Pirmasens Eltern kann geholfen werden

91-53762487.jpg

Der Pakt für Pirmasens hat es möglich gemacht. Die Stadt Pirmasens konnte im Bereich der Jugend- und Familienbetreuung die ambulanten Hilfen ausbauen und ihnen eindeutig Vorrang geben vor stationärer Betreuung. Sie sieht sich laut Bürgermeister Peter Scheidel in diesem Bereich sehr gut aufgestellt.


Jugendamtsleiter Marko Zwick hat Zahlen zusammengestellt. Danach hatten sich die Fälle, in denen ambulante Hilfe als Familienhilfe, Erziehungsbeistand oder Betreuungshilfe gewährt wird, innerhalb von drei Jahren auf über dreihundert mehr als verdoppelt. Dagegen sind die Zahlen, in denen stationäre oder teilstationäre Hilfe geleistet wird, rückläufig. Vollzeitpflege im Heim oder in Pflegefamilien bleibt zwar unumgänglich, wenn das Wohl des Kindes innerhalb der eigenen Familie gefährdet ist. Aber mittlerweile trägt das Jugendamt verstärkt der Erkenntnis Rechnung, dass sich eine Hilfe, die sich frühzeitig an die Familie richtet und „das Übel bei den Wurzeln packt“, wirksamer und nachhaltiger auswirkt als der zu späte Eingriff, wenn sich Fehlstellungen, die jetzt noch korrigiert werden können, bereits verfestigt haben. Mit eigenen Kräften hätte das Jugendamt die personalintensiven ambulanten Hilfen in dem erreichten Umfang nicht ausbauen können. Die Stadt hat neben ehrenamtlichen Helfern die freien Träger mit ins Boot geholt. Diese haben ihre Angebote um qualifizierte Fachkräfte, vornehmlich Sozialarbeiter oder Sozialpädagogen, erweitert. Mit ihrer Unterstützung laufen beim Jugendamt zurzeit 64 sozialpädagogische Familienhilfen, 26 Erziehungsbeistandschaften und 24 Betreuungshilfen. Dabei richtet sich die sozialpädagogische Familienhilfe an die Familie als Ganzes und versucht Probleme zu lösen, die ursächlich innerhalb der Familie erwachsen. Durch intensive Betreuung und Begleitung der Familien in ihren Erziehungsaufgaben, bei der Bewältigung von Alltagsproblemen, der Lösung von Konflikten und Krisen sowie im Kontakt mit Ämtern und Institutionen versucht sie Hilfe zur Selbsthilfe zu geben. Ihre besondere Aufgabe sieht sie darin, die Bildungschancen für die Kinder zu verbessern. Bei ihren Besuchen sind Mitarbeiter wie Sozialpädagogin Anika Matheis vom Jugendamt konfrontiert mit den Folgen von Unwissenheit, Versäumnissen, mangelnder Erfahrung und unzureichender praktischer Ausbildung. So treffen sie auf Familien, die nie gelernt haben, einen Haushalt zu führen, für Ordnung und Sauberkeit zu sorgen, das Haushaltsgeld nach festgelegtem Plan zu verwalten oder sparsam und trotzdem gesund zu kochen. Angefordert wird die Hilfe nicht selten durch Schule und Kindergarten, aber auch durch die Eltern selbst, die spüren, dass manches aus dem Ruder läuft, und befürchten, dass ihnen das Kind entzogen werden könnte. Die Helfer sind in allen Fällen auf die Mithilfe der Eltern und deren Bereitschaft, zuverlässig zu kooperieren, angewiesen. In einem ersten Schritt müssen sie die Mutter (oder den Vater) häufig davon überzeugen, dass es unerlässlich ist, morgens früh genug aufzustehen, um die Kinder zur Körperpflege anhalten, ihnen ein Frühstück bereiten und sie rechtzeitig zur Schule schicken zu können. Sie werden, wenn sie auf einen verwahrlosten Haushalt treffen, auch anregen, gemeinsam einen Plan für die Hausarbeit aufzustellen, in den auch die Kinder einbezogen werden. Um den Kindern sinnvolle Freizeitbeschäftigung und Anregungen anbieten zu könnten, stellen sie Kontakte her zu Vereinen, die gute Jugendarbeit leisten. Sie beraten über Möglichkeiten finanzieller Entlastung, die aus Unkenntnis bisher noch nicht genutzt wurden. Oder verweisen auf Beratungsstellen, die Auswege aus besonders prekären Situationen wie Überschuldung zeigen. Alle Fäden laufen im Jugendamt zusammen. Hier treffen sich die Mitarbeiter zum Austausch ihrer Erfahrungen, überlegen gemeinsam, wie in schwierigen Fällen geholfen werden kann. Zeit spielt keine Rolle. Die sozialpädagogische Familienhilfe ist so gut aufgestellt, dass sie die Familien auch über lange Distanz begleiten kann um sicher zu stellen, dass die Weichen richtig gestellt sind. Wenn ein Erziehungsbeistand oder Betreuungshelfer das Kind oder den Jugendlichen bei der Bewältigung von Entwicklungsproblemen unterstützt, so geschieht auch dies unter Einbeziehung des sozialen Umfelds. (mf)

x