Rheinland-Pfalz Neun Wurstmarkttage reichen nicht

Für echte Wurstmarktgänger gibt es kein schlechtes Wetter ...
Für echte Wurstmarktgänger gibt es kein schlechtes Wetter ...

Man sagt den Dürkheimern gerne nach, dass sie vom Feiern einfach nicht genug bekommen können. Weshalb weder der prallvolle Weinfest- und Kerwekalender von Mai bis Oktober noch gegenwärtig der Wurstmarkt als grandioser Höhepunkt mit neun Tagen und Nächten ausreichen, ihre Lust auf Schoppen und Schorle zu stillen.

Wetterroulette

Was natürlich auch für die vielen Dürkheim- und Wuma-Freunde von fern und vor allem von nah gilt, die sich dort just in dieser Woche wieder wie zu Hause fühlen. „Hoscht du kää Bett dehääm?“ ist denn auch eine oft gestellte Frage auf dem Festplatz. Die nagende Unruhe, zu Hause womöglich etwas zu verpassen, ist in gleichem Maße ausgeprägt wie die Leidensfähigkeit, sich selbst von Dauerregen oder gar Sturmtiefs nicht von den Brühlwiesen zwischen Fass und Saline fern halten zu lassen. Und so rückten wenige Stunden, nachdem eine Windböe am Mittwoch in den Schubkärchlern zwei Dachplanen verweht hatte, zum Auftakt der beiden „Zwischentage“ erneut einige Hundert in den Ständen zusammen. Um in Wollpulli und Winterjacke hinter zugezogenen Vorhängen ein lauschiges Prosit der Ungemütlichkeit auszubringen. Am Donnerstagabend nach Redaktionsschluss dürfte es ungeachtet des Wetterroulettes den Tag über erfahrungsgemäß nicht anders gewesen sein. Zumal donnerstags neben den Pfalztreffen von Feuerwehrleuten und Pfadfindern auch die von (Sport-)Vereinen und anderen Gruppierungen Tradition sind.

Strenge Regeln definiert

Bei den Einheimischen handelt es sich großteils um Mitglieder des Fanclubs, der den Wurstmarkt nicht erst freitags nach dem ersten Septembersonntag jeweils wieder aufleben lässt. Sondern nach 353 Tagen Askese bereits mit dem sogenannten Ansitzen am Abend davor. Inzwischen sogar schon mittwochs. Was reine Kompensation ist. War bislang Open End gängige Praxis, so hat die Stadt erstmals strenge Regeln definiert für diese „Events“ außer der Reihe. Neben versicherungs- und haftungsrechtlichen Gründen spielte vor allem die Problematik mit der Nachtruhe eine Rolle, die sich in jüngerer Zeit zugespitzt hat. Ergo erging das Edikt: beim Ansitzen kein Ausschank mehr (aber Selbstverpflegung erlaubt), am Zwischenmarkt nur bis 21.30 Uhr (ohne weitere Eigenversorgung). Aber klipp und klar: hier wie da um 22 Uhr Zapfenstreich.

Einsichtige Stammgäste

Dem Stammgast brechen damit doch einige Stunden weg. Trotzdem zeigten sich die vereinigten Dürkheimer (siehe vorn) im Großen und Ganzen einsichtig. Problemlos und vor allem friedlich sei das Gros der Zecher um zehn Uhr aufgebrochen, sagt das Ordnungsamt. Nach und nach zumindest. Denn da war die Witterung draußen gerade noch ungemütlicher als „drinnen“. Und es galt, ein Dutzend Schorlegläser vollends zu leeren, die „Schlaue“ beim Ausrufen der letzten Runde noch geordert hatten. Die städtischen Ordnungshüter blieben noch. Bis nach elf. Bis sicher war, dass wirklich niemand mit frischen Eigenrationen zurückkehrt. Wie die nimmermüden Feierbiester da auf ihre Stunden kommen wollen, ist offen. Wo doch der heute beginnende „Nachmarkt“ ohnedies nurmehr vier Tage bis Montag dauert. Macht danach womöglich noch das Nachsitzen Schule?

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