Ludwigshafen Wurde Ludwigshafener Unternehmer von Entführern getötet?

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Rund 3000 Menschen haben am Sonntag vor der Mevlana-Moschee in Ludwigshafen Abschied vom deutsch-türkischen Unternehmer Ismail Torun genommen. Gleichzeitig verdichteten sich die Hinweise darauf, dass der 49-Jährige Entführern zum Opfer gefallen ist. Die scheinen für seine Freilassung etwa eine Million Euro verlangt zu haben.

Die Menschen drängten sich gestern Mittag um 12 Uhr vor der Mevlana-Moschee in der Industriestraße in Friesenheim. Etwa 3000 waren gekommen, um Ismail Torun zu betrauern. Bereits am späten Freitagabend hatte Ender Önder, der Vorsitzende des Türkisch-deutschen Unternehmerverbands (TDU) Rheinland-Pfalz, auf seiner Facebook-Seite den Tod des Ludwigshafener Unternehmers bestätigt. Stunden zuvor war in der Nähe von Bad Dürkheim eine Leiche entdeckt worden (wir berichteten in der RHEINPFALZ am SONNTAG). Doch die Polizei machte am Wochenende keine weiteren Angaben zu dem Fall. Beamte in Bad Dürkheim und im Polizeipräsidium Rheinpfalz in Ludwigshafen verwiesen auf die Staatsanwaltschaft Frankenthal. Sie wird heute Vormittag eine Pressemitteilung zu dem Fall veröffentlichen. Trotzdem verdichteten sich gestern die Hinweise darauf, dass in dem Waldstück bei Bad Dürkheim tatsächlich Toruns Leichnam gefunden worden ist. Türkischen Medienberichten und RHEINPFALZ-Informationen zufolge war der Unternehmer einige Tage zuvor entführt worden. Telefonisch soll er versucht haben, von Freunden etwa eine Million Euro zu bekommen. Mittlerweile sollen mehrere türkischstämmige Verdächtige festgenommen worden sein. Vor der Mevlana-Moschee war die Anteilnahme gestern Mittag groß. Vor dem Totengebet würdigten mehrere Redner Toruns Aktivitäten in der Region: Er habe immer ein offenes Ohr für soziale und religiöse Hilfsprojekte gehabt und solche Initiativen auch finanziell unterstützt. An der Zeremonie nahm auch der türkische Generalkonsul aus Mainz, Arif Eser Torun, teil. Er würdigte in seiner kurzen Ansprache die unternehmerischen und gesellschaftlichen Leistungen in Ludwigshafen und versprach: „Wir werden an der Sache dranbleiben, bis die Verantwortlichen für diese abscheuliche Tat gefasst und ihrer gerechten Strafe zugeführt werden.“ Bei der Trauerfeier in Ludwigshafen hieß es außerdem, der Leichnam solle nun nach Samsun an der Schwarzmeerküste überführt werden. Das ist die Heimatstadt der Familie Torun. Viele Menschen haben auch im sozialen Netzwerk Facebook Abschied von Ismail Torun genommen. Auf der Seite der Mevlana-Moschee hinterließen über 40 Nutzer in türkischer Sprache Beileidsbekundungen. Sie schrieben beispielsweise, dass Gott seiner Seele gnädig sein möge. Sie wünschten seiner Familie und den Hinterbliebenen außerdem viel Kraft und Geduld. Ismail Torun lebte seit etwa 40 Jahren in Deutschland. Er war Gründer und Geschäftsführender Gesellschafter der Torun Group GmbH mit Sitz in Ludwigshafen. Das mittelständische Unternehmen ist in unterschiedlichen Bereichen tätig. Dazu gehören Isoliertechnik, Industrieservice, Baustoffe und Gerüstbau. Nach eigenen Angaben hat das Unternehmen um die 200 Mitarbeiter. Torun war außerdem Gründungsmitglied des TDU und später Aufsichtsratsmitglied. Dort tauschen sich Geschäftsleute unterschiedlicher Branchen aus. Die Vereinigung wurde im Oktober 2010 gegründet, Mitte 2016 hatte der Verein über 120 Mitglieder. Daneben war Ismail Torun auch Mitglied im Unternehmerverband Müsiad Mannheim/Rhein-Neckar. Auch im sportlichen Bereich hat er sich engagiert, so etwa beim Türkisch-Deutschen Sportverein (TDSV) Mutterstadt, den die Verantwortlichen jedoch Anfang 2016 vom Spielbetrieb abgemeldet hatten.

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