Rheinland-Pfalz Schokokuss um Mitternacht

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»Na, wollen wir teilen ...?«

Männer und ihr Gerät: Warum so ein stabiler Magen viel wert ist in der Dunkelheit.

Es ist kurz vor Mitternacht und die Band sitzt mal wieder nach einer enthusiastischen Probe auf der Terrasse zusammen, um noch ein Gläschen zu trinken und auszukühlen vom heißen Jazz. Der Burner, der Wolle, der Willi, der Rainer, der Pierre und der Groova. Auf dem Tisch glimmt fahl eine Packung Schokoküsse aus der Südpfalz. Unwiderstehlich. Der Groova schaut hinein und sieht: Es ist noch einer da. Scheinheilig fragt er: Will jemand? So leise, dass es keiner hören kann. Und langt nach den üblichen zehn Anstandssekunden hinein. Dass die Packung auch vergangene Woche schon dastand bei der letzten Bandprobe, hat er völlig vergessen. „Gib mir Zucker!“, schreit sein Hirn. Und er beißt hinein. Mmmhhhh. So beim zweiten Biss schmeckt es irgendwie nach Kirsche. Der säuerliche Geschmack passt aber gut zu der süßen Bombe. Komisch, denkt er noch. Wusste gar nicht, dass es die Schokoküsse aus der Südpfalz auch mit Kirschgeschmack gibt. Und mampft interessiert weiter. Irgendwie hat er das Gefühl, dass seine Hand, die das Zuckerteil hält, zu kribbeln anfängt. Sehen tut er nix. Ist ja dunkel auf der Terrasse. Er wird doch nicht zuckerkrank? Und jetzt schmeckt’s auf einmal nussig und hat Biss. Großartige Idee, denkt er, da hat sich mal jemand was einfallen lassen. Sonst sind diese Dinger immer wie cremige Pappe. Immer schlimmer kribbelt die Hand. Flash! Geht das Licht an und der Groova schaut auf die Waffel, die in seiner Hand liegt. Und er schaut auf den Tisch, über die er die Waffel hält. Mehr ist nicht mehr übrig vom Schokokuss. AMEISEN! HUNDERTE AMEISEN. Er hat gerade ihr Nest gefressen. Sie lachen. Der Burner, der Wolle, der Willi, der Rainer und der Pierre. Der Groova wirft die Waffel weg und schenkt sie den Ameisen. Die ihm den Jackenärmel hochkrabbeln, innen, oder völlig verwirrt auf dem Tisch herumwuseln. Eine Schorle, schreit der Groova, schnell eine Schorle! Man reicht sie ihm. Und dann beginnt dieses unfassbare Lauern. Da hocken sie und machen ernste, Besorgnis heuchelnde Mienen. Aber in ihren Augen steht diese schadenfrohe Mordlust, die unentwegt fragt: Und? Merkst was? Fressen sie dich von innen auf? Schlecht? Trink was. Jetzt kommt’s, oder? Ameisenbär, haha. Tschulligung. Klar, blöd gelaufen. Hätte jedem passieren können. Ist aber DIR passiert! Haha. Tschulligung. Und am nächsten Tag, morgens um 6, bekommt man die erste Whatsapp von ihnen: UND? Aber der Magen vom Groova tut ihnen diesen Gefallen nicht. Alles verdaut. Prooo-bleeem-los. Bäuerchen. Tschulligung.

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