Rheinland-Pfalz „Gackern, krähen, glucksen“

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Göcklingen. Beim 50. Weinfest in Göcklingen (Landkreis Südliche Weinstraße) machen sich die Besucher nicht zum Affen, sondern zum Gockel. Oder zum Huhn. Oder zum Küken. Bei der ersten offiziellen Deutschen Gockelkrähmeisterschaft kommt es nicht nur auf die Stimme der menschlichen Wettkämpfer an, sondern auch auf das Auftreten – schreiten und stolzieren sind angesagt. Julia Luttenberger hat sich mit Organisator und Moderator Gerhard Hoffmann über das lautstarke Vergnügen unterhalten.

Herr Hoffmann, bei Ihnen kräht das ganze Dorf. Warum?

Göcklingen hat als Wappentier den Gockel, seit der 750-Jahr-Feier 2004. Meine Frau und ich haben uns überlegt, Mensch, aus dem Gockel könnten wir noch viel mehr rausholen. Wir kamen auf die Idee, einen Gockelkrähwettbewerb zu machen. Im Internet haben wir gesehen, dass es das tatsächlich gibt. Für Tiere, nicht für Menschen. Wir wollten aber, dass die Leute gackern, krähen oder glucksen. Und die haben freiwillig mitgemacht? Wir haben es vor zwei Jahren auf dem Weinfest ausprobiert, mit Kindern. Die haben sich erst mal geniert. Dann haben die Eltern, die schon einen Schoppen intus hatten, mitgemacht. Das war so eine Gaudi, dass wir gesagt haben: Das müssen wir weitermachen. 2014 gibt’s das erste offizielle Wettkrähen – was ist der Unterschied zum vergangenen Jahr? Offiziell ist eine Meisterschaft nur mit Schirmherr. Also haben wir den zweiten Kräh-Wettbewerb, aber den ersten offiziellen. Schirmherr ist Dr. Thomas Gebhart von der CDU. Außerdem gibt es eine offizielle Jury. Vergangenes Jahr haben die Leute mit Applaus entschieden, was ihnen gefällt. Das war dann schon sehr Göcklinger-lastig. In der Jury sitzt unter anderem die pfälzische Weinkönigin. Wissen Sie, wie die heißt? Äh, nein. Janina Huhn. Die hat gesagt, so was Abgedrehtes hätte sie noch nie gehört, sie ist auf jeden Fall dabei. Was machen die Teilnehmer denn? Sie krähen, lassen Musik laufen und machen einen Gockeltanz. Die Gockel müssen ja beides machen: krähen und stolzieren. Wenn einer saugut kräht und einen blöden Tanz hinlegt, hat er noch lang nicht gewonnen. Ich weiß von zwei Leuten, die sich sogar extra ein Kostüm haben nähen lassen. Pflicht ist das aber nicht – wenn sich ein Teilnehmer nicht verkleiden will, ist das auch ok. Und wie schaut’s bei den Hühnern aus? Die Hühner müssen gackern, können einen Tanz machen und sich verkleiden. Wir lassen das ziemlich offen – eine Frau, die lieber krähen will, macht eben bei den Männern mit. Trainieren die Kräher denn fleißig? Der aktuelle Krähmeister, Michael Huber, übt täglich. Doch auch die anderen bereiten sich eisern vor. Es gibt da schon einige Konkurrenzgeschichten. Und passen Sie auf, was ich Ihnen jetzt sage: Nach einer offiziellen Deutschen Meisterschaft kommt was? Was Internationales? Genau, erst die Europameisterschaft und dann die Weltmeisterschaft. Das ist unser Plan für die nächsten Jahre. Die Wettbewerbe müssen dann über mehrere Tage gehen, wir müssen ja Vorentscheide machen. Wenn wir den deutschen Meister haben, heißt es noch lange nicht, dass der dann auch Europa- oder Weltmeister wird. Das muss aber alles räumlich passen, das Dorf muss mitmachen, und und und. Mit jedem Jahr wächst die Schwierigkeit, die Leute unterzubringen und zu verköstigen. Wir haben 900 Einwohner, im vergangenen Jahr waren 1500, 2000 Leute da. Das ist dann schon ne Hausnummer. Wenn dieses Mal alle Leute kommen, die sich angemeldet haben, können wir uns anschnallen. Aber nach der WM ist dann Schluss? Nein, dann kommt das Guinness-Buch der Rekorde. Wir haben hier ja die meisten Kräher und Gackerer auf einem Haufen. Die Anmeldung dauert aber fast ein Jahr ...

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