Sport „Handball braucht feste Anwurfzeiten und Spieltage“

Seit Mai 2016 bei den Löwen an Bord: Jennifer Kettemann.
Seit Mai 2016 bei den Löwen an Bord: Jennifer Kettemann.

«Mannheim.» Morgen (12.30 Uhr, SAP-Arena) treffen die Rhein-Neckar-Löwen in der Handball-Bundesliga auf den Tabellenletzten TuS N-Lübbecke. Ein großes Thema im Moment: der Terminstress. Löwen-Geschäftsführerin Jennifer Kettemann hofft auf Abhilfe.

Frau Kettemann, die Rhein-Neckar-Löwen spielen am 11. November samstags in Leipzig und am 12. November sonntags in Barcelona. Zwei Spiele binnen 24 Stunden! Und auch ansonsten ist der Stress ja groß.

Die Terminierung unserer Spiele ist ein sehr schwieriges Thema. Wie konnte das passieren? Keine Frage, hier handelt es sich um eine wohl bisher einmalige Ausnahmesituation. Der neue TV-Vertrag in Deutschland sieht zwei Spiele der Handball-Bundesliga in der ARD vor, ein Meilenstein für unsere Sportart. Ein Termin ist eben der 11. November mit unserer Partie in Leipzig. Das ist zunächst der Grund für das Spiel, der gleichzeitig eine Verlegung unseres Spiels dort ausschließt. Dazu kommen die internationalen Interessen. Das bedeutet? In allen Ländern außer Deutschland ist die Champions League das Nonplusultra, was nicht bedeuten soll, dass die Champions League für uns nicht wichtig ist. Wir haben aber auch die Bundesliga als stärkste Liga der Welt. Die ausländischen Vereine wollen die Champions-League-Partien am Wochenende spielen. Es war vorprogrammiert, dass es zu Problemen kommen wird, da es einfach zu einer Überschneidung der Interessen und Termine kommt. Eigentlich sollte unser Spiel beim FC Barcelona ebenfalls am Samstag stattfinden, wir hätten also zwei Spiele an einem Tag absolvieren müssen. Künftig muss man schauen, dass man gemeinsam Lösungen findet. War die Kommunikation der Beteiligten bisher mangelhaft? Nun ja, wir haben uns schon untereinander ausgetauscht, aber für Probleme, wie wir sie jetzt haben, benötigen wir eine grundsätzliche Lösung. Das liegt schon an den neuen Spieltagen der Bundesliga mit Donnerstag und Sonntag. Die Kommunikation war nicht mangelhaft, aber ich hätte mir teilweise mehr Rücksicht zum Wohl der Spieler und Vereine gewünscht. Ich hoffe, dass wir uns bald alle zusammensetzen. Mit Blick auf den Terminwirrwarr: Haben die deutschen Top-Klubs dem neuen Fernsehvertrag zu schnell zugestimmt? Das kann ich so nicht sagen. Ich war in diesen Prozess nicht involviert, von daher kann ich das nicht beurteilen. Ich finde den Fernsehvertrag nach wie vor sehr gut. Ich finde, dass wir uns mit unserer Sportart hier in die richtige Richtung entwickeln. Über die Ansetzung der Spiele sollte man noch mal nachdenken. Generell finde ich, dass unsere Sportart feste Anwurfzeiten und Spieltage braucht. Aber das ist doch nur Theorie. Das Löwen-Spiel in Gummersbach war statt donnerstags an einem Freitagabend … Das stimmt. Aber das ist genau die Flexibilität, die wir uns für das erste Jahr gewünscht haben. Unsere Beobachtung: Sky vertritt vor allem die eigenen Interessen. Es gilt ein Plätzchen neben dem Fußball zu finden. Ich finde es wichtiger, einen festen Termin für den Handball zu bekommen, als sich zwingend vom Fußball abzusetzen. Denn wenn wir ehrlich sind, läuft Fußball praktisch täglich im TV. Sky ist uns bereits entgegengekommen. 12.30 Uhr am Sonntag, dieser Spieltermin ist noch sehr umstritten. Ich denke, wir müssen erst einmal abwarten, wie sich die neuen Spieltage entwickeln und angenommen werden. Ich bin kein Freund davon, etwas vorschnell zu verteufeln. Man wird keinen Termin finden, der es allen Zuschauern recht macht. Ich persönlich denke, dass der Sonntag ein Termin ist, der auch für Familien interessant sein kann. Der Leidtragende all dieser Debatten ist bisher der Handball. Spitz formuliert: Die Fans sprechen nicht über den Höhenflug von Hannover-Burgdorf, sondern über die unsägliche Terminproblematik. Ja, und das finde ich sehr schade. Denn unsere Liga ist ausgeglichen und spannend wie nie. Wie könnte eine Lösung aussehen? Wo ist denn der konkrete Lösungsansatz? Feste Spieltage für die Champions League wären wichtig – und zwar so, dass sie nicht im Widerspruch zu unserem TV-Vertrag und den Spielen der Bundesliga stehen. Eine feste Anzahl von Europapokalspielen, die unter der Woche gespielt werden müssen, wäre eine Möglichkeit. Das würde auch uns mit Blick auf den Belegungsplan der SAP-Arena helfen. Es gibt für die SAP-Arena Künstler, die buchen die Halle vier Jahre im Voraus. Und da sind ja auch noch die Adler ... Wie ist die Haltung der Löwen zur angedachten Europa-Liga mit zwölf Mannschaften pro Gruppe? Ich finde es prinzipiell gut, dass man sich Gedanken um die Weiterentwicklung unserer Sportart macht. Skeptisch stehe ich der Tatsache gegenüber, dass man die Anzahl der Spiele erhöhen würde. Das kann ich nicht befürworten. Wir kritisieren ja bereits seit Langem die große Belastung für die Spieler. Auch organisatorisch kann ich mir das nur schwer vorstellen. | Interview: Udo Schöpfer

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