Sport Hintergrund: Alle Jahre wieder

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Am zweiten Tag des Final Fours in Hamburg gibt es Anwesenheitspflicht. Das bedeutet: Auch die Mannschaften, die am Samstag das Halbfinale verloren haben, dürfen, besser: müssen sich das Finale anschauen und können verfolgen, wie die Cup-Gewinner siegestrunken durch die Halle hüpfen. Und sie müssen bei der Siegerehrung gute Miene zum bitteren Aus machen. Kurz nach 14 Uhr kamen gestern die Akteure der Rhein-Neckar-Löwen in die Halle, im Handgepäck eine der deftigsten Niederlagen der Klubgeschichte. Das 23:33 (16:18) gegen die SG Flensburg-Handewitt wirkte nach. Eine kleine badische Fan-Abordnung probierte es mit Galgenhumor und amüsierte andere Gäste vor der Arena. „Alle Jahre wieder, fahren wir nach Hamburg, verlieren gegen Flensburg und fahren wieder heim“, sangen sie. „Wir müssen uns bei den Fans bedanken, die das Ganze auf sich genommen haben und applaudierten, als wir zu ihnen in den Block gegangen sind. Das ist das einzig Positive. Wir hatten unsere Chancen. Alles wenn und aber nützt nichts, wir waren am Ende nicht auf Augenhöhe, auf diesem Weltklasse-Niveau kann man nicht so viele Fehler machen“, sagte Kapitän Andy Schmid nach der Demontage durch die an diesem Samstag klar besseren, fitteren, einfach breiter aufgestellten Flensburger. 40 Minuten wogte das tolle Spiel hin und her, nach dem 20:21 und der vergebenen Chance von Hendrik Pekeler waren die Löwen dem Druck der Norddeutschen nicht mehr gewachsen. „Es sah nicht gut aus von hinten“, kommentierte Mikael Appelgren die deprimierende Schlussphase. Die Körpersprache der Löwen-Spieler drückte Resignation aus. Auch bei der zehnten Pokalturnier-Teilnahme gab es nicht den erhofften, erwünschten, ja: ersehnten Coup. Flensburgs herausragender Torhüter Kevin Moeller entnervte die Löwen. „Im letzten Jahr war es eng, dieses Mal nicht“, sagte Löwen-Trainer Nikolaj Jakobsen. „Nachdem wir drei, vier Chancen vergeben haben, kam Unruhe rein. Dann verlierst du den Glauben“, erklärte er. Sportchef Oliver Roggisch kommentierte die Klatsche so: „Es ist schwer zu erklären, was nach dem 20:21 passiert ist. Der Akku war leer, der Kopf nicht frisch.“ Roggisch verwies auf die edel besetzte Bank der SG Flensburg-Handewitt. Ein renommierter Spieler wie Jim Gottfridsson, der vor zwei Jahren die Partie gegen die Löwen mit seinem Tor zum 24:23 im Halbfinale entschied, kam noch nicht einmal zum Einsatz. Die Löwen wirkten ausgebrannt. Es macht sich bemerkbar, dass das Team im Grunde seit der Weltmeisterschaft in Frankreich mit acht, neun Akteuren durchspielt. Am Samstagabend hatte keiner groß Lust, wegzugehen, die Spieler saßen im Hotel und versuchten, mit der Niederlage klar zu kommen. Bis übermorgen, 19 Uhr, muss Trainer Nikolaj Jacobsen seine Mannschaft einigermaßen in Schuss haben, dann schaut der strauchelnde Altmeister VfL Gummersbach vorbei. In der Bundesliga, nicht im Pokal. In der SAP-Arena, nicht in der Barclaycard-Arena. Eine Chance haben die Löwen, deutscher Meister 2016, noch, die Saison zu veredeln. |öpf

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