Frankenthal „Am Tatort treffen Welten aufeinander“

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Mehr gegenseitiges Verständnis, bessere Kommunikation und Zusammenarbeit an Unfallorten – diese Aspekte standen im Mittelpunkt einer Schulung für rund 30 Rettungskräfte von Polizei und Rotem Kreuz. Sie fand am Wochenende in der DRK-Rettungswache an der Stadtklinik statt. Auf dem Programm standen auch notfallmedizinische Übungen.

„Die Zusammenarbeit ist zurzeit sehr gut, und wir wollen, dass es so bleibt“, betonte Jörg Friedrich vom Sachbereich Einsatz der Polizeiinspektion Frankenthal. Anlass für den gemeinsamen Schulungstermin sei ein Verkehrsunfall gewesen, bei dem im Vorjahr ein Beteiligter noch am Unfallort reanimiert werden konnte. „Es lief wie im Bilderbuch, die Polizei war notfallmedizinisch gefordert und hat super reagiert“, erinnert sich Dieter Nickel, stellvertretender Leiter der DRK-Rettungswache. Stürze in der Wohnung, Herz-Kreislauf-Versagen, Verkehrsunfälle, Straftaten: Die Anlässe sind unterschiedlich, bei denen Polizei und Rettungskräfte in Frankenthal teils mehrmals täglich gemeinsam im Einsatz sind. Und jeder Einsatz hat seine eigene Dynamik. Mit der demografischen Entwicklung veränderten sich zum Teil auch die Arten der Einsätze, betonten Nickel und Friedrich. So gebe es mehr Verkehrsunfälle mit Beteiligung Älterer und zunehmend Einsätze im häuslichen Bereich wegen altersbedingter Stürze oder ungeklärter Todesursachen. Dabei müssten Rettungskräfte verstärkt auch auf Spurensicherung achten, während die Polizei mitunter notfallmedizinisch gefordert sei. Jochen Münster kennt beide Perspektiven. Der stellvertretende Dienstgruppenleiter der Polizei Frankenthal hat früher selbst noch als Rettungssanitäter beim Roten Kreuz gearbeitet. In seinem Vortrag verdeutlichte Münster die unterschiedlichen Positionen von Polizei und Rettungskräften am Einsatzort: „Am Tatort treffen zwei Welten aufeinander.“ So könne es zu Konflikten kommen, etwa wenn die Polizei den Tatort absperre, sichere und damit „einfriere“, um spätere Ermittlungen der Kriminalpolizei zu ermöglichen, die Rettungskräfte aber Platz bräuchten und Dinge verändern müssten, um ihre Arbeit zu tun. „Bei Einsätzen in Wohnhäusern wissen wir, die Treppe ist immer zu schmal, und die Wohnung ist immer zu eng.“ Die Lebensrettung hat Vorrang vor der Spurensicherung, laute das Prinzip am Einsatzort. Sind die Rettungskräfte zuerst da, solle die spätere Spurensicherung dennoch nicht darunter leiden, weshalb das Prinzip „Auge, Kamera, Hand“ gelte: Übersichtsaufnahmen per Handy-Kamera sowie Gedächtnisprotokolle hätten sich bewährt als wichtige Hilfen zur späteren Rekonstruktion der Vorgänge am Einsatzort. Dass im umgekehrten Fall auch die Polizei notfallmedizinisch gefordert sei, wie bei dem Unfall im Vorjahr, sei zwar eher die Ausnahme, aber auch da müsse jeder Handgriff sitzen. Im Anschluss an den Vortrag waren die Schulungsteilnehmer aktiv gefordert. Bei einer Reihe praktischer Rettungsübungen an der Puppe wurden Handgriffe zur erweiterten notfallmedizinischen Erstversorgung eingeübt: Arten der Lagerung wie Schocklage und stabile Seitenlage, Wiederbelebung, Herz-Lungen-Massage und die Versorgung stark blutender Wunden. Darüber hinaus lernten die Polizeibeamten einen Rettungswagen von innen kennen.

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