Rheinland-Pfalz „Das Auge braucht was zum Vergleichen“

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„Hoch hinaus – die Pfalz!“ Das ist in diesem Jahr das Thema des großen Fotowettbewerbs für RHEINPFALZ-Leser. Die schönsten Aufnahmen erscheinen im RHEINPFALZ-Fotokalender 2017. Die zwölf Siegerbilder werden zudem mit Geldpreisen belohnt. Unsere Begleitserie zum Fotowettbewerb gibt Beispiele, wie und wo es in der Pfalz hoch hinaus geht. Heute: Ein Gespräch mit RHEINPFALZ-Fotograf Markus Hoffmann über die Frage, wie man es macht, dass auf Fotos etwas Hohes auch wirklich hoch aussieht.

Markus Hoffmann fotografiert vor allem für die RHEINPFALZ-Lokalausgabe Kusel. Im Nordpfälzer Bergland gibt es genügend Fotomotive, die Höhe haben: Windräder, Kirchtürme, der 368 Meter hohe Remigiusberg oder Burg Lichtenberg. Wie fotografiert man solche hohen Motive aber am besten? Aus der Froschperspektive, will man meinen. Doch Markus Hoffmann sagt: „Nicht unbedingt, eigentlich ist es egal, ob man von oben oder von unten fotografiert.“ Viel wichtiger sei, dass das Auge – beziehungsweise genauer das Gehirn – etwas zum Vergleichen habe. Der Profi gibt ein Beispiel: „Stellen Sie sich einen schwarzen Turm vor, ohne Fenster und ohne Stockwerke. Wenn Sie den so allein fotografieren, dann können Auge und Gehirn nicht identifizieren, wie hoch der Turm tatsächlich ist.“ Einfacher werde es schon, wenn der Turm eine von außen sichtbare Einteilung mit Stockwerken habe. Ehe jemand das Foto zu Ende betrachtet habe, habe sein Gehirn schon registriert: Stockwerke sind in der Regel drei bis vier Meter hoch, also hat der Turm vermutlich eine Höhe von 25 Metern. Genau so gut funktioniert dieser Mechanismus, wenn ein Mensch neben dem Turm steht. Als Beispiel hat Markus Hoffmann aus seinem umfangreichen Archiv ein Foto von Burg Lichtenberg mitgebracht, auf dem neben dem Turm ein Mitglied der Mittelalter-Vereinigung „Sprengelburger Ritterschaft“ steht. Warum es sogar besser sein kann, Höhe von oben zu fotografieren, demonstriert Hoffmann mit der Aufnahme eines Drachenfliegers bei Kusel: „Unten sieht man die Häuser, sie sind relativ klein, das Gehirn errechnet sich daraus den Eindruck von Höhe.“ Wenn er den Drachenflieger von unten aufgenommen hätte, dann hätte das Foto nur den Piloten und blauen Himmel gezeigt. Ein Vergleichselement hätte dann gefehlt. Und wie hat Hoffmann überhaupt den Drachenflieger von oben aufs Foto bekommen? „Ich stand oben am Startplatz“, sagt er lachend. Die richtige Welt sei dreidimensional, sagt Hofmann, Fotografie bediene aber nur zwei Dimensionen. Deshalb sei Höhe auf Fotos auch nicht einfach darzustellen. Ohne Anhaltspunkte für einen Vergleich sei dies sogar extrem schwierig. Hoffmann zeigt als Beleg dafür eine Aufnahme eines Windrades auf einem Feld: „Das kann 15 Meter hoch sein oder aber auch 150 Meter, das kann sogar fast von einer Modelleisenbahn-Anlage stammen“. Inzwischen hat Hoffmanns Gesprächspartner die Sache mit dem Vergleich gelernt und fragt: „Ganz anders würde das Foto also funktionieren, wenn ein Traktor durch das Feld fahren würde?“ „Genau“, sagt Hoffmann. Vieles von dem, was der Betrachter wahrnehme, finde eben im Gehirn statt. 22 Beispiel-Fotos hat Hoffmann zu dem Gespräch mitgebracht, 15 davon sind aus der Froschperspektive aufgenommen. Ist das also doch die sicherste Position für gute Fotos, die Höhe und Hochgefühle zeigen sollen? „Nein“, sagt Hoffmann nochmals. Das habe in vielen Fällen einfach einen praktischen Grund: „Sie haben nicht immer einen Helikopter zur Verfügung, mit dem Sie einen Kirchturm von oben fotografieren können (ros) Info —Die bisherigen Folge der Serie zum Nachlesen: www.rheinpfalz.de —Mehr über Markus Hoffmann: foto.markushoffmann.org/

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