Rheinland-Pfalz „Mehr ökonomischer Realismus“

Der Hunsrück-Nationalpark befinde sich „im Dornröschenschlaf“, sagt Gereon Haumann, Präsident des Hotel- und Gaststättenverbande
Der Hunsrück-Nationalpark befinde sich »im Dornröschenschlaf«, sagt Gereon Haumann, Präsident des Hotel- und Gaststättenverbandes in Rheinland-Pfalz.

«BAD KREUZNACH.» Zwei Jahre nach seiner Eröffnung befindet sich der rheinland-pfälzische Nationalpark im Hunsrück „im Dornröschenschlaf“, beklagt Gereon Haumann, Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) Rheinland-Pfalz. Um den zu beenden, sei „ein klares Bekenntnis der Landesregierung zu diesem Projekt nötig, das sich auch in konkret ausgestatteten Förderprogrammen niederschlägt“.

Der Nationalpark sei im Hunsrück angesiedelt worden, um die Region zu entwickeln, stellt Haumann, der auch Landesvorsitzender der CDU-Mittelstadtvereinigung ist, gegenüber der RHEINPFALZ fest. Doch die touristische Nachfrage habe nicht in dem Maße zugenommen, dass dadurch Gastronomie und Hotellerie zu Investitionen in Ausbau und Modernisierung motiviert wurden. Die Nationalparkregion werde nur dann eine Zukunft haben, wenn das Land „mit einmaligen, verlorenen Zuschüssen“ die Unternehmen unterstütze, damit sie ihr Angebot verbessern. Mit 100.000 bis 200.000 Euro pro Betrieb ließen sich die Investitionsmöglichkeiten im Gastgewerbe deutlich steigern: „Oftmals bedarf es dieses Impulses.“ Ohne ein zukunftsfähiges gastgewerbliches Angebot wird nach Überzeugung des Dehoga-Präsidenten die Gästenachfrage nicht nennenswert zulegen. Deshalb müsse auch ein Programm aufgelegt werden, mit dem professionelle Beratungsleistungen gefördert werden. Und zwar zielgerichtet nach dem Bedarf der Betriebe. „Bei aller Wertschätzung für die inhaltliche Arbeit darf der ganze Öko-Schnickschnack, der im Nationalpark betrieben wird, nicht über die bisher mangelnde wirtschaftliche Entwicklung hinwegtäuschen “, so Haumann. „Es ist ja ganz nett, wenn die Park-Ranger mit Cowboyhüten die Gäste empfangen.“ Doch deren Angebot werde kaum nachgefragt: Gerade mal 2000 Gäste haben nach Angaben des Umweltministeriums im vergangenen Jahr an den Touren der 28 Ranger teilgenommen. „Am Ende des Tages müssen die gastgewerblichen Unternehmer aber auch Geld verdienen können. Und zwar möglichst nicht unter Mindestlohnniveau.“ „Statt der grünen Träumereien sollte mehr ökonomischer Realismus im Nationalpark Einzug halten“, fügte der Dehoga-Präsident hinzu. „Ich fordere beispielsweise seit langem eine Belebung des Erbeskopf-Plateaus.“ Ausgerechnet am höchsten Berg von Rheinland-Pfalz fehle ein Übernachtungsangebot. Sollte sich kein privater Investor aus der Hotellerie finden, der dort einen Hotelbetrieb eröffnen möchte, dann könnte er sich auch eine Zusammenarbeit mit dem rheinland-pfälzischen Jugendherbergsverband vorstellen: „Warum bauen wir am Erbeskopf nicht die Nationalpark-Jugendherberge?“ Zwei Jahre nach der Park-Eröffnung liegt nach Haumanns Überzeugung im Hunsrück vieles im Argen. So wäre ein nennenswertes Nahverkehrs-Angebot von und zum Nationalpark notwendig. Statt dessen würden die Gastronomie und Hotellerie in Rheinland-Pfalz durch immer neue behördliche Auflagen und Abgaben belastet. Wenn Kommunen den Tourismus unterstützen wollen, schreite die Aufsicht unter Verweis auf ihre Haushaltsdefizite ein, weil solche Förderungen noch immer als freiwillige Leistungen eingestuft würden. Zudem fehlen laut Haumann aussagekräftige Daten, die eindeutig Auskunft über den touristischen Erfolg oder Misserfolg der Nationalparkregion geben könnten: Für die Vermarktung des Nationalparks seien zwei Tourismusregionen mit zwei separaten Geschäftsstellen (Naheland in Bad Kreuznach und Hunsrück am Hahn) zuständig. Für eine aussagekräftige Evaluierung wären aber Zahlen zur Tourismus-Entwicklung notwendig, die auf die Nationalpark-Region heruntergebrochen sind.

Informativ, aber wenig nachgefragt: An den Ranger-Touren des Nationalparks haben im vergangenen Jahr laut Ministerium 2000 Gäste
Informativ, aber wenig nachgefragt: An den Ranger-Touren des Nationalparks haben im vergangenen Jahr laut Ministerium 2000 Gäste teilgenommen.
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