Grünstadt WC-Steine sollen gegen das "Stinke-Vieh" helfen

ASSELHEIM: Geruchs-Würfel sind wohl die Nummer eins, um Marder zu vertreiben. Volkmar Neumann bringt gleich mal ’ne Packung mit. Rosel Kaiser ist überwältigt von den 26 RHEINPFALZ-Lesern, die ihr Tipps geben, wie der ungebetene Gast verbannt werden kann. Nach dem Hinweis auf die Strafbarkeit wegen der Schonzeit verzichtet sie aber vorerst auf eine Vertreibung.

Wenn im Juli der Nachwuchs vom – bislang ja noch unbekannten – „Stinke-Vieh“ definitiv groß gezogen und die Schonzeit damit vorbei ist, kann die 72-jährige Kaiser aus dem Vollen schöpfen. Denn nach unserem Artikel „Gestank des Grauens“ hat das Telefon in der Grünstadter Lokalredaktion an den folgenden beiden Morgen kaum still gestanden. Alle kennen das Marderproblem, alle können mitfühlen, praktisch mitriechen, und alle haben Tipps, wie der ungebetene, stinkende Untermieter vom Dachboden vertrieben werden kann. Hier eine Übersicht. Pfeffer-Tipp gegen Marderbiss Die mit Abstand meisten Leser schlagen vor, dass WC-Steine ausgelegt werden. So hatte Doris Haschke vor zwei Jahren tierische Gestanksprobleme in ihrem Gartenhäuschen: „Geholfen haben da relativ schnell vier WC-Steine, die ich dort ausgelegt habe. Nach zwei Tagen war der Marder weg.“ Für den größeren Dachboden von Rosel Kaiser empfiehlt sie, sieben, acht Urinalsteine auszulegen. Auch Volkmar Neumann, Jäger aus Altleiningen, schwört aus eigener Erfahrung auf Urinalsteine. Und da er auch immer wieder Bekannten die WC-Steine besorgt, hat er gleich eine ganze Packung in die Redaktion gebracht, damit wir diese an die Asselheimerin weitergeben. Einen anderen Tipp hat Neumann für Pkw-Fahrer: „Seit 30 Jahren schütze ich erfolgreich mein Auto gegen Marderbisse. Dazu wird im Motorraum weißer Pfeffer gestreut. Wenn ein Marder einmal das scharfe Puder an der Schnauze gespürt hat, kommt er nie wieder. Deshalb bleibe ich bei der Pfeffer-Methode – auch wenn die Automechaniker das nicht so gern sehen.“ Den Tipp zur Mardervertreibung haben unlängst viele Leser in der ARD-Sendung „Wer weiß denn sowas“ gesehen und raten auch deshalb Rosel Kaiser, mehrere Klosteine über den Dachboden zu verteilen: So zum Beispiel H. H. Thielsch, Hella Ganter aus Asselheim, Hermann Kühner aus Kleinkarlbach, Rüdiger Petry aus Eisenberg, Katharina Rupp aus Mertesheim, Rosita Kaiser aus Hettenleidelheim, Magda Benz aus Biedesheim, Iris Hornberger und Günther Stahl aus Höningen. Auch Doris Drumm aus Offstein empfiehlt WC-Steine und weist zusätzlich auf einen weiteren Aspekt hin: Ein Bekannter hatte mal alle Marder-Zugänge dicht gemacht – allerdings, als das Tier noch im Speicher war. Da der Marder nicht mehr raus konnte, wurde er aggressiv und hat auf dem Dachboden gewütet. Es musste also wieder ein Loch geöffnet werden, der Marder mit WC-Steinen vertrieben und dann wieder alles dicht gemacht werden. Ist’s überhaupt ein Marder? Einige Leser raten, erst einmal zu klären, welches Tier überhaupt für den bestialischen Gestank sorgt, der vom Dachboden in die darunter liegenden Räume zieht. So auch Martin Wilderer, ein Jäger aus Bayern, der sich derzeit im Leiningerland aufhält. Noch nie habe er „solch einen Schwachsinn gelesen“, sagte Wilderer, der auch von einem Tohuwabohu von unsinnigen Maßnahmen spricht. So dürfe eine Lebendfalle nie mit dem Menschen in Kontakt kommen, um zu funktionieren. Grundsätzlich müsse doch aber erst einmal geklärt werden, was man überhaupt vertreiben wolle. Mit Schnellschüssen sei nichts zu erreichen, so Wilderer: „In der Ruhe liegt die Kraft.“ Auch Renate Biehlmaier aus Grünstadt rät, zunächst einmal zu klären, welches Tier genau den Gestank verursacht: „Wir hatten vor drei Jahren dasselbe Problem. Wie es sich dann aber rausgestellt hat, war es ein Siebenschläfer. Bei dem hat ein laut gestelltes Radio plus ganz hellem Licht geholfen, ihn aus dem Speicher zu vertreiben.“ Ähnlich war’s bei Ilse Becker aus Grünstadt. Auch bei ihr stellte sich heraus, dass es ein Siebenschläfer war, der alles verpinkelt und verkotet hat. Geholfen hat hier eine Lebendfalle mit auf Siebenschläfer zugeschnittenem Köder: Apfelschnittchen und Maiskörner. Nachdem er in die Falle gegangen ist, hat Becker den Siebenschläfer etwa 30 Kilometer entfernt ausgesetzt. Auch Karl-Heinz Schäffner aus Steinborn vermutete vor drei Jahren, dass ein Marder für den fürchterlichen Gestank sorgt: „Allerdings habe ich dann mit einer Wildkamera festgestellt, dass es Ratten waren. Das ist auch am Kot zu sehen, bei Ratten ähnlich wie bei Mäusen länglich spitz, während es bei Mardern eher ,Knoddele’ sind.