Rheinland-Pfalz „Bekenntnis zur Demokratie“

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Herxheim (rww). Am Tag nach dem Großbrand in einer Flüchtlingsunterkunft im südpfälzischen Herxheim setzten gestern Abend die Bürger ein deutliches Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit. Nachdem am Donnerstag Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) aus Berlin an die Brandstelle geeilt war, solidarisierte sich gestern Abend auch Innenminister Roger Lewentz (SPD) mit den Herxheimer Bürgern.

„Wir nehmen das mit nach Berlin und Mainz. Sie haben hier ein offenes Bekenntnis zu Demokratie, Freiheit und ein offenes Deutschland abgegeben“, zeigte sich der Innenminister bei der gestrigen Kundgebung vor dem Herxheimer Rathaus von der großen Resonanz in der Bevölkerung beeindruckt. Was das Feuer ausgelöst hat, ist weiterhin unklar: „Die Brandursache steht noch nicht fest“, sagte die stellvertretende Leiterin der Staatsanwaltschaft Landau, Angelika Möhlig, zur RHEINPFALZ. Nachdem ein Spürhund am Donnerstag nicht auf Brandbeschleuniger angeschlagen hatte, kam gestern ein zweiter Hund zum Einsatz, der eigens aus Mainz angefordert wurde. Das große Problem, vor dem das Sonderermittlungsteam „Rennbahn“ der Kriminalpolizei steht, sei der nur „schwer begehbare Ort“, so Möhlig. Es sei eine Menge Brandschutt in dem Gebäude, der Stück für Stück abgetragen werden müsse, um eventuelle Spuren sichern zu können. Im Einsatz seien neben der Kriminalpolizei auch externe Brandsachverständige. Wann mit einem Ergebnis gerechnet werden kann, vermochte Möhlig aufgrund der schwierigen Situation nicht zu sagen. Klar sei jedoch, dass die „Arbeit mit Hochdruck“ fortgesetzt werde, auch am Wochenende. Wie gestern berichtet, waren in dem weitgehend leerstehenden Tribünengebäude neun Flüchtlinge in ehemaligen Fremdenzimmern untergebracht. Sie konnten sich vor dem Brand, der um 2.11 Uhr in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag der Polizei gemeldet wurde, rechtzeitig retten. Sie sind nun vorübergehend in einer anderen Einrichtung in Herxheim untergebracht, bis neue Wohnungen für sie gefunden sind. Bei dem Großbrand ist zudem die Kleiderkammer des DRK-Ortsvereins Herxheim verwüstet worden. Dort lagerten über 1000 sortierte Umzugskartons mit Kleidung für bis zu 800 Flüchtlinge, die in den nächsten Wochen in der geplanten Erstaufnahmeeinrichtung unweit des Waldstadions erwartet werden. Die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Trier (ADD) gab bekannt, dass die leerstehende Gewerbeimmobilie in diesem Jahr nicht mehr ihre Pforten für Flüchtlinge öffnen werde: „Die geplante Erstaufnahmeeinrichtung des Landes in Herxheim wird in diesem Jahr nicht mehr belegt werden“, erklärte ADD-Präsidentin Dagmar Barzen. Grund seien Verzögerungen bei den großflächigen Arbeiten am Flachdach, die aufgrund des nass-kühlen Wetters noch nicht hätten erledigt werden können. Ein genauer Eröffnungstermin stehe somit nicht fest. Auf die Erstaufnahmeeinrichtung war in der Nacht vom 3. auf den 4. Dezember ein Brandanschlag verübt worden. Unbekannte hatten drei Benzinkanister vom Dach aus über ein Oberlicht in das Gebäude geworfen, einer der Kanister ging in Flammen auf. Der Schaden war gering.

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