Rheinpfalz „Pyrotechnik ist kein Verbrechen“

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Lauterecken. Die Staatsanwaltschaft hält sich im Fall des jungen Mannes aus Lauterecken, bei dem über 100 Kilogramm Explosivstoffe gefunden wurden, bedeckt. Der 18-Jährige sowie ein 24-Jähriger aus Nordrhein-Westfalen befinden sich weiter hinter Gittern.

Die Ermittler gehen davon aus, dass das Duo einen Anschlag an Silvester in Kaiserslautern geplant hatte (wir berichteten). Zwar klickten schon vorher die Handschellen, dennoch kam es zu einer Explosion in Kaiserslautern. In der Silvesternacht detonierte in der Innenstadt ein Mülleimer. Und zwar so gewaltig, dass das Schaufenster eines angrenzenden Geschäftes zerbarst. Im Polizeibericht der Silvesternacht hieß es, ein Böller sei dafür verantwortlich. Die Staatsanwaltschaft hat nun auf Anfrage mitgeteilt, dass die Sonderkommission, die wegen der Sprengstofffunde ermittelt, prüft, ob diese Explosion in Zusammenhang mit dem Ermittlungsverfahren stehen könnte. „Derzeit liegen aber keinerlei Anhaltspunkte vor, die für einen solchen Zusammenhang sprechen“, informiert der Leitende Oberstaatsanwalt von Zweibrücken, Martin Graßhoff. Nach wie vor gehen die Ermittler der Frage nach, ob die beiden Verhafteten einer rechten Gruppierung zuzuordnen sind. Das Nachrichtenmagazin „Spiegel“ berichtet, dass der Lauterecker sich im Sommer mit Mitgliedern der rechtsradikalen „Oldschool Society“ (OSS) getroffen haben soll. Allerdings sind die führenden Köpfe dieser Verbindung seit Mai 2015 hinter Gittern. Wer sich im Internet umschaut, erfährt einiges über den jungen Lauterecker. In Facebook finden sich etliche Fotos von ihm. Auf einer Abbildung vom 20. Juli präsentiert er seinen Arm. Darauf befindet sich eine Tätowierung, die einen explodierenden Böller zeigt. Auf dem Kracher steht „pyro 4 life“. Seine Freundin kommentiert das mit den Worten: „passt zu dir“. Die Tätowierung ist nicht die einzige Spur, die darauf hinweist, dass er ein Faible für Explosives hat. Am 22. September schreibt der Lauterecker: „Pyrotechnik ist kein Verbrechen“. Unter seinen über 1500 Facebook-Freunden finden sich etliche, die seine Leidenschaft teilen, manche betreiben sogar einen Versandhandel für Pyrotechnik. Darunter ist auch ein Shop, der Böller von Polen aus vertreibt. Dort ist Pyrotechnik auf dem Markt, die in Deutschland nur schwer zu bekommen ist. Der 18-jährige Maurer ist zudem Mitglied in einer Facebook-Gruppe weltweiter Feuerwerkfanatiker. Hinter dem unscheinbaren Äußeren des Westpfälzers verstecken sich offenbar bedrückende Gedanken. Er hört Lieder, in denen es heißt: „Du springst vom Abgrund, spürst keinen Schmerz mehr und kein Leid“ oder: „Dieses Leben kann dir nichts mehr bieten, du hast ja alles verloren.“ Außerdem gefällt ihm offenbar Musik von Bands, die der rechten Szene zuzuordnen sind, wie etwa „Sturmrebellen“. Über sich selbst schreibt er: „Was die Leute von mir denken, ist mir völlig scheißegal!“ An anderer Stelle heißt es: „Ich bin wie ich bin und werd mich für niemanden verändern. Wenn Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht !!!“ Allerdings befassen sich seine Posts nicht immer nur mit Pyrotechnik oder rechtem Gedankengut. Ende 2014 suchte er jemanden, dem er sein Meerschweinchen schenken konnte. Dafür habe er keine Zeit mehr. |gana

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