Bad Dürkheim Bad Dürkheim: Günstigere Baugebiete in Planung

Im Interview spricht Bauamt-Leiter Dieter Petry über die gewachsene Arbeitsbelastung, selbstbewusste Bauherren und den Bedarf an bezahlbarem Wohnraum.

Herr Petry, „wie geht es Deutschland“ war kürzlich der Titel einer Talkshow. Wie geht’s Bad Dürkheim, wenn Sie den Stapel an Bauanträgen in Ihrer Abteilung anschauen?

Bad Dürkheim geht es super! Aber Bauanträge machen ja nur einen kleinen Teil der Arbeit in dieser Abteilung aus.

Sie haben in der jüngsten Bauausschusssitzung gesagt, dass es sehr viele Bauanträge sind und weitere Arbeiten sogar fremdvergeben müssten.

Das liegt daran, dass wir neben den Bauanträgen ja noch ein paar Projekte haben. Thermalbad, Brunnenhalle, Brand an der Limburg, Brandschutzmaßnahmen an allen öffentlichen Gebäuden. Das ballt sich alles gerade. So viele Aufgaben hatten wir in Summe noch nie. Wer hat mit dem Brand auf der Limburg gerechnet? Heißt das, dass Sie eigentlich mehr Personal bräuchten? Wir versuchen es mit den vorhandenen Kräften hinzukriegen und holen uns Unterstützung von außen. Aufstocken geht im Moment ohnehin nicht. Uns geht es wie den Ingenieurbüros: Wir bekommen kaum qualifizierte Leute. Eine meiner Hauptbeschäftigungen ist derzeit, hinter Leuten und Firmen hinterherzutelefonieren, wann ich eine Leistung erbracht bekomme. Alle Firmen sind ausgelastet. Brandschutzgutachter sagen uns, dass sie nächstes Frühjahr wieder Zeit haben. Die haben uns letztes Jahr schon vertröstet. Demnach boomt Bad Dürkheim in Sachen Wohnen? Ja. Wir haben die beiden Baugebiete „In den Langwiesen“ in Leistadt, wo bis heute 40 Bauanträge bei 47 Grundstücken bearbeitet wurden, und Fronhof II, wo aktuell 41 Bauanträge bei 250 Grundstücken bearbeitet wurden. Darüber hinaus gibt es noch mehr Bauanträge im restlichen Stadtgebiet. Sie sprachen kürzlich davon, dass es sich bei den Antragstellern oftmals um sehr selbstbewusste Bauherren handelt. Was haben Sie damit gemeint? Ja, es wird mehr diskutiert als früher über das, was man darf und was man nicht darf. Das kostet Zeit. Die Leute haben heute viele Ideen, aber es gibt eben häufig einen Bebauungsplan. Haben Sie das Gefühl, dass diese selbstbewussten Leute derzeit nicht wissen, wohin mit ihrem Geld? Dass sie nicht wissen wohin, das will ich jetzt so nicht formulieren, aber es ist einfach viel Geld unter den Leuten. Wenn mir ein Zimmermann sagt, dass er erst nächstes Jahr im April wieder Zeit hat, dann bedeutet das was. Was sind das für Leute, die da bauen im Fronhof II? Ganz gemischt. Von ganz einfachen Menschen bis zu Akademikern. Manche sind hier aus dem Ort, andere sind zugereist. Werden diese Leute die Stadt verändern? Schwierige Frage. Vielleicht altersmäßig. Im Fronhof I haben wir erlebt, dass im Geschosswohnungsbau fast nur Leute ohne Kinder kamen. Das wird im Fronhof II preislich bedingt ähnlich sein nach unserer Auffassung. Wenn Sie sehen, dass Wohnungen zwischen 130 und 150 Quadratmetern bis zu 850.000 Euro kosten. Wir werden viel mehr ältere Leute dahin kriegen. Jüngere haben oft noch gar nicht das Geld. Wir werden hier im Geschosswohnungsbau nur vereinzelt Leute mit Kindern haben. Gleichzeitig steigt auch in Bad Dürkheim der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum. Das war jetzt mit Blick auf Hardenburg Thema im Stadtrat Was kann die Stadt da tun? Es gibt ja einen Beschluss, dass die Stadt für genügend bezahlbaren Wohnraum sorgt. Es gibt städtische Gebäude, die in den 60er Jahren entstanden sind. Da investiert die Stadt ja schon. Zum Beispiel am Stadion, wo 16 Wohnungen gerade neu gedämmt und ertüchtigt werden. Sehen Sie die Gefahr, dass Dürkheim für den Normalbürger zu teuer wird? Insgesamt nein. Das Baugebiet Fronhof ist teuer, das ist einfach so. Für frei stehende Einfamilienhäuser zahlt man im Fronhof heute pro Quadratmeter mindestens 500 Euro, für Doppel- und Reihenhäuser im Fronhof und anderen Baugebieten beginnt der Preis bei rund 300 Euro pro Quadratmeter. Damit ein frei stehendes Haus drauf passt, brauchen sie 400 Quadratmeter. Damit haben sie nur den Bauplatz und noch nichts gebaut. Für den Normalverdiener ist das kaum machbar, wenn er nicht geerbt hat. Deshalb arbeiten wir an alternativen Baugebieten wie „In den Langwiesen“ in Leistadt oder in Hausen westlich des Nettomarktes. Das soll ja auch Baugebiet werden. Und das wird erheblich günstiger kommen. Stellen Sie einen verstärkten Drang in Richtung Bad Dürkheim fest? Auf jeden Fall. Das hat mit der hohen Wohnqualität am Übergang zwischen Rheinebene und Pfälzer Wald zu tun. Hat Dürkheim zu enge Grenzen, um noch zu wachsen? Ja, aber das Problem haben andere auch. Da gibt es Nachbarorte, die nicht mehr weit weg sind. Da sind die Landwirtschaftsflächen für Winzer. Da gibt es so viel Restriktionen. Ob es gesund wäre zu expandieren? Ich weiß es nicht. Es gibt auch innerstädtisch noch Entwicklungsmöglichkeiten und nördlich vom Wohngebiet „Am Falltor“ bei der B37. Das sind bestimmt zwölf bis 15 Hektar. Zum Schluss: Ist ein Ende Ihrer derzeit starken Belastung absehbar? Da hoffe ich seit 25 Jahren drauf. Wir machen im Moment vier EU-weite Ausschreibungen für Ingenieurbüros zu Therme und Brunnenhalle. Das ist ein riesiger Aufwand. Wenn die Therme in der Spur ist und Fronhof II bis Ende 2019 in der Bebauungsphase steckt, dann ebbt das vielleicht etwas ab.

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