Speyer Speyer: Bauarbeiten an Erlus-Baustelle zu früh begonnen

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Rolf Schwarzwälder wurde am Freitag vor einer Woche unsanft und zu unchristlicher Zeit aus dem Schlaf gerissen. In Sichtweite seines Schlafzimmers in der Hermann-Wellensiek-Straße hatten lautstarke Betonarbeiten auf der Erlus-Baustelle begonnen. Eindeutig zu früh. Bauarbeiten sind nur zwischen 7 und 20 Uhr erlaubt. Die Firma hat einen Fehler eingeräumt und sich entschuldigt.

„Die Vorbereitung dieser Arbeiten – ebenfalls nicht lärmfrei – kam offenbar schon vor 4 Uhr in Gang. An Schlaf war spätestens ab 5 Uhr nicht mehr zu denken angesichts der sirenenhaft heulenden, riesigen Betonförderpumpe, dem Stampfen eines hydraulischen Verdichters im 1,5-Sekunden-Takt – vergleichbar einem Hammerwerk – und den pausenlos an- und abfahrenden, schweren Betonmischfahrzeugen. Die ganze Baustelle war über die Ausleger der Kräne taghell erleuchtet.“ So beschreibt der Anwohner in einer E-Mail an die Redaktion das Geschehen. Selbst hinter der Franz-Kirrmeier-Straße, 400 Meter Luftlinie entfernt, sei der Lärm trotz dreifach verglaster Schallschutzfenster unüberhörbar gewesen. Bis zur Mittagszeit habe die Lärmemission andauert. Für die massive nächtliche Ruhestörung gibt es nach Auffassung Schwarzwälders keine Rechtfertigung. Denn gegen 13 Uhr seien die Arbeiten beendet gewesen und das letzte Fahrzeug abgerückt. „Man hätte demnach auch zwei bis drei Stunden später beginnen können“, sagte er gegenüber der RHEINPFALZ. Überrascht von den Arbeiten zu diesem Zeitpunkt war auch die Stadt. „Wir hatten vorher von diesen nächtlichen Arbeiten keine Kenntnis. Offensichtlich wurde am Samstag der letzte Abschnitt der Bodenplatte des Quartiers ,Park Side’ fertiggestellt. Da es sich bei diesem Abschnitt um den flächenmäßig größten Abschnitt handelte, wurde der Beginn der Arbeiten auf den frühen Morgen vorverlegt“, erklärte Stadt-Pressesprecher Matthias Nowack auf Anfrage. Die Umweltabteilung habe mit der Baufirma Kontakt aufgenommen. Danach sollten die nachfolgenden und oft lärmintensiven Glättarbeiten mit dem frühen Beginn nicht zu lange in die Abendstunden hineingezogen werden. Außerdem sei die Logistik zu dieser Zeit besser zu organisieren gewesen. „Die Verantwortlichen haben sich entschuldigt. Sie versichern, dass solche Störungen künftig unterbleiben werden“, so Nowack. Die Umweltabteilung habe zudem die Bauleitung vor Ort über die rechtliche Situation unterrichtet. Sollten wider Erwarten weitere Nachtarbeiten anstehen, müssen diese vorab bei der Umweltabteilung und der zuständigen Gewerbeaufsicht in Neustadt beantragt und genehmigt werden. „Generell gilt, dass eine Baustelle an allen Werktagen – das ist auch der Samstag – zwischen 7 und 20 Uhr betrieben werden darf. Was darüber hinausgeht, bedarf der Genehmigung“, beschrieb der Stadt-Vertreter die Regelung. 2016 sei an vier Tagen eine Ausnahmegenehmigung wegen Lärms beantragt worden, in diesem Jahr habe es noch keine gegeben. Die Gewerbeaufsicht bei der Landesbehörde SGD in Neustadt kontrolliert regelmäßig die Baustelle. „Bisher gab es keine Auffälligkeiten“, sagte SGD-Sprecherin Nora Schweikert auf Anfrage. Bauherr Deutsche Wohnwerte (Heidelberg) hat die Angaben der Stadt zu dem Fall von Samstag bestätigt. „Das Bauunternehmen hat es versäumt, dies ordnungsgemäß anzumelden. Dies war ein Fehler“, sagte Geschäftsführer Thomas Dorant gestern. Anwohner Schwarzwälder hat durchaus Verständnis für Unannehmlichkeiten. Er erwartet aber: „Die Nachtruhe darf nicht dem Termindruck des Investors oder der Willkür von Bauleitung und -unternehmen geopfert werden. Damit stehe ich nicht allein. Die Behörden sind gefordert.“

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