Pfalz Helmut Kohl wird in Speyer beigesetzt

Die Entscheidung über seine letzte Ruhestätte hat der Altkanzler gemeinsam mit seiner Ehefrau Maike getroffen. Bei den Verhandlungen über das offizielle Gedenken geht es wohl auch um alte Verletzungen.

Der am vergangenen Freitag verstorbene Altbundeskanzler Helmut Kohl

wird seine letzte Ruhestätte auf dem Domkapitelsfriedhof in Speyer finden und nicht im Familiengrab der Kohls in Ludwigshafen. Das hat die Bischöfliche Pressestelle am Dienstag der RHEINPFALZ bestätigt. Kohl werde auf dem Areal des Kapitelsfriedhofs beerdigt, zu der Grabstätte werde ein Zugang vom Adenauer-Park geschaffen, sagte Pressesprecher Markus Herr. Im Adenauer-Park mit angrenzendem Kapitelsfriedhof, in dem heute noch die Domkapitulare des Bistums Speyer beerdigt werden, befand sich bis zum Ende des 19. Jahrhunderts der Friedhof der Domstadt. Über den Termin des Requiems im Dom und der Beerdigung gab die bischöfliche Pressestelle keine Auskunft. Der langjährige Vertraute Kohls, der frühere „Bild“-Chefredakteur Kai Diekmann, erklärte, dies entspreche Kohls Wunsch. „Er hat dies gemeinsam mit seiner Frau im Spätsommer 2015 entschieden, als es gesundheitlich wieder einmal sehr kritisch um ihn stand.“

Staatsakt soll am 1. Juli stattfinden

Der geplante europäische Trauerakt in Straßburg soll voraussichtlich am 1. Juli stattfinden, direkt danach ist eine Totenmesse im Speyerer Dom geplant. Nach Informationen der „Süddeutschen Zeitung“ wollen bei dem Trauerakt im Europaparlament neben Kanzlerin Angela Merkel (CDU), dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron und EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker auch alte Weggefährten sprechen. Dem Bericht zufolge sind auch der ehemalige US-Präsident Bill Clinton und der frühere spanische Ministerpräsident Felipe González als Redner vorgesehen. Beide waren Kohl über viele Jahre hinweg politisch verbunden.

Merkel: „Großes Leben“

Merkel sprach am Dienstag in einer Sitzung der Unionsfraktion, in der Kohls Leistungen gedacht wurde, nach Angaben von Teilnehmern von einem «großen Leben» ihres Vorgängers. Deutsche und europäische Einheit seien für ihn zwei Seiten einer Medaille gewesen. Kohl habe immer nach vorne geschaut. So sei seine Prophezeiung von blühenden Landschaften im Osten Deutschlands trotz der von vielen geäußerten Zweifel eingetreten.

Hannelore Kohl ist in Ludwigshafen begraben

Kohl war am Freitag im Alter von 87 Jahren nach langer Krankheit in seinem Haus in Ludwigshafen gestorben. Seine letzte Ruhestätte soll er auf einem Friedhof finden, auf dem die Mitglieder des Domkapitels beigesetzt werden. Er befindet sich auf dem Gelände des alten Friedhofs der Stadt, nimmt aber nur einen Teil davon ein. Auf dem anderen Teil befindet sich der Konrad-Adenauer-Park. Diekmann sagte, Kohls Grab werde auf dem eigentlich abgetrennten Gelände des Domkapitels sein, aber vom Adenauer-Park aus öffentlich zugänglich sein. Seine erste Frau Hannelore, die sich 2001 das Leben nahm, wurde im Familiengrab der Kohls im Ludwigshafener Stadtteil Friesenheim beigesetzt.

 Kauder: „Großartige Auszeichnung“

Die Spitze der Unionsfraktion stellte sich hinter die Pläne für einen europäischen Trauerakt. Dies sei eine «großartige Auszeichnung für Helmut Kohl», sagte Fraktionschef Volker Kauder (CDU). Er ergänzte: «Wir fühlen uns seinem Vermächtnis verpflichtet, uns um Europa zu kümmern.» Der Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion, Michael Grosse-Brömer (CDU), kündigte an, Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) werde sich auch angesichts der Tatsache, dass es keinen eigenen deutschen Staatsakt für Kohl geben werde, am Donnerstag zu Beginn der Plenarsitzung über den Ex-Kanzler äußern.

Nationalen Staatsakt wird es nicht geben

Nach einem Bericht der «Bild»-Zeitung hatte sich eine vierköpfige Delegation aus Mitarbeitern des Bundespräsidialamtes und des Bundesinnenministeriums am Montag zu Gesprächen über die Trauermodalitäten im Wohnhaus Kohls in Ludwigshafen aufgehalten. Die Zeitung zitiert einen Vertrauen des Altkanzlers mit den Worten, es sei dessen Wunsch gewesen, «als deutscher Europäer und europäischer Deutscher seinen letzten Weg» zu machen. Das Bundespräsidialamt und das Innenministerium erklärten gemeinsam, einen nationalen Staatsakt zusätzlich zum europäischen Trauerakt werde es «auf Wunsch der Witwe des Verstorbenen» nicht geben. Die «Bild»-Zeitung schrieb, für Kohls Entscheidung gegen einen deutschen Staatsakt habe es auch eine Rolle gespielt, wie die rot-grüne Nachfolge-Regierung unter SPD-Kanzler Gerhard Schröder mit ihm umgegangen sei. Hintergrund sei die Affäre um vermeintlich gelöschte Akten des Kanzleramts («Bundeslöschtage»). Dabei ging es um den Vorwurf der 1998 neugewählten rot-grünen Regierung, kurz vor der Amtsübergabe seien Unterlagen im Kanzleramt unrechtmäßig gelöscht worden. Unter Schröder war damals der heutige Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) Kanzleramtschef.  

x