Rheinpfalz Das läuft am Wochenende in der Pfalz

Tipp_170303_Mariahilf_quad.jpg

Theaterpremiere, Freizeitmesse, Zauberei, großer Pop und große Oper

Theater: "Maria hilf" bei Chawwerusch in Herxheim

Drei Frauen in Bedrängnis

Dieses Geschehen, dieses Problem ist heute überall: Magdalena, Mutter und Großmutter, noch immer rüstig und unternehmungslustig, gerade im Begriff, in ein Kurbad aufzubrechen, wird vom Schlag getroffen und bleibt halbseitig gelähmt. Sie verlangt von ihrer Tochter Michaela, den Beruf aufzugeben und sich so um sie zu kümmern, wie sie selbst sich einst um ihre Mutter gekümmert hat. Für Michaela, die allein zwei Kinder großziehen muss, kommt das gar nicht in Frage. Was bleibt? Eine Polin muss ins Haus, die Magdalena versorgt, wann immer es nottut. Hinter diesen 24-Stunden-Pflege-Beschäftigungsverhältnissen mag ein ethisches Problem stecken, sie sind aber weit verbreitete gesellschaftliche Wirklichkeit, auf die das Chawwerusch-Theater sein neues Stück „Maria hilf“ baut. Geschrieben und inszeniert hat es Walter Menzlaw, dabei Erfahrungsberichte verwertend. Maria, die polnische „Perle“, Magdalena und Michaela kommen einander natürlich viel zu nahe, als dass es ohne Aggressionen abgehen könnte. Und sie kennen einander bald so gut, dass – mögen sie wollen oder nicht – andererseits auch gegenseitiges Verständnis wächst. Heiteres und Ernstes, so versichert das Chawwerusch-Ensemble, hat daher in „Maria hilf“ seinen Platz, und da die drei Frauen notgedrungen viel Zeit miteinander teilen, kommen sie irgendwann auch auf die Männer in ihrem Leben zu sprechen ... (hap) Info: »Maria hilf«: Premiere: Sa. 4.3., 20 Uhr, Herxheim, Chawwerusch-Theatersaal. Außerdem: So 5.3., 19 Uhr, Fr 10.3., 20 Uhr, Sa 11.3., 20 Uhr, So 12.3., 19 Uhr, Fr 17.3., 20 Uhr, Sa 18.3., 20 Uhr, So 19.3., 17 Uhr. Karten: www.chawwerusch.de

Freizeit-Messe: "Mototec" in Pirmasens

Bewegt ins Frühjahr

Premiere auf dem Pirmasenser Messegelände: Am 4. und 5. März gibt es hier zum ersten Mal Mototec – die Messe für mobile Freizeit. Zahlreiche Aussteller präsentieren Neues aus der Sparte Freizeitmobilität. Das sind Fahrräder, Motorräder, Roller, Quads, Cabrios, SUVs, Wohnmobile, Sportfahrzeuge und so ziemlich alles, was dazugehört: Tuning, Pflege, Accessoires, Bekleidung. Die Mototec ist aber auch Plattform für Schmuckstücke aus der US-Car-Szene, für Custombike-Besitzer, Customizer, für Oldtimer-Raritäten und entsprechende Clubs. Shows, Verlosungen und Aktionen runden das Angebot ab. Neben dem Bühnenprogramm ist auch Spaß und Spannung für Kinder versprochen, zum Beispiel mit einem Bobbycar-Parcours. (leo) Mototec – Sa/So 4./5.3., Pirmasens, Messegelände, 11-18 Uhr, 5 Euro, bis 17 Jahre frei. www.frits-messen.de

Zaubershow: Ehrlich Brothers in Mannheim, Karlsruhe und Saarbrücken

Mit Trucks statt Tigern

Ein kleines Häschen aus dem schwarzen Zylinder ziehen: Mit solch’ süßen Tricks halten sich die Ehrlich Brothers längst nicht mehr auf. Bei ihnen muss es, wie schon die ersten Shows der Zauberbrüder zeigten, groß, größer, noch größer sein. Seit 16 Jahren arbeiten die beiden als (recht komödiantisches) Duo zusammen, grenzen sich mit ihrem eigenwilligen Namen zudem von ihren sich selbst „magisch“ bezeichnenden Standesvertretern ab. Denn die Ehrlich Brothers verkörpern „Magier der modernen Art“. In ihren spektakulären Shows gibt es keinen schwarzen Frack, keine Assistentin, keine weißen Tiger. Ihre Illusionen mit Pyro- und Videotechnik spiegeln den Zeitgeist wider. Zu lauter Techno-, Rock- und Pop-Musik verbiegen sie Eisenbahnschienen, schlüpfen durch Stahlplatten, lassen aus einem Kern ein Orangenbäumchen wachsen, entsteigen mit der Harley einem überdimensionierten superflachen Tabletcomputer. Und verwandeln nun sogar einen Mini-Truck in ein acht Tonnen schweres Monstergerät! Mögen ihre Gags und Kalauer auch manchmal recht flach daherkommen, sie beherrschen die große Kunst der Illusion. (cro) Info: Ehrlich Brothers: Sa 4.3., 15/20 Uhr, Mannheim, SAP-Arena; So 5.3., 18 Uhr, Trier, Arena; Do/Fr 9./10.3., 19/20 Uhr, Stuttgart, Porsche-Arena; So 26.3., 18 Uhr, Karlsruhe, DM-Arena; Do/Fr 30./ 31.3., 19/20 Uhr, Saarbrücken, Saarlandhalle; Karten: 01806 570070

