Bad Dürkheim Auf der Suche nach Spuren der Zeit

Mit Lupenbrille und UV-Lampe hat Restauratorin Anke Becker Anfang Dezember die rund 20 Gemälde in der Dauerausstellung des Frankenthaler Erkenbert-Museums begutachtet. Anhand ihrer Dokumentation soll nun entschieden werden, welche Bilder restauriert werden müssen.

Die positive Nachricht: Der Zustand der Bilder im Museum ist überwiegend gut, nur bei manchen ist der Firnis, ein klarer Überzug, der die Malerei schützt und das Tiefenlicht verstärkt, vergilbt. „Ein normaler Alterungsprozess“, erläutert die Wormserin, die über den Begutachtungsauftrag erstmals ins Erkenbert-Museum kam. Dringender Handlungsbedarf besteht aus ihrer Sicht in den Fällen, wo die Malschicht hochsteht. „Dann könnten Farbschollen abfallen“, so Becker. Mit Störleim, einem kraftvollen und elastischen Klebstoff aus der Schwimmblase eines Fisches, könne sie diese Schichten verkleben und mit Hilfe eines Heizspachtels niederlegen. Ihr Handwerk gelernt hat die Diplom-Restauratorin an der Fachhochschule in Hildesheim. Nach vier Jahren Studium arbeitete sie zunächst zwei Jahre in der Werkstatt von Vitus Wurmdobler in Erbes-Büdesheim bei Alzey und war unter anderem an der Restauration der Schraudolph-Fresken im Speyerer Dom beteiligt. Nach Frankenthal kam sie über die Empfehlung einer Architektin, die die Renovierungsarbeiten im Erkenbert-Museum betreut. In der Region war die 39-Jährige, die seit 2005 selbstständig ist, auch in der evangelischen Kirche in Roxheim im Einsatz bei der Restaurierung des großen Christus-Gemäldes im Altarraum. Künstlerisch arbeiten, das sei ihr Ziel gewesen. „Für die Kunst an sich war ich wohl nicht kreativ genug“, merkt sie selbstkritisch an. Über die Restaurierung einer Kirche in ihrem Heimatort Herrnsheim kam sie dann letztlich auf ihren heutigen Beruf. Neben Kunsthistorie und künstlerischem Tun seien dabei auch Kenntnisse in Chemie, Fotografie und dem Umgang mit PC gefragt. „Der Beruf ist sehr vielfältig“, findet Becker. Im Erkenbert-Museum sollte die Expertin den Zustand der Gemälde protokollieren. Der gesamte Bestand wurde in einer Tabelle erfasst mit Titel, Urheber und Entstehungsdatum. Schäden sowie Spuren früherer Restaurierungen wurden auf Bildfolien festgehalten, die mit den Protokollen im Museum bleiben. Diese Dokumente helfen bei der Entscheidung über Restaurierungen, aber auch, wenn Exponate ausgeliehen werden. Bisher gab es eine solche Übersicht nicht. „Für ein kleineres Museum wie dieses ist das nicht unüblich“, erklärt Becker. Nach der Bestandsaufnahme soll die Wormserin wohl auch alle Gemälde mit Ziegenhaarpinsel und Staubsauger reinigen. „Wenn Staub zu lange liegen bleibt, backt er fest“, weiß sie. Mikroorganismen, insbesondere Schimmel, könnten dann Bild und Rahmen beschädigen. Doch auch in solchen Fällen kennt die Fachfrau natürlich ein Rezept.

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