Rheinpfalz Der Schlagabtausch

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Mainz. Es war erst das zweite Mal in der Geschichte von Rheinland-Pfalz, dass die Spitzenkandidaten von SPD und CDU kurz vor dem Wahltag live im Fernsehen miteinander diskutierten. Ein Novum diesmal: Zwei Frauen stritten miteinander um den richtigen Kurs für das Land. Die Debatte war lebhaft, aber fair. Dreyer und Klöckner präsentierten unterschiedliche politische Vorstellungen, vermieden jedoch persönliche Attacken. Floskeln wie „komplexe Sachverhalte brauchen komplexe Antworten“ (Klöckner), aber auch ausweichende Antworten blieben dabei nicht aus. Beispielsweise als SWR-Moderator Fritz Frey nach ausbleibendem Rückenwind von der Bundes-SPD fragte. Dreyer erzählte lieber, dass Rheinland-Pfalz „sehr gut“ da stehe und lobte das Land des „großen Zusammenhalts“. Klöckner sagte: „Rot-Grün steht für Chaos in der Flüchtlingspolitik.“ Dreyer konterte, dass ihre Regierung für eine „humane Flüchtlingspolitik“ eintrete. Kein Duell ohne Regeln: Vorab hatten sich die zwei Rivalinnen um das Amt der Ministerpräsidentin mit dem Sender geeinigt, dass sie keine Unterlagen oder Spickzettel mit ins Studio nehmen. Lediglich Papier und Stifte lagen für persönliche Notizen bereit. Genutzt wurden sie nicht. Beide Frauen waren bemüht, ihre Kernbotschaften zu platzieren. Klöckner beispielsweise lobte immer wieder die Kommunen und deren Leistung. Sie kämpfe dafür, dass es den Städten im Land wieder besser gehe. Deutlich auseinander gingen die Vorstellungen von Dreyer und Klöckner beim Themenfeld Bildung. Klöckner warb für ein Landesfamiliengeld. Dreyer hingegen sprach sich für gebührenfreie Bildung von der Kita bis zur Hochschule und für eine Betreuungsgarantie ein. Die Ministerpräsidentin präsentierte sich immer wieder kämpferisch. Ihre Augen verengten sich bisweilen zu Schlitzen, wenn sie ihre Konkurrentin mit „liebe Frau Klöckner“ ansprach, um ihr dann eindringlich zu vermitteln, dass „es leider falsch ist, was Sie sagen“. Der CDU-Spitzenkandidatin warf Dreyer vor, Probleme zu schildern, die es beispielsweise bei der Integration von Flüchtlingen überhaupt nicht gebe. Eine klare Absage erteilten die beiden Frauen der AfD. Dreyer verteidigte erneut ihre Entscheidung, nächste Woche nicht an der SWR-Elefantenrunde teilzunehmen, zu der auch ein Vertreter der AfD kommen soll. Dreyer trug schwarze Hosen und schwarze Schuhe. Die Farbe ihrer Oberbekleidung warf bei den anwesenden Journalisten Fragen auf. Magenta sei es, waren die einen überzeugt, die anderen sprachen von „Fuchsie“. Pünktlich zum Beginn der Debatte sorgte die Regierungssprecherin für Aufklärung: „Cyan“ heiße der Farbton, übermittelte sie in die zum Presseraum umfunktionierte Kantine des SWR. Klöckner hatte sich für ein dunkelblaues Kostüm entschieden. Dazu schwarze Pumps und ein Oberteil in CDU-Orange, passend zum Lippenstift. Unterschiedliche Ansichten hatten Dreyer und Klöckner beim Themenfeld Wirtschaft. Während Dreyer betonte „unsere Wirtschaft ist sehr robust“, vertrat Klöckner die Auffassung, dass Rheinland-Pfalz „mehr kann“. Das Los hatte entschieden: Klöckner durfte die Debatte beginnen, dafür erhielt Dreyer das Schlusswort. Am Ende der Sitzung hatten beide Politikerinnen die Möglichkeit, 90 Sekunden in die Kamera zu sprechen und so um die Wählergunst zu werben. Klöckner nutzte das, um noch einmal ihre Kernthemen aufzugreifen: starke Kommunen, Integrationspflichtgesetz und mehr Polizisten. Dreyer betonte, dass ihr das Duell Freude bereitet habe und lobte die Bildungspolitik in Rheinland-Pfalz. Sie rief die Bürger dazu auf, ihr Wahlrecht wahrzunehmen. Zur Sache

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