Bad Dürkheim Bad Dürkheimer Stadtmuseum bekommt Auszeichnung für Barrierefreiheit

Für Menschen mit Handicap werden im Stadtmuseum zwei Rollatoren bereitgehalten.
Für Menschen mit Handicap werden im Stadtmuseum zwei Rollatoren bereitgehalten.

Das Stadtmuseum hat als einziges Haus in Bad Dürkheim die Zertifizierung „Reisen für alle“ erhalten.

„Reisen für alle“ heißt eine bundesweite Auszeichnung, die an Betriebe und Unternehmen vergeben wird, die Barrierefreiheit sehr wichtig nehmen und ihr Haus entsprechend gestaltet haben. In Bad Dürkheim hat nur ein Haus die Zertifizierung: das Dürkheimer Stadtmuseum. Die Winzergenossenschaft Herrenberg-Honigsäckel strebt diese an. Wer zwei funktionierende Arme und Beine hat, kann sich oft nur schwer vorstellen, dass manchen schon eine Treppenstufe die Urlaubsfreude trüben kann. Dann, wenn keine Rampe, kein Fahrstuhl da ist, um sich mit Rollstuhl oder Rollator fortbewegen zu können. Die Reiseplanung für Menschen mit Handicap ist oft eine Herausforderung. Das Kennzeichnungssystem „Reisen für alle“ ist bundesweit einheitlich und signalisiert Reisenden, wo sie sich ohne oder mit nur wenigen Einschränkungen bewegen können. Das Projekt des Deutschen Seminars für Tourismus wird vom Bundeswirtschaftsministerium gefördert. In Rheinland-Pfalz hat Wirtschaftsminister Volker Wissing die Kennzeichnung vergeben. Nach Angaben des Projekts leben in Deutschland etwa zehn Millionen Menschen mit einer Behinderung. Barrierefreier Tourismus sei eine Wachstumsbranche. Für Menschen mit Handicap seien detaillierte und verlässliche Informationen über die Nutz- und Erreichbarkeit touristischer Angebote wesentliche Grundlage für die Reiseentscheidung. Genau solche Infos finden sich bis ins Detail nun auch über das Dürkheimer Stadtmuseum im Internet. Hier erhält ein potenzieller Gast Informationen, wie weit der nächste Behindertenparkplatz entfernt ist (50 Meter) oder wie hoch der Tresen ist (95 Zentimeter an der niedrigsten Stelle). Menschen mit Sehbehinderung erfahren, dass es Hörstationen gibt, aber auch, dass die Glastüren keine Sicherheitsmarkierungen haben. In Bad Dürkheim könnte sich noch mehr tun, findet Kulturdezernentin Heidi Langensiepen, die mit Museumsleiterin Britta Hallmann-Preuß und dem Architekten Siegbert Huther bei der Gestaltung der neuen Museumsräume von Anfang an an Barrierefreiheit geachtet hat. Noch steht das Stadtmuseum mit seiner Zertifizierung auf drei Jahre allein da. Dabei sei es vor allem darum gegangen, bei der Planung klug vorzugehen. An welcher Stelle ein Brett angebracht werden muss, ändere nichts an den Kosten, sagt Langensiepen. Für einen Rollstuhlfahrer, der deswegen Tresen oder Vitrinen unterfahren kann, bedeutet es aber den entscheidenden Unterschied. Wer nicht mehr so gut sehen kann, der freut sich über eine klare Schrift ohne Serifen. „Das kostet kein Geld“, so Langensiepen. Schon bei der Planung neuer Räume hatte auch die Winzergenossenschaft Herrenberg-Honigsäckel die Barrierefreiheit im Blick. „Wir haben gleich daran gedacht“, sagt Chef Gerd Freiermuth. Sowohl bei der Gestaltung des Verkaufsraums als auch beim Gastraum sei auf freie Zugänge für Menschen im Rollstuhl geachtet worden. Langensiepen und Hallmann-Preuß sind überzeugt, dass die Maßnahmen im Museum 60 bis 70 Prozent der Museumsbesucher zugute kommen. Zumindest gebe es eine Komfortsteigerung für alle. Laut Hallmann-Preuß suchen Gruppen oft gezielt nach barrierefreien Angeboten. Reha-Gruppen freuten sich über angebotene Rollatoren. Seit der Neugestaltung kommen immer mehr Menschen ins Dürkheimer Stadtmuseum. Im ersten Halbjahr waren es rund 2700 Personen, fast so viele wie vor einiger Zeit noch in einem ganzen Jahr.

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