“ Die Ratten wurden vertrieben, indem die Zuwegung unmöglich gemacht wurde. In dem Fall die Fall- und Lüftungsrohre mit Draht und ähnlichem verschlossen, weil die Ratten über den Kanal und die Leitungen in den Speicher kommen, nicht wie der Marder über Löcher. Dringend notwendig war es dann, die verkotete Isolation auszutauschen. Hundehaare und Hasendraht Angelika Heußer-Pabou aus Kerzenheim berichtet über genau dieselben Erlebnisse im Feriendomizil in Frankreich in der Bretagne: „Uns hat ein einfaches Hausmittel geholfen: Nehmen Sie leere Zwiebelsäckchen und füllen diese mit Hundehaaren, dann binden sie diese mit einer Schnur zu. Hängen Sie mehrere Säckchen (je mehr, je besser) auf. Es dauert eine gute Woche, dann müsste ihr Untermieter weg sein.“ Auch Helene Butz aus Sausenheim kann mit Rosel Kaiser mitfühlen, hatte sie doch vor zehn Jahren auch Marder. Damals hat sie lange Hundehaare, die Bekannte eingesammelt haben, in Tüten aufgehängt. Dann war er weg. Corinna Maus-Walter aus Wattenheim schwört ebenfalls auf Hundehaare. Dies wirke jedenfalls bei ihrem Pkw, mit dem sie ihre Hunde transportiere. Während die Marder von ihrem Auto die Pfoten lassen, würden daneben abgestellte Fahrzeuge reihenweise angeknabbert. Robert Magsamen aus Hettenleidelheim war mit Hasendraht erfolgreich, als sich früher einmal Marder über der Backstube im Dach eingenistet hatten. Anhand der Kratzspuren und der Fetzen von der isolierenden Glaswolle hat er die Laufwege lokalisiert, und diese dann überall mit Hasendraht ausgelegt: Marder laufen nicht über den Draht, das tut ihnen an den Pfote weh.“ Hildegard Holz aus Altleiningen hatte vor zwei Jahren das gleiche Problem mit dem bestialischen Gestank, denn eine Marderfamilie hatte sich – zum Glück nur – in ihrer Gartenlaube niedergelassen. Daraufhin wurden alle möglichen Schlupflöcher mit Draht dicht gemacht. Aufgrund der Unübersichtlichkeit des Kaiser-Speichers empfiehlt sie, eine Kamera aufzustellen, um genau lokalisieren zu können, wo der Marder entlang geht, rein kommt und wo die Löcher sind. Eine ganz einfache Methode Klaus Schöneberger aus Tiefenthal war vor Jahren mit relativ geringen Aufwand bei der Vertreibung erfolgreich: Zum einen soll ein grelles Licht die Nacht über den Dachboden erhellen, denn die Marder mögen keine Helligkeit. Zudem soll sogar die Treppe, die zum Dachboden führt, offen gelassen werden. Schöneberger: „Die scheuen Tiere wollen auf keinen Fall gesehen werden. Schon gar nicht von Menschen, vor dem sie mehr Angst haben als umgekehrt.“ Diese einfache Methode habe ganz schnell gewirkt. Hartmut Hager aus Altleiningen rät, intensiv nach den Gängen im Dämmmaterial zu suchen. Diese führen zum Lager, eine Art Höhle, die man zusammen mit den Gängen zerstören muss. Diese Störung könne kein Marder vertragen. Diese gründliche Maßnahme habe sich bereits bei einem Bekannten bewährt, an die meisten anderen Gegenmaßnahmen gewöhne sich der Marder dagegen schnell, so Hager. Manfred Weil aus Grünstadt würde das Gerät einsetzen, das Marder seit Jahren von seinem Auto fernhält: ein Ultraschall-Gerät. Gerd Repmann aus Grünstadt litt vor Jahren auch einmal unter dem vom Dachboden kommenden Gestank: „Schlimmer noch – der Marder hatte eine tote Ratte unter dem Dach in der Mineralwolle versteckt. Der Verwesungsgeruch war bestialisch, das Zimmer darunter nicht mehr benutzbar.“ Nach längerem Recherchieren wurde Repmann bei einer Firma Kleinlogel in Darmstadt fündig, mit Filialen zum Beispiel in Mannheim. Die angewandte Reihenfolge des Profis : Vergraulen mit einem Salz-Pfeffergemisch, das mit Druckluft im Dachbodenbereich eingebracht wird. Danach werden alle möglichen Eingänge, durch die der Marder in den Bodenbereich kommen könnte, mit einem Drahtgeflecht (zusammengerollt wie eine Eistüte) verschlossen. Repmann: „Diese Methode war bei mir sehr erfolgreich, seitdem, seit dem Jahr 2006, habe ich Ruhe.“ Zudem hat er einen Wartungsvertrag mit der Firma abgeschlossen, bei dem einmal jährlich alle Eingänge überprüft werden, ob sie noch dicht sind. (lor)

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