Zweibrücken Zweibrücker Krankenhauskapelle wird Ende März geschlossen

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Etwas mehr als 100 Tage ist das Evangelische Krankenhaus Vergangenheit. Nun steht fest: Ende März wird auch die Klinikkapelle schließen.

Die Krankenhauskapelle im Erdgeschoss wird Ende März geschlossen, weil sich angeblich ihr Betrieb nicht mehr lohnt. In der Vergangenheit hätten größtenteils Patienten die evangelischen Gottesdienste dort besucht, teilt der Landesverein für Innere Mission mit, dem das Klinikgebäude gehört. Seit der Landesverein das Krankenhaus geschlossen hat und es nun eine Außenstelle des katholischen Krankenhauses ist, habe sich die Zahl der Gottesdienstgänger „drastisch verringert“. „Nach gründlicher Abwägung von Bedarf und Aufwand“ werde man dieses Angebot einstellen, teilt der Landesverein auf Nachfrage mit. Der frühere Krankenhausbetreiber kündigt für die nächsten Wochen zudem „eine neue Schließ- und Klingelanlage“ an, damit nicht mehr jeder durch das große Haus geistern kann. Sie soll knapp 10 000 Euro kosten und „wie eine Gegensprechanlage in einem Wohnhaus“ funktionieren. Seit Ende des Jahres bewacht die Firma WR-Security aus Kaiserslautern, die auch schon auf dem Betzenberg für Ordnung sorgte, das frühere Evangelische − angeblich rund um die Uhr. Für den Besucher hat sich dadurch nichts geändert. Nach wie vor kann jeder ins Haus, und der Sicherheitsdienst beantwortet dieselben Fragen wie die früheren LVIM-Mitarbeiter an der Pforte. Der Landesverein hat nach eigenen Worten noch „vereinzelt Mitarbeiter am Standort Zweibrücken“, etwa für „technische Dienstleistungen“. Die Firma Datey Eyrich, die sich seit Herbst im Erdgeschoss des Krankenhauses eingemietet hatte (wir berichteten am 27. Oktober), ist zum 1. Januar in die Himmelsbergstraße umgezogen. Weshalb, sagt sie nicht. Dem Vernehmen nach ging das Unternehmen, das unter anderem Schulungen im Auftrag des Arbeitsamtes anbietet, aber nicht ganz freiwillig. Laut Landesverein wurde der auf ein Jahr angelegte Mietvertrag „im Einvernehmen beendet“. Der Landesverein erklärt, er führe weiterhin mit möglichen Mietern oder Käufern „Gespräche zur Nachnutzung des gesamten Gebäudes“. Gesucht würden „Interessenten, die ein umfassendes und überzeugendes Konzept vorlegen“. Gefunden hat sich offenbar noch niemand. Im Klinik-Gebäude herrscht nur noch im Erdgeschoss, im ersten und im dritten Stock Betrieb. Im Erdgeschoss kocht die Firma Kompacare plus für Schulen und andere Einrichtungen, und eine Physiotherapeutin hat dort ihre Praxis. Das vom LVIM betriebene Medizinische Versorgungszentrum mit Internist, Chirurgen und Frauenärzten ist vom fünften in den ersten Stock umgezogen. Die erste Etage, in der sich früher unter anderem die Notaufnahme befand, sei „noch besser für die Praxisorganisation geeignet. Außerdem verkürzen sich die Wege für unsere Patienten“, begründet der Landesverein den Umzug. Womöglich will er die Praxen im Haus einfach bündeln. Im ersten Stock sind zudem die Endoskopie-Abteilung des Nardini-Klinikums und eine Röntgenpraxis angesiedelt. Der dritte Stock ist der einzige, in dem es wie in einer Klinik zugeht. Das katholische Krankenhaus betreibt dort seit 1. Oktober eine Innere Abteilung. Die Etage hat mittlerweile einen Aufenthaltsraum für Patienten und Besucher − mit drei Bistrotischen und Stühlen, Blumen, Wasser, Kaffee aus Thermoskannen, Zeitschriften und Süßigkeiten. Als die RHEINPFALZ vorbeischaut, frühstückt dort gerade eine Schwester. „Wir haben keinen Sozialraum“, sagt sie. Die Cafeteria und das Café im Erdgeschoss sind geschlossen, seit das Evangelische Krankenhaus zum 30. September dichtgemacht hat. Überall im Haus gibt es Hinweise auf die Vergangenheit: Noch immer hängen Schilder und Pfeile im Haus herum, die jetzt ins Leere führen, noch immer stellen sich auf dem Bildschirm im Foyer Hebammen des früheren Evangelischen vor. Sie arbeiten längst woanders, weil es hier keine Geburtenabteilung mehr gibt. Im sechsten Stock beispielsweise füllt immer noch Inventar die Zimmer: Nachttische, Betten, Schränke. Mittlerweile sind im Haus mehr Türen verschlossen als Ende Oktober, als sich die RHEINPFALZ dort umsah. Am Aufzug waren inzwischen Techniker zugange: Er fährt nur noch Erdgeschoss, den ersten und den dritten Stock an; die anderen Knöpfe sind ausgeschaltet oder abgeklebt. Andere Spuren im Haus sind verschwunden: Das Buch in der Krankenhauskapelle, in dem Patienten ihre Gedanken niederschrieben − auch zur Schließung des Evangelischen − ist weg.

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