Eisenberg Die Retter gerettet

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Fast wäre es aus gewesen mit der Freiwilligen Feuerwehr in Biedesheim. Nie hatten die Brandbekämpfer ein wirkliches Zuhause. Ein Gerätehaus, so wie es anderswo üblich ist, haben sie bis heute nicht. Seit ihrer Gründung vor mehr als vier Jahrzehnten müssen sich die Floriansjünger an wechselnden Standorten einrichten. Die Verbandsgemeinde Göllheim hat das Nomadenleben beendet – und so die Retter gerettet, die ihre Wehr auflösen wollten.

Die Verbandsgemeinde stellte einen Container auf und schaffte damit ein dauerhaftes Domizil für die Wehr. „Wir hatten das Anfang vergangenes Jahr zur Bedingung gemacht und eine Frist für die Umsetzung bis November gesetzt“, erläutert Wehrführer Danny Kesberger. „Wir wollten eine schnelle und preisgünstige Lösung unseres Raumproblems“, ergänzt sein Stellvertreter Peter Schindler. Und zum Glück wehe ein anderer Wind in der Verwaltung, seit Steffen Antweiler VG-Bürgermeister ist. „Er war erschrocken, wie wir hier hausen und unterstützt uns sehr“, so Kesberger. Bis Mitte der Achtziger war die Wehr in einem inzwischen abgerissenen Gebäude beim Glockenturm untergebracht. Dann wurde auf dem gemeindeeigenen Gelände hinter dem Bürgerhaus eine Garage als „Gerätehaus“ errichtet. „Unsere Kleidung hing an Haken an der Wand und wir mussten unseren Einsatzwagen hinausfahren, bevor wir uns umziehen konnten – im nicht geheizten Raum“, beschreibt Kesberger die unbefriedigende Situation. Nicht viel besser war es, als die Floriansjünger im Keller des Dorfgemeinschaftshauses unterkamen. Denn dort hatten sie nicht viel Platz zwischen den Utensilien der Landfrauen und der Gymnastikgruppen. Außerdem war der Weg zur Garage umständlich weit. Die Wehr zog in den seit 2009 verwaisten Jugendtreff im Keller der ehemaligen Schule – deutlich näher am „Gerätehaus“. Als das Kerwekomitee dort wieder ein Domizil für die Teens eröffnete, wurde es erneut eng. Nachdem die Wehrleute Druck und der Gemeinderat Biedesheim den Weg frei gemacht hatten, investierte die Verbandsgemeinde im Herbst rund 9000 Euro in den Standort der Biedesheimer Brandbekämpfer: Die Garage, die in Eigenleistung renoviert wurde, bekam eine Belüftungsanlage und die Floriansjünger endlich einen eigenen Raum. „Lange gedauert hat vor allem die Baugenehmigung für den Container“, sagt Kesberger. In dem 18-Quadratmeter-Quader finden nun Spinde, ein Tisch mit Stühlen und ein Kühlschrank Platz – alles von den Wehrleuten selbst angeschafft. Alarmiert werden die freiwilligen Helfer, die rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr in Bereitschaft sind und jährlich fünf- bis achtmal ausrücken müssen, noch altertümlich per Sirene. Auch am Freitagmorgen, als Sturmtief Egon einen Baum auf die Kreisstraße 70 in Richtung Rüssingen stürzen ließ. „Nicht jeder von uns hat einen Funkmeldeempfänger“, erläutert Kesberger. Eine Benachrichtigung übers Handy, das ja heutzutage jeder hat, gebe es in der VG nicht. Und die digitale Technik lässt im Donnersbergkreis auch noch auf sich warten. „Sie soll in diesem Jahr eingeführt werden, und man will dann alle Kameraden mit einem Empfänger ausstatten“, berichtet der Wehrführer. Andere Landkreise seien da deutlich weiter. Die kleine Wehr, die Schläuche und Material sowie bis zu sechs Personen für einen so genannten Erstangriff auf ein brennendes Haus in einem über zehn Jahre alten Mehrzweckfahrzeug zur Einsatzstelle transportiert, wird oft nicht ernst genommen. „Wir werden im Dorf belächelt“, erzählt Schindler (39). Andererseits werde es als selbstverständlich angesehen, dass die Floriansjünger bei Stabaus, Kerweumzug und St. Martin gratis die Verkehrssicherung übernehmen – was sie, streng genommen, der Polizei überlassen müssten.

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