Landau Landauer Unternehmensgruppe Kissel modernisiert seine Märkte

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„Wir sind zufrieden“, sagt Geschäftsführer Uwe Gebhardt. Bei vielen Erfolgen bleiben allerdings auch Rückschläge nicht aus.

Die mittelständische Kissel-Gruppe ist ein Ur-Landauer Gewächs. Sie hatte zuletzt mit der neun Millionen Euro teuren Erweiterung ihres SBK-Marktes und dem daran angedockten Neubau ihrer Firmenzentrale in der Johannes-Kopp-Straße auf sich aufmerksam gemacht. SBK steht für Selbstbedienungskauf. Dieses Flaggschiff der großen Märkte ist Ende 2015 in Betrieb gegangen (wobei es nie außer Betrieb war, da der Umbau bei laufendem Betrieb erfolgte), der Umzug der Verwaltung aus der Herrenbergstraße im Norden Landaus in das Gewerbegebiet am neuen Messeplatz ist reibungslos vonstatten gegangen. „Wir sind sehr zufrieden, wie sich der Standort entwickelt hat“, sagt Helmut Braun, der Vorstand der Kissel-Stiftung, die seit dem Tod von Dieter Kissel, dem letzten Mitglied der Gründerfamilie, Eigentümerin der Unternehmensgruppe ist. Diese hat rund 1100 Beschäftigte und arbeitet an weiteren Expansionsplänen. Sie hat grundsätzlich Interesse an einem Standort in Neustadt, wo ein Investor das ehemalige Karstadt- und Hertie-Gebäude mit neuem Leben füllen will. „Wir sind mit dem Entwickler in Kontakt“, bestätigt Geschäftsführer Uwe Gebhardt, aber vermutlich werde die Kernsanierung so teuer, dass die Miete zu hoch ausfallen müsste. Den Finger gestreckt hat die Kissel GmbH, die kürzlich einen Expansionsmanager eingestellt hat, auch beim Konversionsprojekt Benjamin-Franklin-Village in Mannheim. Auch dort hat sie bei Entwickler und Stadt vorgesprochen. „Ballungsräume im Umkreis von 50 bis 100 Kilometer sind für uns interessant“, bestätigt Gebhardt. Für das Pfälzer Unternehmen ist die Kurpfalz kein Neuland, sie ist bereits in Walldorf aktiv. „Wir sind ein Familienbetrieb, bei uns sind schnelle Entscheidungen möglich“, sagt Braun. Allerdings müsse das Wachstum nachhaltig sein: „Wir sind gerade 90 Jahre alt geworden, aber es soll uns auch in 90 Jahren noch geben.“ Das Unternehmen müsse keine Ausschüttungen machen und keine Banken mit Quartalszahlen begeistern, sondern sich auf Dauer am Markt behaupten. „Dem ordnen wir andere Dinge unter“, sagt Braun. Auch wenn die Frequenz bringende Südtangente nicht kommt, hat die Kissel-Gruppe Interesse am Betrieb des Lebensmittel-Nahversorgermarkts, der in der Paul-von-Denis-Straße entstehen und die Südstadt bedienen soll. Dabei gibt es zwei Haken: Erstens hat ein Entwickler eine Option aufs Baufeld; zweitens liegt der Standort dicht neben dem eigenen großen SBK-Markt. Einfach den Standort zu besetzen, um Mitbewerber fernzuhalten, entspreche nicht der Unternehmenspolitik. Solche Überlegungen könnten sich nur die Großen der Branche leisten, so Braun. „Bei uns muss sich jeder Standort rechnen“, ergänzt Gebhardt. „Wir sind immer für etwas, nicht gegen etwas. Das macht keinen Spaß“, sagt Braun schmunzelnd. Derzeit ist noch in Birkweiler im neuen Nah-und-gut-Markt (wie die kleineren Nahversorger-Märkte heißen) der Ausbau im Gang. An diesem Projekt habe das Unternehmen acht oder neun Jahre gearbeitet, sagt Braun. Innen wird der Markt sich optisch deutlich an die großen SBK-Brüder anlehnen – so, wie das nach und nach bei allen Märkten werden soll. So wie bei der Modernisierung des SBK in Edenkoben soll es an allen Standorten weitergehen – als Nächstes in Kandel und vor allem Godramstein. „Wir wollen den Kunden ganz deutlich zeigen, dass wir uns da nicht verabschieden“, sagt Gebhardt. Entsprechende Gerüchte waren wegen des Neubaus in Birkweiler im Umlauf. Ziel ist es, jedes Jahr ein bis zwei Märkte auf Vordermann zu bringen. Neu aufstellen würde sich das Unternehmen gerne auch mit seinem Markt in Landau im Horst. Der liegt in zweiter Reihe nicht optimal , aber davor gibt es eine größere, derzeit noch von einem Autohandel genutzte Fläche. Ein Neubau dort vorne sei ein Wunsch, über den das Unternehmen mit dem Eigentümer im Gespräch sei, sagt Braun. Bei vielen Erfolgen bleiben allerdings auch Rückschläge nicht aus. In Lustadt ist Kissel mit einem Nah- und-gut-Markt vertreten, aber dort soll noch ein Wasgau-Markt entstehen (wir berichteten). Der eigene Markt sei 30 Jahre alt und müsse modernisiert werden, doch „für zwei Märkte ist Lustadt zu klein“, ist Gebhardt überzeugt. Ein neuer Mitbewerber bedeute mindestens 20 Prozent Umsatzverlust. Zunächst will er zwar am Standort festhalten, aber zur Not dann auch die Reißleine ziehen. „So ein Rückzug tut weh“, sagt er. Im Gespräch war Helmut Braun auch mit den Initiatoren eines Dorfladens in Arzheim – aber rein beratend, wie er betont. Er begrüßt das Engagement und sieht es nicht als Konkurrenz. Im Gegenteil: Das eine oder andere Regal könne man sicher kostenlos zur Verfügung stellen.

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