Rheinpfalz Karikaturisten: Verboten und verfolgt

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„Ich war glücklich, als mir die Nachrichtenagentur Tass für 250 Rubel eine politische Karikatur abkaufte. Als ich nachfragte, in welchen Zeitungen sie erscheint, bekam ich zur Antwort: nirgendwo. Wir kaufen sie, damit der Westen sieht, dass wir eine Demokratie sind“. Diese traurige Geschichte aus den 70er Jahren erzählt Mikhail Zlatkovsky, der bekannteste Karikaturist Russlands in dem Dokumentarfilm „Caricaturistes“ der Französin Stéphanie Valloatto.

Der heute 75-jährige, der schon viele internationale Preise bekommen hat, durfte und darf in seiner Heimat nicht publizieren. Unter Breschnew nicht, unter Putin auch nicht. Um zu überleben, fährt er nachts Taxi. Man wundert sich, dass er sich trotzdem seinen Humor bewahrt, weiterzeichnet und in dem Atelier tanzt, das er sich selbst gebaut hat. Seine Karikaturen sind böse: So zeigt er Putin gerne als Puppenspieler, der die anderen Menschen an Fäden führt. Gerne integriert er auch den Kreml als Zeichen der Korruption, erklärt er. Für ihren Film besuchte Valloatto zwölf politische Karikaturisten, darunter zwei Frauen, in zwölf Ländern. Reich ist niemand, aber alle haben ihre Ideale, auch wenn sie verfolgt werden oder Berufsverbot haben. So malt Rayma Suprani, Karikaturistin der Zeitung „El Universal“ in Venezuela, den Präsidenten Chavez mit einer Banane statt einer Nase und der Königskrone statt einem Gesicht, denn Letzteres verbietet die neue Verfassung. Der chilenische Karikaturist Pi San kann nur im Internet publizieren und die Ungerechtigkeiten der Regierung anprangern: Er tut dies mit Figuren, denen er ein Sprechblasen-Kindergesicht gibt. Nadia Khiari aus Tunesien nimmt Katzen statt Menschen und hat schon über 30.000 Facebook-Fans, denn auch sie kann nur im Internet veröffentlichen. Slim aus Algerien drohten die Fundamentalisten, so dass er ins Exil gehen musste. „Die Demokratie ist ein Kampf, jeden Tag“, sagt Plantu, der seit 40 Jahren für „Le Monde“ zeichnet. „Die Karikatur ist eine Waffe“, ergänzt Suprani. Deutsche Karikaturisten kommen nicht vor, warum auch? Der Film zeigt, dass man jenseits der Mohammed-Karikaturen in der dänischen Zeitung „Jyllands-Posten“ 2005, die eine muslemische Fatma zur Folge hatten, viel zu wenig über die schwierigen Arbeitsbedingungen von Karikaturisten redet. Andrea Dittgen

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