Kreis Germersheim Mante rollen und Spätzle schaben

Wörth

. Fröhliches Erzählen begleitet das Kartoffelschälen, das Zwiebelschneiden und das Pfannenklappern in der Küche des Johann-Friedrich-Oberlin-Kindergartens, der derzeit im protestantischen Gemeindezentrum untergebracht ist. Die Wörther Türkin Sevda Schöffel unterhält sich mit Susanne Reichert lachend über die Kinder, die Badenerin Verena Brunsch erklärt der Venezolanerin Linel Cova das saarländische Lieblingsgericht ihres Ehemannes Timo – „Schales“ auch „Dippelappes“ genannt –, während sie die Kartoffeln in einer Art Fleischwolf klein raspelt. „Es schmeckt immer bei den Kochabenden“, schwärmen die sechs Frauen beim Gedanken an frühere Köstlichkeiten, wie türkischen Börek und thailändische Frühlingsrollen, oder spanische Paella und venezolanisches Arepa (Maisbrot). Und sie lachen über ihre schwierigen Versuche, kleine türkische Mante (Tortellini) zu rollen oder Teig für Spätzle zu schaben. „Interkulturelles Kochen“ nennt sich dieses nahrhaft-gesellige, abendliche „niederschwellige Angebot“ für die Eltern der Kindergartenkinder, das alle vier Wochen gerne besucht wird, stellt Ilona Stephany erfreut fest. „Beim gemeinsamen Kochen und Essen finden sich immer Anknüpfungspunkte, die Themen von selbst, mal sind es verschiedene Lebensmittel, mal Unterschiede und Gemeinsamkeiten in der Küche, mal wird über die Kinder erzählt, die sich inzwischen schon befreundet haben.“ Während Erwachsene mehr Impulse brauchen um Sprachprobleme und Kontakt-Hürden zu überwinden, um zusammen zu kommen, klappt beim Spielen das Freundschaften schließen sehr schnell, und zwar ohne Rücksicht auf Hautfarbe oder Nationalität. Derer gibt es im Wörther Kindergarten mindestens zehn, deshalb muss als gemeinsamer Nenner die Sprache stimmen. „Sprachen sind das Tor zur Welt“, ist Ilona Stephany überzeugt, die als Sprachförderkraft zusätzlich im Kindergarten arbeitet. Möglich macht dies ein Förderprogramm des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, nachdem der Oberlin-Kindergarten „Schwerpunkt-Kita“ ist. Etwa 30 Prozent der Kinder haben ausländische Wurzeln. „Diese Wurzeln sind für die eigene Identität der jeweiligen Nationalitäten ebenso wichtig wie die Muttersprache als ’Herzenssprache’“, meint Stephany und verweist auf die interkulturelle Arbeit im pädagogischen Konzept des Kindergartens. Weitere Ideen hat Silke Wissel schon bereit, wie die Anbringung einer großen Weltkarte im demnächst neu gestalteten Kindergarten. Und es sind immer wieder Begegnungsfeste, bei denen Darbietungen und Spezialitäten die Feste bereichern und zum Austausch anregen. „Liebe geht eben durch den Magen“- und Freundschaften wohl auch.

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