Speyer Pfeifenputzer im Speyerer Dom

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Die Orgel auf dem Königschor im Dom muss sich gerade einem Frühjahrsputz unterziehen. Seit zwei Wochen wird das 2008 eingebaute Instrument von der Firma Klais aus Bonn gereinigt. Zuvor waren die Orgelbauer in der Elbphilharmonie.

„Kostet viel Zeit und verlangt vor allem Fingerspitzengefühl“ – Bernd Reinartz hält die Orgelpfeife wie ein Baby. Bereits die kleinste Unachtsamkeit könnte ihr schaden, erklärt der Intonatör und Orgelbauer. Bevor die eigentliche Reinigung beginnen konnte, mussten die rund 2400 Pfeifen nach und nach aus den vier Etagen der Turmstation einzeln ausgebaut und im Chorraum aufgestellt werden. Für die vierwöchigen Arbeiten werden vier Kräfte benötigt. Der Mitarbeiter, der am dünnsten ist, klettert in die Orgel und hebt die Pfeifen heraus. Unten angekommen, werden die Pfeifen aus Obstbaumholz oder einer Metalllegierung aus Zinn und Blei mit einer Art Staubsauger und vielen verschiedenen Pinseln gesäubert. „Wir reinigen quasi mit Haushaltsgegenständen, mit einfachen Mitteln“, erläutert Reinartz. Die kleinen Pfeifen sehen alle gleich aus. Laut dem Orgelbauer kann sein Team allerdings die Unterschiede erkennen, und zur Not gibt es auch Markierungen auf den Pfeifen. Vorauf es wirklich ankomme, sei der richtige Umgang. „Es ist wichtig, wie man die Pfeifen anpackt, sodass sie keine Schäden davontragen“, fügt er hinzu. Wenn bei der Reinigung doch etwas kaputt gehen sollte, wird dies in der Werkstatt repariert. Die vielen verschiedenen Textilfasern, die durch die Besucher in den Dom gelangen, und der zusätzliche Kerzenruß tragen dazu bei, dass sich der Schmutz auf die Orgelpfeifen legt. Die Fallwinde innerhalb des Domes sorgen für die ständige Bewegung der Schmutzpartikel. Alle 15 bis 20 Jahre sollte eine Orgel gereinigt werden. Für Christoph Keggenhoff, zweiter Domorganist und im Bistum der Orgelsachverständige, spielt die genaue Anzahl der Jahre keine ausschlaggebende Rolle. Um größere Schäden zu vermeiden, habe man sich nun für die Reinigung entschieden, sagt er. „Permanente Wertschätzung und eine gute Pflege sind die Voraussetzungen für eine lange Lebensdauer“, betont Keggenhoff. Wenn dies gewährleistet ist, kann eine Orgel mehrere 100 Jahre alt werden. Die Preise für die Reinigung können je nach Pfeifenanzahl variieren. Im Dom werden laut Domdekan Christoph Kohl Kosten von 30.000 Euro für die Ausreinigung und 12.000 Euro für die Reparaturen anfallen. Nach der Reinigung folgt die Intonation. Dabei wird geprüft, ob die Pfeifen zu laut oder zu leise sind. Damit kennt sich Reinartz aus, da er bereits in der Hamburger Elbphilharmonie bei der Intonation mitgearbeitet hat. „Ich komme quasi von Hamburg nach Speyer und freue mich, in so fantastischen Räumen immer wieder fantastische Arbeiten machen zu dürfen.“ Bei der Intonation benötigt er absolute Ruhe. „Wir warten, bis der Dom für Besucher geschlossen ist, um Hintergrundgeräusche zu vermeiden“, erklärt er. Im Anschluss wird die Orgel wieder gestimmt. „Wenn die Dombesucher von den Orgeltönen gerührt sind, haben wir unser Ziel erreicht“, sagt Reinartz. Am Wochenende sind die Pfeifen laut der Leiterin des Kulturmanagements des Domkapitels, Friederike Walter, nicht zu sehen.

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