Glauben an ein Gelingen seines Lebenswerks der Öffentlichkeit gegenüber aufrechtzuerhalten. Noch im Dezember 2013 kündigte ein Ingenieurbüro in Bayern im Auftrag Schwabs der RHEINPFALZ gegenüber den Neuaufbau und -betrieb „spätestens im Jahr 2015“ an. Es war die Reaktion auf eine private Facebook-Aktion für einen Abriss der Talstation-Ruine hin, die weit über 1100 Befürworter gefunden hatte. Die CDU hatte 2008 schon einmal ein Ultimatum „Aufbau oder Abriss“ formuliert – was aber angesichts der gültigen Baugenehmigung für das Objekt obsolet war. Davor hatte es indes auch schon einmal eine Unterschriftensammlung für den Wiederaufbau gegeben. Den Glauben daran versuchte Schwab auch mit Alibiaktionen zu nähren, indem er den Verlauf der früheren Trasse hoch zum Teufelsstein immer wieder von Bäumen frei halten ließ. Besonders übel nahmen ihm die Dürkheimer, dass er dabei im April 2009 auch vor der „Gabelskiefer“ nicht Halt machte, einem der bis dahin prägnantesten und bekanntesten Bäume im gesamten Limburg-Dürkheimer Wald. Denn schon da teilte die Bevölkerung Schwabs demonstrative „Zuversicht“ nicht mehr, das Ding irgendwann doch noch zu schaukeln. Mit der Zeit wurde offensichtlich, dass ihm selbst dazu schlicht die finanziellen Mittel fehlten. Zuletzt war von elf Millionen Euro die Rede, auf die man das Projekt schätzte – 2001 hatte er noch von zehn bis elf Millionen Mark gesprochen. Und die externe Beteiligung von Investoren in einer GmbH und Co. KG, für die Peter Schwab damals „entsprechendes Interesse regionaler Investoren“ verkündet hatte, erschien im Nachhinein ebenfalls nichts weiter als Wunschdenken.

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