Pfalz Landauer Zoo: erste Dünengazelle geboren

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Im Landauer Zoo ist eine sehr seltene Nachzucht gelungen: Ein nur etwa zwei Kilogramm kleines Dünengazellenkitz erblickte das Licht der Welt und erscheint bisher sehr fit.

Dünengazellen-Zuchtgruppen gibt es in Europa nur im belgischen Zoo Planckendael sowie in Landau, wo seit Oktober 2014 drei grazile Weibchen einem Gazellenbock Gesellschaft leisten. Dies führte nun zu einem ersten Nachzuchterfolg. „Wichtig ist, dass kleine Gazellen gleich nach der Geburt vital sind und Aufstehversuche unternehmen, um schnell das erste Mal am Euter der Mutter zu säugen“ sagt Zoodirektor und Zootierarzt Jens-Ove Heckel. Neben der Aufnahme der so genannten Kolostralmilch, die das Jungtier nur in den ersten Lebensstunden mit wichtigen Abwehrstoffen versorgen kann, sei es auch wichtig, dass die Mutter-Kind-Bindung schnell gefestigt wird. Eine gründliche Untersuchung des Jungtieres, bei der es auch seinen Mikrochip zur Identifizierung gesetzt bekam, ergab, dass es sich um ein Männchen handelt. Dünengazellen (Gazella leptoceros) haben ursprünglich die sandigen Regionen der nördlichen und zentralen Sahara westlich des Nil besiedelt. Inzwischen leben durch extreme Bejagung und Wilderei nur noch kleine verstreute Restbestände in Algerien, Tunesien und Libyen. In der Roten Liste der Weltnaturschutzunion wird die Art als bedroht mit weiter abnehmenden Beständen gelistet. Aber auch in Zoos sind diese Tiere sehr selten. Der registrierte Weltbestand umfasst lediglich 93 Individuen. Knapp 40 leben in einer Haltungseinrichtung in den Vereinigten Arabischen Emiraten, 43 in neun amerikanischen Zoos und 16 in den beiden Europäischen Zoos. „Die genetische Basis ist leider sehr eng, zumal die europäischen und amerikanischen Dünengazellen miteinander verwandt sind“, erläutert Heckel. Sein besonderes Interesse gilt als Mitglied der Antilopen-Spezialisten-Gruppe und Vorsitzender der Antilopen- und Giraffenfachgruppe des Europäischen Zooverbands deshalb nicht nur zufällig auch dieser Tierspezies. Die derzeitige politische Situation im nördlichen Afrika stellt eine sehr hohe Herausforderung für Bemühungen um den Erhalt größerer Wildtierarten in der Wildbahn dar. Umso wichtiger sei es, dass sich seit über einem Jahrzehnt der Sahara Conservation Fund und die Sahara-Sahelo Interest Group sich speziell um die Belange des Arten- und Naturschutzes im Sahara- und Sahel-Gebiet bemühen. Sie setzen sich aus internationalen und regionalen Wissenschaftlern, Naturschützern und vielen Vertretern amerikanischer und europäischer Zoos zusammen. „Bisher sieht mit dem kleinen Jungtier alles sehr gut aus“, sagt Heckel, dennoch seien insbesondere die ersten Lebenswochen bei vergleichsweise sensiblen Pfleglingen wie Gazellen immer mit Risiken behaftet. Die Mitarbeiter des Landauer Zoos und auch die Zuchtbuchführer des Erhaltungszuchtprogramms hoffen daher, dass die erste Dünengazellennachzucht in einem deutschen Zoo seit Mitte der 1960er Jahren, als nur vorübergehend einige Tiere in den Zoos von Hannover und Gelsenkirchen lebten, erfolgreich weiter verläuft. (rhp)

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