Oper: Monteverdis „Ulisse“ in Mannheim

Der Kriegsheimkehrer

Wir lauschen den Anfängen der Barockoper: Claudio Monteverdis „Il ritorno d’Ulisse in patria“, zu deutsch „Die Heimkehr des Odysseus“, 1640 für ein Opernhaus in Venedig komponiert, vermittelt stilistisch zwischen Spätrenaissance und Frühbarock. Fließend erscheinen die Übergänge zwischen dem expressiven monodischen Renaissance-Madrigal, das Monteverdi als so genannte „Seconda prattica“ ab 1600 entwickelte, und dem manchmal arios gesteigerten Rezitativ, das bereits auf die venezianische Oper in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts verweist – etwa auf Werke Pier Francesco Cavallis. Inhaltlich hielten sich Monteverdi und sein Librettist Giacomo Badoaro ziemlich exakt an Homer: Nach zehn Jahren im Krieg und anschließender zehnjähriger Irrfahrt durchs Mittelmeer gelangt Odysseus – italienisch Ulisse – endlich zurück auf seine Heimatinsel Ithaka. Von der Göttin Athene klug beraten, bleibt der Heimkehrer zunächst incognito. Als alter Bettler verkleidet tötet Odysseus die frechen Freier, die seine treue Gattin Penelope belagern. Aber erst, als Odysseus die eheliche Bettdecke zu beschreiben weiß, ist auch die Frau, die zu Beginn der Oper ihre zwanzigjährige Einsamkeit in einem wunderbaren Lamento beklagt, von der Identität des Helden überzeugt. Dieses frühe Musikdrama wollen Regisseur Markus Bothe und sein Bühnenbildner Robert Schweer am Nationaltheater Mannheim „ganz nah an uns heranrücken“. Es spielt das Spezialorchester „Il Gusto Barocco“ unter Jörg Halubeks Leitung. (kai) Info: Monteverdi: »Il ritorno d’Ulisse in patria« – Premiere: Sa 4.3., 19 Uhr, Mannheim, Nationaltheater, nächste Termine: 7., 9., 22. und 24.3., Karten: 0621 1680150

Matinee: Armida-Quartett in Pirmasens

Klassik neu erleben

„Um die Zukunft der Kammermusik müssen wir uns keine Sorgen mehr machen. Sie hat längst begonnen“, verkündete der unter anderem für einen großen Taschenbuchverlag tätige Musikjournalist Michael Wersin Anfang 2016. Anlass dieser euphorischen Entwarnung war eine CD-Veröffentlichung des Armida-Quartetts mit Streichquartetten von Mozart. Durch das Spiel des 2006 gegründeten Ensembles, so der Kritiker, werde diese Musik geradezu zum „Erlebnispark“. Für die besondere Qualität des Armida-Quartetts spricht außerdem, dass die aus Martin Funda und Johanna Staemmler (Violinen), Teresa Schwamm (Viola) und Peter-Philipp Staemmler (Cello) bestehende Formation beim ARD-Musikwettbewerb 2012 den ersten Preis sowie den Publikumspreis und sechs Sonderpreise einheimste. Doch nicht nur Ruhm und Elogen machen den Auftritt des Quartetts in Pirmasens interessant, sondern auch die Werke, die dort auf dem Programm stehen: Auf Mozarts „Jagdquartett“ (KV 458), dessen Anfangstakte tatsächlich Jagdhornschall assoziieren lassen, folgt jenes erste Streichquartett, in dem Leos Janácek 1923 versuchte, den prekären Inhalt von Tolstois Erzählung „Die Kreutzersonate“ in erregte Töne und Mosaikstrukturen voll abrupter Kontraste zu übersetzen. Teilweise noch expressiver klingt Franz Schuberts letztes und mit gut 50 Minuten auch längstes Streichquartett (D 887): Schroffe Dur-Moll-Wechsel prägen das 1826 entstandene Werk, beunruhigend nervöse Tremolo-Passagen kontrapunktieren lyrisch-zarte Melodien, sanfte Ländler-Seligkeit wird brutal von dramatischen Entladungen fortgewischt. (kai) Info: Armida-Quartett: So 5.3., 11 Uhr, Pirmasens, Festhalle, Karten: 06331 842352 und Tageskasse

Singer-Songwriter: Kat Frankie in Wiesbaden und Heidelberg

Knisternde Spannung

Sie ist auf der Bühne alles andere als eine Diva, wirkt mal zerbrechlich und scheu, mal abgeklärt mit dem streng zurückfrisierten Haar und dem schmal geschnittenen Hosenanzug. Wenn Kat Frankie aber zu singen anfängt, entwickelt sie eine atemberaubende Bühnenpräsenz, schafft eine Atmosphäre voll knisternder Spannung. Das Publikum sitzt wie magisch gefesselt mucksmäuschenstill und lauscht andächtig bis zum letzten Ton. Beeindruckend, wie sie Klangwelten erzeugt – mitunter ganz ohne Begleitinstrumente nur mit ihrem Mikro und ihrer intensiven Stimme, die Rezensenten zwischen Annie Lennox und PJ Harvey verorten. Kat Frankie ist eine Ausnahmemusikerin. Sie zeigte eine umjubelte Show bei „TV noir“ und arbeitete mit Clueso und Get Well Soon zusammen. Längst ist sie aber über das Singer-Songwriter-Lager hinaus präsent, weil sie es vermag, sich stets neu zu erfinden. Das aktuelle Album „Please Don’t Give me what I Want“ liebäugelt mit anspruchsvollem Pop und bleibt doch typisch Kat: melancholisch-nachdenklich, tiefgründig und ergreifend. (wig) Info: Kat Frankie: So 5.3., 19.30 Uhr, Wiesbaden, Kulturzentrum Schlachthof, Karten: Di 7.3., 20 Uhr, Heidelberg, Halle 02, 01806 570070

tipp_170303_mariahilf_quad_01.jpg
x