Rheinland-Pfalz Königlich ins Wasser klatschen

Kommt ihm bei der Hitze ganz gelegen: RHEINPFALZ-Redakteur Christoph Hämmelmann plumpst vom aufblasbaren Paddelbrett in den Otte
Kommt ihm bei der Hitze ganz gelegen: RHEINPFALZ-Redakteur Christoph Hämmelmann plumpst vom aufblasbaren Paddelbrett in den Otterstadter Altrhein.

Die Pfalz. (Fast) unendliche Weiten, Ebenen, Berge, Wasser, Wiesen. Und viel Wald. Die RHEINPFALZ hat sich wieder auf den Weg gemacht. Kreuz und quer durch die Pfalz. In unserer Sommerserie berichten Redaktionsmitglieder, was sie bei der „Tour de Pfalz 2017“ erlebt haben. Diesmal wagt sich ein Journalist als Stehpaddler auf den Otterstadter Altrhein.

War ja irgendwie klar: Ich bin der Erste, der ins Wasser klatscht. Dabei hätte ich doch mit royaler Würde dahinzugleiten. Schließlich gilt das Stehpaddeln als eine Variante des Surfens. Auf Hawaii soll das einst, zumal in so stolz aufgerichteter Haltung, ein Privileg des Königs und seiner engsten Getreuen gewesen sein. Doch los geht es für mich ohnehin in untertänigster Manier: Anfänger haben sich bäuchlings aufs Paddelbrett zu legen und mit den Armen herumzuplanschen. So erspüren sie, wie sie die Richtung halten können. Und mit welchen Bewegungen sie sich ändern lässt.

"Stand up paddling" für Anfänger

Immerhin, die anderen müssen das genauso herausfinden wie ich. „Stand up paddling“ heißt unser sonntäglicher Ausprobierkurs – die Trendsportart hat auch einen englischen Namen, war ja irgendwie klar. Am Otterstadter Altrhein (Rhein-Pfalz-Kreis) haben sich neben mir dafür versammelt: die 46-jährige Anja aus Ludwigshafen, der ein Kollege so viel davon vorgeschwärmt hat. Sowie Martina (46), Nils (48) und Helene (13), eine Familie aus Heidelberg, die schon oft Stehpaddler auf dem Neckar bewundert hat, der aber der Fluss ein wenig zu dreckig erscheint.

Warnung vor Wind, Gewitter, Sonne

Nun allerdings zappeln wir in einem Gewässer, das zumindest in Ufernähe, nun ja, nennen wir es: dunkelgrün schillert. Doch ehe wir da hinein müssen, versichert uns unser Speyerer Stehpaddel-Lehrer Julian Gottwald: alles Natur, eigentlich sogar trinkbar. Über Gefahren spricht der 36-Jährige trotzdem, so ganz grundsätzlich. Er warnt vor Wind, Gewitter, Sonne. Verspricht uns aber, dass er in den kommenden zwei Stunden auf uns aufpassen wird. Und schickt uns dann tatsächlich raus aufs Wasser, erst bäuchlings, dann kniend, dann hockend.

Etwas zittrig in königlich stolzer Stehpose

Anschließend beordert er uns noch einmal zurück ans Ufer. Denn jetzt bekommen wird die Paddel. Und erfahren, wie wir sie zu halten und zu benutzen haben. So ausgerüstet, legen wir endgültig ab. Noch einmal alleruntertänigst liegend. Aber nur, um uns gleich darauf tatsächlich zu königlich stolzer Stehpose aufzurichten. War irgendwie klar: Als Erste traut sich Helene, die 13-Jährige. Kurz darauf zittere auch ich mich empor. Doch jetzt fangen die Probleme erst an: Damit das Brett seine Richtung hält, muss das Paddel mal links und mal rechts ins Wasser.

Mit ordentlichem Platsch ins Wasser

Dieser Wechsel klappt nur, wenn am Griff auch die beiden Hände ihre Position tauschen. Anfangs verheddere ich mich dabei, doch bald gleite ich flüssig dahin. Bis ich mich irgendwie verstochere und prompt mit ordentlichem Platsch ins Wasser plumpse. Wie gesagt: War eigentlich klar. Und beschert in der Nachmittagshitze eine Erfrischung, auf die jeder König neidisch sein kann. Blöd nur, dass man sich danach wieder bäuchlings auf das wackelige Brett zappeln muss. Das ist übrigens aufblasbar. Luftleer und zusammengerollt passt es in eine Sporttasche.

Die Ausrüstung kostet mindestens 600 Euro

Überhaupt, es gibt die Sportgeräte in verschiedenen Größen und Formen. So können sie zum Beispiel besonders schnell, besonders wendig oder besonders einfach zu lenken sein. So oder so, Julian sagt: Mindestens 600 Euro sollte man schon investieren, wenn man sich eines anschaffen will. Ausgeben kann man dieses Geld zum Beispiel in seinem Speyerer Laden „Trittbrett“. Dort werden die Bretter aber auch vermietet, mit Rabatt für Dauerkunden – deren Kreis wir Kursteilnehmer natürlich gerne vergrößern dürfen.

Anlegen neben Nacktbadern

Mittlerweile haben wir neben ein paar Nacktbadern an einer kleinen Altrhein-Insel angelegt. Und auch meine Stehpaddel-Mitschüler sind jetzt nass. Aber nur, weil sie freiwillig vom Ufer aus ins Wasser gestakst sind, um sich ein wenig abzukühlen. Danach erklärt uns Julian noch einmal genauer, wie wir unsere Paddel-Technik verbessern können. Damit wir mit ganzer Körperkraft stochern, sollen wir auf dem Rückweg die Arme durchgestreckt lassen und den Hintern ein wenig rausschieben. Wie königlich das aussieht, bleibt offen.

"Keiner fällt so schön ins Wasser wie Christoph"

Jedenfalls behauptet Julian gegen Ende, dass wir das alle schon super hinbekommen. Woraufhin ich gleich wieder vom Brett plumpse und ein Extra-Kompliment ernte: „Keiner fällt so schön ins Wasser wie Christoph.“ Nun ja, ich bin ohnehin der Einzige aus der Gruppe, der überhaupt in den Altrhein geklatscht ist. War ja irgendwie klar. Nils berichtet

Info

—Informationen zu Kursen und Zubehör: www.trittbrett-center.de. —Was am Rande des Kurses passierte, beschreibt unser Autor im Internet-Tagebuch der Redaktion: blog.rheinpfalz.de. — 25 der besten Folgen der „Tour de Pfalz“-Serien aus den Vorjahren sind in einem RHEINPFALZ-Buch versammelt: Ausflüge per Boot, zu Fuß, mit Rad, Segway oder mit dem Cabriobus, 2012, 160 Seiten, 9 Euro, ISBN 978-3-937752-21-1, im Buchhandel oder im RHEINPFALZ-Shop: shop.rheinpfalz.de/ —Die nächste Tour erscheint am 31. Juli: Abenteuer im Waldseilpark Fröhnerhof.

So geht’s: Julian Gottwald erklärt dem Journalisten, wie er den Paddelstiel halten soll.
So geht’s: Julian Gottwald erklärt dem Journalisten, wie er den Paddelstiel halten soll.
Wackelig: aufrichten auf dem Paddelbrett.
Wackelig: aufrichten auf dem Paddelbrett.
Fast geschafft: Nach zwei Kursstunden legt die Anfängergruppe wieder am Ufer an.
Fast geschafft: Nach zwei Kursstunden legt die Anfängergruppe wieder am Ufer an.
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